Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.Allgemeine genen Seelengefühle des Vergnügens,das wahre Gute und Schöne in der Na- tur, der Kunst, und im Reiche der Wahr- heiten auszusuchen, und nach diesem Ge- fühle zusammen zu sezen und hinzuord- nen, heißt ein Genie, ein Schönkünstler. Dieser seltenen Menschen hat's immer aber sparsam gegeben; in dem Theile, worinnen ein solcher hervorstach, machte er Zeitpunkt, und förderte die Kunst gewaltig. Dichtkunst, Tonkunst, Mahler- und die Bildhauerkunst jeder Zeitalter beweisen das; nicht weniger auch die Erfinder merkwürdiger Künste. §. 195. Unter alle Arten der Bedürfnis- b) Kunst-
Allgemeine genen Seelengefuͤhle des Vergnuͤgens,das wahre Gute und Schoͤne in der Na- tur, der Kunſt, und im Reiche der Wahr- heiten auszuſuchen, und nach dieſem Ge- fuͤhle zuſammen zu ſezen und hinzuord- nen, heißt ein Genie, ein Schoͤnkuͤnſtler. Dieſer ſeltenen Menſchen hat’s immer aber ſparſam gegeben; in dem Theile, worinnen ein ſolcher hervorſtach, machte er Zeitpunkt, und foͤrderte die Kunſt gewaltig. Dichtkunſt, Tonkunſt, Mahler- und die Bildhauerkunſt jeder Zeitalter beweiſen das; nicht weniger auch die Erfinder merkwuͤrdiger Kuͤnſte. §. 195. Unter alle Arten der Beduͤrfniſ- b) Kunſt-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0122" n="102"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">genen Seelengefuͤhle des Vergnuͤgens,<lb/> das wahre Gute und Schoͤne in der Na-<lb/> tur, der Kunſt, und im Reiche der Wahr-<lb/> heiten auszuſuchen, und nach dieſem Ge-<lb/> fuͤhle zuſammen zu ſezen und hinzuord-<lb/> nen, heißt ein Genie, ein Schoͤnkuͤnſtler.</hi><lb/> Dieſer ſeltenen Menſchen hat’s immer aber<lb/> ſparſam gegeben; in dem Theile, worinnen<lb/> ein ſolcher hervorſtach, machte er Zeitpunkt,<lb/> und foͤrderte die Kunſt gewaltig. Dichtkunſt,<lb/> Tonkunſt, Mahler- und die Bildhauerkunſt<lb/> jeder Zeitalter beweiſen das; nicht weniger<lb/> auch die Erfinder merkwuͤrdiger Kuͤnſte.</p><lb/> <p>§. 195. Unter alle Arten der Beduͤrfniſ-<lb/> ſe miſchte ſich von je her die Ueppigkeit (Lu-<lb/> xus): ſie ſchwaͤrmt darinnen herum, erhoͤht,<lb/> uͤberſpannt, beſtimmt und veraͤndert uͤberall<lb/> die mannigfaltigen Zubereitungen der viel-<lb/> faͤltigen Erzeugungen, und wird alſo eine<lb/> maͤchtige Triebfeder der Kunſtgewerbe, das<lb/> iſt: <hi rendition="#fr">der wahre und falſche Geſchmack<lb/> wirken mit vereinter Kraft zur Beſtim-<lb/> mung der Kuͤnſte.</hi></p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">b)</hi> Kunſt-</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0122]
Allgemeine
genen Seelengefuͤhle des Vergnuͤgens,
das wahre Gute und Schoͤne in der Na-
tur, der Kunſt, und im Reiche der Wahr-
heiten auszuſuchen, und nach dieſem Ge-
fuͤhle zuſammen zu ſezen und hinzuord-
nen, heißt ein Genie, ein Schoͤnkuͤnſtler.
Dieſer ſeltenen Menſchen hat’s immer aber
ſparſam gegeben; in dem Theile, worinnen
ein ſolcher hervorſtach, machte er Zeitpunkt,
und foͤrderte die Kunſt gewaltig. Dichtkunſt,
Tonkunſt, Mahler- und die Bildhauerkunſt
jeder Zeitalter beweiſen das; nicht weniger
auch die Erfinder merkwuͤrdiger Kuͤnſte.
§. 195. Unter alle Arten der Beduͤrfniſ-
ſe miſchte ſich von je her die Ueppigkeit (Lu-
xus): ſie ſchwaͤrmt darinnen herum, erhoͤht,
uͤberſpannt, beſtimmt und veraͤndert uͤberall
die mannigfaltigen Zubereitungen der viel-
faͤltigen Erzeugungen, und wird alſo eine
maͤchtige Triebfeder der Kunſtgewerbe, das
iſt: der wahre und falſche Geſchmack
wirken mit vereinter Kraft zur Beſtim-
mung der Kuͤnſte.
b) Kunſt-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/122 |
Zitationshilfe: | Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/122>, abgerufen am 08.07.2024. |