Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Kunstwissenschaft
nes Fürsten. Ein sehr weiser tapferer Re-
gent, der Vatter des Volkes wird geliebt;
das Andenken nach seinem Tode führt zum
Gözendienste. Modell seines ehmahligen
Körpers, seine Bildsäule oder sein Gemähl-
de, fort Abbildung geehrter und geliebter
Personen; daher Mahlerei und Bildhauer-
kunst mit ihren Zweigen.

§. 188. Allgemeine Verehrung eines Ab-
gottes an einem geheiligten Orte führt auf
den Gedanken eines ewigen Hauses, eines
langdauernden Tempels; daher Säule von
Steinen, schwere, Sturm und Gewitter
ausdauernde Gebäude, Urbegriffe von
Schönheit in solche Gebäude angebracht, um
Andacht und Vergnügen zu erwecken, erhiz-
te Einbildungskraft, die Mutter vieler Kunst-
erzeugungen.

§. 189. Schmeichelei, Stolz, Verwah-
rung für Ueberfall, Menge der Hausgenos-
sen, Liebe zur Pracht, waren die Ursachen
groser, fester und schöner Tempel lebendiger
Fürsten: daher entstanden Schlösser, Pallä-
ste und andere schöne Gebäude, und mit den-

selben
G 2

Kunſtwiſſenſchaft
nes Fuͤrſten. Ein ſehr weiſer tapferer Re-
gent, der Vatter des Volkes wird geliebt;
das Andenken nach ſeinem Tode fuͤhrt zum
Goͤzendienſte. Modell ſeines ehmahligen
Koͤrpers, ſeine Bildſaͤule oder ſein Gemaͤhl-
de, fort Abbildung geehrter und geliebter
Perſonen; daher Mahlerei und Bildhauer-
kunſt mit ihren Zweigen.

§. 188. Allgemeine Verehrung eines Ab-
gottes an einem geheiligten Orte fuͤhrt auf
den Gedanken eines ewigen Hauſes, eines
langdauernden Tempels; daher Saͤule von
Steinen, ſchwere, Sturm und Gewitter
ausdauernde Gebaͤude, Urbegriffe von
Schoͤnheit in ſolche Gebaͤude angebracht, um
Andacht und Vergnuͤgen zu erwecken, erhiz-
te Einbildungskraft, die Mutter vieler Kunſt-
erzeugungen.

§. 189. Schmeichelei, Stolz, Verwah-
rung fuͤr Ueberfall, Menge der Hausgenoſ-
ſen, Liebe zur Pracht, waren die Urſachen
groſer, feſter und ſchoͤner Tempel lebendiger
Fuͤrſten: daher entſtanden Schloͤſſer, Pallaͤ-
ſte und andere ſchoͤne Gebaͤude, und mit den-

ſelben
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0119" n="99"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kun&#x017F;twi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft</hi></fw><lb/>
nes Fu&#x0364;r&#x017F;ten. Ein &#x017F;ehr wei&#x017F;er tapferer Re-<lb/>
gent, der Vatter des Volkes wird geliebt;<lb/>
das Andenken nach &#x017F;einem Tode fu&#x0364;hrt zum<lb/>
Go&#x0364;zendien&#x017F;te. Modell &#x017F;eines ehmahligen<lb/>
Ko&#x0364;rpers, &#x017F;eine Bild&#x017F;a&#x0364;ule oder &#x017F;ein Gema&#x0364;hl-<lb/>
de, fort Abbildung geehrter und geliebter<lb/>
Per&#x017F;onen; daher Mahlerei und Bildhauer-<lb/>
kun&#x017F;t mit ihren Zweigen.</p><lb/>
            <p>§. 188. Allgemeine Verehrung eines Ab-<lb/>
gottes an einem geheiligten Orte fu&#x0364;hrt auf<lb/>
den Gedanken eines ewigen Hau&#x017F;es, eines<lb/>
langdauernden Tempels; daher Sa&#x0364;ule von<lb/>
Steinen, &#x017F;chwere, Sturm und Gewitter<lb/>
ausdauernde Geba&#x0364;ude, Urbegriffe von<lb/>
Scho&#x0364;nheit in &#x017F;olche Geba&#x0364;ude angebracht, um<lb/>
Andacht und Vergnu&#x0364;gen zu erwecken, erhiz-<lb/>
te Einbildungskraft, die Mutter vieler Kun&#x017F;t-<lb/>
erzeugungen.</p><lb/>
            <p>§. 189. Schmeichelei, Stolz, Verwah-<lb/>
rung fu&#x0364;r Ueberfall, Menge der Hausgeno&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, Liebe zur Pracht, waren die Ur&#x017F;achen<lb/>
gro&#x017F;er, fe&#x017F;ter und &#x017F;cho&#x0364;ner Tempel lebendiger<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten: daher ent&#x017F;tanden Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, Palla&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te und andere &#x017F;cho&#x0364;ne Geba&#x0364;ude, und mit den-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elben</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0119] Kunſtwiſſenſchaft nes Fuͤrſten. Ein ſehr weiſer tapferer Re- gent, der Vatter des Volkes wird geliebt; das Andenken nach ſeinem Tode fuͤhrt zum Goͤzendienſte. Modell ſeines ehmahligen Koͤrpers, ſeine Bildſaͤule oder ſein Gemaͤhl- de, fort Abbildung geehrter und geliebter Perſonen; daher Mahlerei und Bildhauer- kunſt mit ihren Zweigen. §. 188. Allgemeine Verehrung eines Ab- gottes an einem geheiligten Orte fuͤhrt auf den Gedanken eines ewigen Hauſes, eines langdauernden Tempels; daher Saͤule von Steinen, ſchwere, Sturm und Gewitter ausdauernde Gebaͤude, Urbegriffe von Schoͤnheit in ſolche Gebaͤude angebracht, um Andacht und Vergnuͤgen zu erwecken, erhiz- te Einbildungskraft, die Mutter vieler Kunſt- erzeugungen. §. 189. Schmeichelei, Stolz, Verwah- rung fuͤr Ueberfall, Menge der Hausgenoſ- ſen, Liebe zur Pracht, waren die Urſachen groſer, feſter und ſchoͤner Tempel lebendiger Fuͤrſten: daher entſtanden Schloͤſſer, Pallaͤ- ſte und andere ſchoͤne Gebaͤude, und mit den- ſelben G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/119
Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/119>, abgerufen am 22.11.2024.