Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.Vorrede fühlte ich die grose Pflicht zu untersuchen,wie weit ich einem so wichtigen Amte ge- wachsen seyn würde. Jch ordnete zusam- men, räumte auf und entdeckte unterdes- sen, daß ich zwar mit allem dem, was ich wüßte, gut anfangen, aber so nicht vollenden würde, daß ich also mit Man- neskraft würde arbeiten müssen, um mich mit Erkänntnissen zu bereichern. Und alsofort faßte ich auch den unwiederrufli- chen Schluß, meine ganze Lebenszeit auf diesen Zweck mit allen meinen Kräften zu verwenden. Das erste also, was ich that, war: ich
Vorrede fuͤhlte ich die groſe Pflicht zu unterſuchen,wie weit ich einem ſo wichtigen Amte ge- wachſen ſeyn wuͤrde. Jch ordnete zuſam- men, raͤumte auf und entdeckte unterdeſ- ſen, daß ich zwar mit allem dem, was ich wuͤßte, gut anfangen, aber ſo nicht vollenden wuͤrde, daß ich alſo mit Man- neskraft wuͤrde arbeiten muͤſſen, um mich mit Erkaͤnntniſſen zu bereichern. Und alſofort faßte ich auch den unwiederrufli- chen Schluß, meine ganze Lebenszeit auf dieſen Zweck mit allen meinen Kraͤften zu verwenden. Das erſte alſo, was ich that, war: ich
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede</hi></fw><lb/> fuͤhlte ich die groſe Pflicht zu unterſuchen,<lb/> wie weit ich einem ſo wichtigen Amte ge-<lb/> wachſen ſeyn wuͤrde. Jch ordnete zuſam-<lb/> men, raͤumte auf und entdeckte unterdeſ-<lb/> ſen, daß ich zwar mit allem dem, was<lb/> ich wuͤßte, gut anfangen, aber ſo nicht<lb/> vollenden wuͤrde, daß ich alſo mit Man-<lb/> neskraft wuͤrde arbeiten muͤſſen, um mich<lb/> mit Erkaͤnntniſſen zu bereichern. Und<lb/> alſofort faßte ich auch den unwiederrufli-<lb/> chen Schluß, meine ganze Lebenszeit auf<lb/> dieſen Zweck mit allen meinen Kraͤften zu<lb/> verwenden.</p><lb/> <p>Das erſte alſo, was ich that, war:<lb/> mir dieſen Zweck recht bekannt, und aus-<lb/> fuͤhrlich anſchaulich zu machen, ich durch-<lb/> dachte das Ganze der Kameralwiſſenſchaf-<lb/> ten, und fand eine ſolche idealiſche Schoͤn-<lb/> heit, Wahrheit und Guͤte in dieſem gan-<lb/> zen Anblicke, ein ſo herrliches Bild, ein<lb/> Lehrgebaͤude, einen Zuſammenhang des<lb/> Einzelnen und des Ganzen, daß ich glaub-<lb/> te: es koͤnne ſich keine Wiſſenſchaft in<lb/> der Welt, auſer der Mathematik, eines<lb/> ſolchen herrlichen Planes ruͤhmen. Die-<lb/> ſe unvergleichliche Schoͤnheit betrachtete<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0014]
Vorrede
fuͤhlte ich die groſe Pflicht zu unterſuchen,
wie weit ich einem ſo wichtigen Amte ge-
wachſen ſeyn wuͤrde. Jch ordnete zuſam-
men, raͤumte auf und entdeckte unterdeſ-
ſen, daß ich zwar mit allem dem, was
ich wuͤßte, gut anfangen, aber ſo nicht
vollenden wuͤrde, daß ich alſo mit Man-
neskraft wuͤrde arbeiten muͤſſen, um mich
mit Erkaͤnntniſſen zu bereichern. Und
alſofort faßte ich auch den unwiederrufli-
chen Schluß, meine ganze Lebenszeit auf
dieſen Zweck mit allen meinen Kraͤften zu
verwenden.
Das erſte alſo, was ich that, war:
mir dieſen Zweck recht bekannt, und aus-
fuͤhrlich anſchaulich zu machen, ich durch-
dachte das Ganze der Kameralwiſſenſchaf-
ten, und fand eine ſolche idealiſche Schoͤn-
heit, Wahrheit und Guͤte in dieſem gan-
zen Anblicke, ein ſo herrliches Bild, ein
Lehrgebaͤude, einen Zuſammenhang des
Einzelnen und des Ganzen, daß ich glaub-
te: es koͤnne ſich keine Wiſſenſchaft in
der Welt, auſer der Mathematik, eines
ſolchen herrlichen Planes ruͤhmen. Die-
ſe unvergleichliche Schoͤnheit betrachtete
ich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |