weil ich selbst dadurch auf die beßte Wei- se in mein Amt eingeleitet wurde.
Und so gieng ich ans Werk; ich stell- te mir mein ehmaliges Bild wiederum leb- haft vor, sezte mich hin, und suchte es so gut zu kopiren, als ich konnte. Dar- aus ist nun dieses Lesebuch entstanden.
Jch weis gar wohl, und ich gestehe offenherzig, daß Wiederholungen und Auslassungen, wahre und unreife Säze vielleicht mit untergemischt seyn können. Allein meine Zuhörer mußten einen Leit- faden haben, den sie nicht so sehr wegen seiner Grundsäze, als vielmehr wegen seiner Ordnung bedürften: und diese hoffe ich soll in meinem Versuche unverbesser- lich seyn.
Schade ists für unsere Zeiten, daß man Lesebücher, Skizen, Versuche und Risse von Lehrgebäuden auszischt! Die Sonne der Wahrheit bricht hinter dem Lichtmeere der Erfahrungen hervor, mit der Zeit tagts, und es wird tagen, und so verschwinden alle Versuche von Lehrgebäuden vom hohen Lin- ne an, bis auf die Meinigen herun-
ter.
Vorrede
weil ich ſelbſt dadurch auf die beßte Wei- ſe in mein Amt eingeleitet wurde.
Und ſo gieng ich ans Werk; ich ſtell- te mir mein ehmaliges Bild wiederum leb- haft vor, ſezte mich hin, und ſuchte es ſo gut zu kopiren, als ich konnte. Dar- aus iſt nun dieſes Leſebuch entſtanden.
Jch weis gar wohl, und ich geſtehe offenherzig, daß Wiederholungen und Auslaſſungen, wahre und unreife Saͤze vielleicht mit untergemiſcht ſeyn koͤnnen. Allein meine Zuhoͤrer mußten einen Leit- faden haben, den ſie nicht ſo ſehr wegen ſeiner Grundſaͤze, als vielmehr wegen ſeiner Ordnung beduͤrften: und dieſe hoffe ich ſoll in meinem Verſuche unverbeſſer- lich ſeyn.
Schade iſts fuͤr unſere Zeiten, daß man Leſebuͤcher, Skizen, Verſuche und Riſſe von Lehrgebaͤuden ausziſcht! Die Sonne der Wahrheit bricht hinter dem Lichtmeere der Erfahrungen hervor, mit der Zeit tagts, und es wird tagen, und ſo verſchwinden alle Verſuche von Lehrgebaͤuden vom hohen Lin- ne an, bis auf die Meinigen herun-
ter.
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[0017]
Vorrede
weil ich ſelbſt dadurch auf die beßte Wei-
ſe in mein Amt eingeleitet wurde.
Und ſo gieng ich ans Werk; ich ſtell-
te mir mein ehmaliges Bild wiederum leb-
haft vor, ſezte mich hin, und ſuchte es
ſo gut zu kopiren, als ich konnte. Dar-
aus iſt nun dieſes Leſebuch entſtanden.
Jch weis gar wohl, und ich geſtehe
offenherzig, daß Wiederholungen und
Auslaſſungen, wahre und unreife Saͤze
vielleicht mit untergemiſcht ſeyn koͤnnen.
Allein meine Zuhoͤrer mußten einen Leit-
faden haben, den ſie nicht ſo ſehr wegen
ſeiner Grundſaͤze, als vielmehr wegen
ſeiner Ordnung beduͤrften: und dieſe hoffe
ich ſoll in meinem Verſuche unverbeſſer-
lich ſeyn.
Schade iſts fuͤr unſere Zeiten, daß
man Leſebuͤcher, Skizen, Verſuche
und Riſſe von Lehrgebaͤuden ausziſcht!
Die Sonne der Wahrheit bricht hinter
dem Lichtmeere der Erfahrungen hervor,
mit der Zeit tagts, und es wird tagen,
und ſo verſchwinden alle Verſuche
von Lehrgebaͤuden vom hohen Lin-
ne an, bis auf die Meinigen herun-
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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/17>, abgerufen am 08.07.2024.
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