Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.Bedürfniß-Lehre handelt, so muß man die Geschichte derMenschheit forschen, und den Menschen be- obachten, wie er im rohesten Zustande han- delt. Die Wilden sind mehr oder weniger diesem Stande nahe, kein Volk aber ist in seiner völligen Kindheit bekannt. §. 9. Ein Mensch, der seine wesentliche §. 10. Die sinnlichen Werkzeuge des Men- gens: A 3
Beduͤrfniß-Lehre handelt, ſo muß man die Geſchichte derMenſchheit forſchen, und den Menſchen be- obachten, wie er im roheſten Zuſtande han- delt. Die Wilden ſind mehr oder weniger dieſem Stande nahe, kein Volk aber iſt in ſeiner voͤlligen Kindheit bekannt. §. 9. Ein Menſch, der ſeine weſentliche §. 10. Die ſinnlichen Werkzeuge des Men- gens: A 3
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Beduͤrfniß-Lehre
handelt, ſo muß man die Geſchichte der
Menſchheit forſchen, und den Menſchen be-
obachten, wie er im roheſten Zuſtande han-
delt. Die Wilden ſind mehr oder weniger
dieſem Stande nahe, kein Volk aber iſt in
ſeiner voͤlligen Kindheit bekannt.
§. 9. Ein Menſch, der ſeine weſentliche
Beduͤrfniſſe gar nicht befriedigen kann, hoͤrt
bald auf zu leben. Wer ſie nicht voͤllig be-
friedigen kann, iſt arm. Wer ſie aber voll-
kommen befriedigen kann, der hat ſein Aus-
kommen.
§. 10. Die ſinnlichen Werkzeuge des Men-
ſchen ſind ſo eingerichtet, daß die erſchaffenen
Dinge auf ſie wirken, in dieſem Wirken aber
zugleich Veraͤnderungen in der Seele hervor-
bringen, die entweder Vergnuͤgen oder
Verdruß heißen, erſtes wird vom Menſchen
verlangt, leztes vermieden. Verlangen nach
Vergnuͤgen, wohin auch die Vermeidung des
Verdruſſes gehoͤrt, iſt Empfindung eines Man-
gels, mithin Beduͤrfniß. Da aber dieſer
Mangel nicht weſentlich, ſondern nur zufaͤl-
lig iſt, ſo ſind die Beduͤrfniſſe des Vergnuͤ-
gens:
A 3
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