Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Staatswissenschaft
nicht der Landtag zusammen tretten, als das
geschahe, auch dafür waren Mittel nöthig.

§. 381. Diese wurden auf verschiedene
Weise veranstalltet. Entweder man erwähl-
te einen geschickten Mann, der der Geseze
und des Staates kundig war, dieser konnte
aus dem Mittel der Gemeinde, oder aus
den Collegien genommen werden, man über-
trug ihm die Verwaltung der Gewalt nach
den Gesezen, die man nach Belieben und
Gutfinden mehr oder weniger einschränkte.
Er war Staatshaupt, Vorsizer in den Col-
legien, er war das in einer Person, was die
Gemeinde in vielen ist. Man nannte ihn
Richter, Hauptmann, Archon, Bürgermei-
ster, Fürst, Herzog, und sogar König, je
nachdem die gesezgebende Gewalt in seiner
Person eine Gestalt hatte.

§. 382. Auf solche Weise nähert sich die
Gemeinherrschaft der Alleinherrschaft (Mo-
narchie). Je mehr die gesezgebende Gewalt
aus dem Vielfachen ins Einfache geleitet,
und von vielen an wenige Personen überge-
ben wird, desto mehr wird sie wieder ihrem

ersten

Staatswiſſenſchaft
nicht der Landtag zuſammen tretten, als das
geſchahe, auch dafuͤr waren Mittel noͤthig.

§. 381. Dieſe wurden auf verſchiedene
Weiſe veranſtalltet. Entweder man erwaͤhl-
te einen geſchickten Mann, der der Geſeze
und des Staates kundig war, dieſer konnte
aus dem Mittel der Gemeinde, oder aus
den Collegien genommen werden, man uͤber-
trug ihm die Verwaltung der Gewalt nach
den Geſezen, die man nach Belieben und
Gutfinden mehr oder weniger einſchraͤnkte.
Er war Staatshaupt, Vorſizer in den Col-
legien, er war das in einer Perſon, was die
Gemeinde in vielen iſt. Man nannte ihn
Richter, Hauptmann, Archon, Buͤrgermei-
ſter, Fuͤrſt, Herzog, und ſogar Koͤnig, je
nachdem die geſezgebende Gewalt in ſeiner
Perſon eine Geſtalt hatte.

§. 382. Auf ſolche Weiſe naͤhert ſich die
Gemeinherrſchaft der Alleinherrſchaft (Mo-
narchie). Je mehr die geſezgebende Gewalt
aus dem Vielfachen ins Einfache geleitet,
und von vielen an wenige Perſonen uͤberge-
ben wird, deſto mehr wird ſie wieder ihrem

erſten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0209" n="189"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Staatswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft</hi></fw><lb/>
nicht der Landtag zu&#x017F;ammen tretten, als das<lb/>
ge&#x017F;chahe, auch dafu&#x0364;r waren Mittel no&#x0364;thig.</p><lb/>
            <p>§. 381. Die&#x017F;e wurden auf ver&#x017F;chiedene<lb/>
Wei&#x017F;e veran&#x017F;talltet. Entweder man erwa&#x0364;hl-<lb/>
te einen ge&#x017F;chickten Mann, der der Ge&#x017F;eze<lb/>
und des Staates kundig war, die&#x017F;er konnte<lb/>
aus dem Mittel der Gemeinde, oder aus<lb/>
den Collegien genommen werden, man u&#x0364;ber-<lb/>
trug ihm die Verwaltung der Gewalt nach<lb/>
den Ge&#x017F;ezen, die man nach Belieben und<lb/>
Gutfinden mehr oder weniger ein&#x017F;chra&#x0364;nkte.<lb/>
Er war Staatshaupt, Vor&#x017F;izer in den Col-<lb/>
legien, er war das in einer Per&#x017F;on, was die<lb/>
Gemeinde in vielen i&#x017F;t. Man nannte ihn<lb/>
Richter, Hauptmann, Archon, Bu&#x0364;rgermei-<lb/>
&#x017F;ter, Fu&#x0364;r&#x017F;t, Herzog, und &#x017F;ogar Ko&#x0364;nig, je<lb/>
nachdem die ge&#x017F;ezgebende Gewalt in &#x017F;einer<lb/>
Per&#x017F;on eine Ge&#x017F;talt hatte.</p><lb/>
            <p>§. 382. Auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e na&#x0364;hert &#x017F;ich die<lb/>
Gemeinherr&#x017F;chaft der Alleinherr&#x017F;chaft (Mo-<lb/>
narchie). Je mehr die ge&#x017F;ezgebende Gewalt<lb/>
aus dem Vielfachen ins Einfache geleitet,<lb/>
und von vielen an wenige Per&#x017F;onen u&#x0364;berge-<lb/>
ben wird, de&#x017F;to mehr wird &#x017F;ie wieder ihrem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er&#x017F;ten</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0209] Staatswiſſenſchaft nicht der Landtag zuſammen tretten, als das geſchahe, auch dafuͤr waren Mittel noͤthig. §. 381. Dieſe wurden auf verſchiedene Weiſe veranſtalltet. Entweder man erwaͤhl- te einen geſchickten Mann, der der Geſeze und des Staates kundig war, dieſer konnte aus dem Mittel der Gemeinde, oder aus den Collegien genommen werden, man uͤber- trug ihm die Verwaltung der Gewalt nach den Geſezen, die man nach Belieben und Gutfinden mehr oder weniger einſchraͤnkte. Er war Staatshaupt, Vorſizer in den Col- legien, er war das in einer Perſon, was die Gemeinde in vielen iſt. Man nannte ihn Richter, Hauptmann, Archon, Buͤrgermei- ſter, Fuͤrſt, Herzog, und ſogar Koͤnig, je nachdem die geſezgebende Gewalt in ſeiner Perſon eine Geſtalt hatte. §. 382. Auf ſolche Weiſe naͤhert ſich die Gemeinherrſchaft der Alleinherrſchaft (Mo- narchie). Je mehr die geſezgebende Gewalt aus dem Vielfachen ins Einfache geleitet, und von vielen an wenige Perſonen uͤberge- ben wird, deſto mehr wird ſie wieder ihrem erſten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/209
Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/209>, abgerufen am 24.11.2024.