Thieren ernährt, so bald werden Werkzeuge erfodert. Er belauscht die Thiere, erhascht sie mit List, und schlägt sie mit der Keule, mit einem Stücke Holz tod. Dieses findet er leicht, und es erfodert wenig Zuberei- tung. Aber das Wild wird scheu, läuft ge- schwinder wie der Mensch, die Noth lehrt ihn auf Mittel sinnen, wie ers in der Ferne töde. Er wirst mit Steinen, schleudert, aber da fehlt's ihm bei etwas grosen Thie- ren an Kraft.
§. 177. Er denkt auf eine Kraft, welche stärker werfen kann, als seine Hand; Er- fahrungen von der Schnellkraft schlanker Baumzweige hilft ihm auf Nachsinnen; er erfindet leicht Bogen und Pfeile, und nun macht ihn die Uebung zum Meister; viel- leicht erfand man zuerst Lanzen, hernach Wurfspiese, und darauf den Bogen. Ver- muthlich entstunden um diese Zeit auch Stri- cke von Thierhaaren, oder Riemen aus ih- ren Fellen, womit man auch Thiere leben- dig fienge.
§. 178.
Allgemeine
Thieren ernaͤhrt, ſo bald werden Werkzeuge erfodert. Er belauſcht die Thiere, erhaſcht ſie mit Liſt, und ſchlaͤgt ſie mit der Keule, mit einem Stuͤcke Holz tod. Dieſes findet er leicht, und es erfodert wenig Zuberei- tung. Aber das Wild wird ſcheu, laͤuft ge- ſchwinder wie der Menſch, die Noth lehrt ihn auf Mittel ſinnen, wie ers in der Ferne toͤde. Er wirſt mit Steinen, ſchleudert, aber da fehlt’s ihm bei etwas groſen Thie- ren an Kraft.
§. 177. Er denkt auf eine Kraft, welche ſtaͤrker werfen kann, als ſeine Hand; Er- fahrungen von der Schnellkraft ſchlanker Baumzweige hilft ihm auf Nachſinnen; er erfindet leicht Bogen und Pfeile, und nun macht ihn die Uebung zum Meiſter; viel- leicht erfand man zuerſt Lanzen, hernach Wurfſpieſe, und darauf den Bogen. Ver- muthlich entſtunden um dieſe Zeit auch Stri- cke von Thierhaaren, oder Riemen aus ih- ren Fellen, womit man auch Thiere leben- dig fienge.
§. 178.
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Allgemeine
Thieren ernaͤhrt, ſo bald werden Werkzeuge
erfodert. Er belauſcht die Thiere, erhaſcht
ſie mit Liſt, und ſchlaͤgt ſie mit der Keule,
mit einem Stuͤcke Holz tod. Dieſes findet
er leicht, und es erfodert wenig Zuberei-
tung. Aber das Wild wird ſcheu, laͤuft ge-
ſchwinder wie der Menſch, die Noth lehrt
ihn auf Mittel ſinnen, wie ers in der Ferne
toͤde. Er wirſt mit Steinen, ſchleudert,
aber da fehlt’s ihm bei etwas groſen Thie-
ren an Kraft.
§. 177. Er denkt auf eine Kraft, welche
ſtaͤrker werfen kann, als ſeine Hand; Er-
fahrungen von der Schnellkraft ſchlanker
Baumzweige hilft ihm auf Nachſinnen; er
erfindet leicht Bogen und Pfeile, und nun
macht ihn die Uebung zum Meiſter; viel-
leicht erfand man zuerſt Lanzen, hernach
Wurfſpieſe, und darauf den Bogen. Ver-
muthlich entſtunden um dieſe Zeit auch Stri-
cke von Thierhaaren, oder Riemen aus ih-
ren Fellen, womit man auch Thiere leben-
dig fienge.
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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/114>, abgerufen am 01.08.2024.
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