Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Staatshaushaltung
fen erlaubt würde; und wenn endlich die
Wundärzte diesem Körper einverleibt, die
nemliche Freiheit hätten.

* Dieses Projekt ist von langen Jahren
her durchgedacht, gewiß richtig, und
das beßte, nur die Ausführung ist schwer
und sehr langsam ins Werk zu richten.

§. 494. So wie die Medieinalpolizei sorgt;
damit der Staat nicht durch Krankheiten und
Sterben, so viel an ihr liegt, entvölkert wer-
de, so muß die politische Polizei für die
Vermehrung der Einwohner des Staates,
das ist, für die Bevölkerung sorgen.

§. 495. Das vornehmste Mittel zur Be-
völkerung ist vollkommene Gewissens- und
Gewerbfreiheit, so weit sie die Glückseligkeit
des Staates nicht hindert. Dahin gehört
vornehmlich ein durch Fabriken und Manu-
fakturen blühender Handelsstand; wo dieser
ist, da darf man für überflüssige Bevölke-
rung nicht mehr sorgen. Ferner befördert die
Vermehrung der Erwerber im Staate, wenn
die Abgaben nicht hart und drückend sind,
desgleichen wenn die vernünftigen und recht-

mäsigen
Q 2

Staatshaushaltung
fen erlaubt wuͤrde; und wenn endlich die
Wundaͤrzte dieſem Koͤrper einverleibt, die
nemliche Freiheit haͤtten.

* Dieſes Projekt iſt von langen Jahren
her durchgedacht, gewiß richtig, und
das beßte, nur die Ausfuͤhrung iſt ſchwer
und ſehr langſam ins Werk zu richten.

§. 494. So wie die Medieinalpolizei ſorgt;
damit der Staat nicht durch Krankheiten und
Sterben, ſo viel an ihr liegt, entvoͤlkert wer-
de, ſo muß die politiſche Polizei fuͤr die
Vermehrung der Einwohner des Staates,
das iſt, fuͤr die Bevoͤlkerung ſorgen.

§. 495. Das vornehmſte Mittel zur Be-
voͤlkerung iſt vollkommene Gewiſſens- und
Gewerbfreiheit, ſo weit ſie die Gluͤckſeligkeit
des Staates nicht hindert. Dahin gehoͤrt
vornehmlich ein durch Fabriken und Manu-
fakturen bluͤhender Handelsſtand; wo dieſer
iſt, da darf man fuͤr uͤberfluͤſſige Bevoͤlke-
rung nicht mehr ſorgen. Ferner befoͤrdert die
Vermehrung der Erwerber im Staate, wenn
die Abgaben nicht hart und druͤckend ſind,
desgleichen wenn die vernuͤnftigen und recht-

maͤſigen
Q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0263" n="243"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Staatshaushaltung</hi></fw><lb/>
fen erlaubt wu&#x0364;rde; und wenn endlich die<lb/>
Wunda&#x0364;rzte die&#x017F;em Ko&#x0364;rper einverleibt, die<lb/>
nemliche Freiheit ha&#x0364;tten.</p><lb/>
            <note place="end" n="*">Die&#x017F;es Projekt i&#x017F;t von langen Jahren<lb/>
her durchgedacht, gewiß richtig, und<lb/>
das beßte, nur die Ausfu&#x0364;hrung i&#x017F;t &#x017F;chwer<lb/>
und &#x017F;ehr lang&#x017F;am ins Werk zu richten.</note><lb/>
            <p>§. 494. So wie die Medieinalpolizei &#x017F;orgt;<lb/>
damit der Staat nicht durch Krankheiten und<lb/>
Sterben, &#x017F;o viel an ihr liegt, entvo&#x0364;lkert wer-<lb/>
de, &#x017F;o muß die politi&#x017F;che Polizei fu&#x0364;r die<lb/>
Vermehrung der Einwohner des Staates,<lb/>
das i&#x017F;t, fu&#x0364;r die Bevo&#x0364;lkerung &#x017F;orgen.</p><lb/>
            <p>§. 495. Das vornehm&#x017F;te Mittel zur Be-<lb/>
vo&#x0364;lkerung i&#x017F;t vollkommene Gewi&#x017F;&#x017F;ens- und<lb/>
Gewerbfreiheit, &#x017F;o weit &#x017F;ie die Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit<lb/>
des Staates nicht hindert. Dahin geho&#x0364;rt<lb/>
vornehmlich ein durch Fabriken und Manu-<lb/>
fakturen blu&#x0364;hender Handels&#x017F;tand; wo die&#x017F;er<lb/>
i&#x017F;t, da darf man fu&#x0364;r u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Bevo&#x0364;lke-<lb/>
rung nicht mehr &#x017F;orgen. Ferner befo&#x0364;rdert die<lb/>
Vermehrung der Erwerber im Staate, wenn<lb/>
die Abgaben nicht hart und dru&#x0364;ckend &#x017F;ind,<lb/>
desgleichen wenn die vernu&#x0364;nftigen und recht-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ma&#x0364;&#x017F;igen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0263] Staatshaushaltung fen erlaubt wuͤrde; und wenn endlich die Wundaͤrzte dieſem Koͤrper einverleibt, die nemliche Freiheit haͤtten. * Dieſes Projekt iſt von langen Jahren her durchgedacht, gewiß richtig, und das beßte, nur die Ausfuͤhrung iſt ſchwer und ſehr langſam ins Werk zu richten. §. 494. So wie die Medieinalpolizei ſorgt; damit der Staat nicht durch Krankheiten und Sterben, ſo viel an ihr liegt, entvoͤlkert wer- de, ſo muß die politiſche Polizei fuͤr die Vermehrung der Einwohner des Staates, das iſt, fuͤr die Bevoͤlkerung ſorgen. §. 495. Das vornehmſte Mittel zur Be- voͤlkerung iſt vollkommene Gewiſſens- und Gewerbfreiheit, ſo weit ſie die Gluͤckſeligkeit des Staates nicht hindert. Dahin gehoͤrt vornehmlich ein durch Fabriken und Manu- fakturen bluͤhender Handelsſtand; wo dieſer iſt, da darf man fuͤr uͤberfluͤſſige Bevoͤlke- rung nicht mehr ſorgen. Ferner befoͤrdert die Vermehrung der Erwerber im Staate, wenn die Abgaben nicht hart und druͤckend ſind, desgleichen wenn die vernuͤnftigen und recht- maͤſigen Q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/263
Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/263>, abgerufen am 25.11.2024.