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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835.

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Erste Scene.
Elgamar (der Engel der Vollendung) und Ischchail.


Ischchail (mit Elgamar auf einer Wolke schwebend; ein
dünner Nebelflor umschleiert sie.)

Eile, du himmlischer Bruder! O kaum, kaum kann ich's erwarten,
Bis ich den Theuren erblicke, umarmend ihn in Entzückung;
Bis ich ihn wallen seh' im Gefild', nach dem sich sein Geist sehnt,
Und einstimmen ihn höre in unsere Freudengesänge,
In des Himmels Triumph!
Elgamar.
O glaube mir, selbst auch ereil' ich
Harrend den Augenblick, wenn sein Geist, von der Hülle entbunden,
Freudig empor sich hebt aus irdischer Fesseln Umschlingung;
Wenn er, den siegenden Blick von des Erdballs Trümmern gehoben,
Durch die Räume des Aethers, vorbei den Glanz der Gestirnwelt,
Aufwärts schwebt zu der Flur, wo des himmlischen Athems Gedüfte
Seinen Geist umweht, wo des Heimweh's schmerzliche Wehmuth
Schwindet im Himmelslicht, und in innige Wonne sich auflöst.
Welch' ein freudiges Amt, den Erhabenen heimzuführen
In die Wohnung des Vaters, wo Schmerz sich endet und Trauer!
Wer war wirksam wie Er? -- Entflammt von Liebe zu Jesus
Wollte er Friede bringen der Welt, sie zur Seligkeit rufend;
Wollte das ganze Geschlecht der sündebelasteten Menschen
Innig liebend umfah'n, und zum ewigen Licht' hin leiten.
Viele verehrten ihn auch, und benützten die warnenden Winke,
Die seinem ahnenden Geist', voll göttlicher Weihe, entquollen;
Aber die Feinde des Kreuzes, von schimmerndem Truge verblendet,
Achteten nicht sein Wort, und entwürdigten Gottes Geweihten. --
Stilling duldete still, und trug selbst Schande und Kränkung,
Denn ihn stärkte der Blick auf die allumfassende Liebe,
Ihn sein Vertrauen auf Den, der für uns einst blutend erblaßte.
Wer hat gekämpft wie Er mit Ungemach widriger Schickung,
Schmerzen und Körperqual? Wen hat der Finger des Höchsten
So in die Nacht der Leiden, ins Dunkel der Prüfung geführet?
Und wer heftete fester den thränenden Blick durch das Dunkel
Erſte Scene.
Elgamar (der Engel der Vollendung) und Iſchchail.


Iſchchail (mit Elgamar auf einer Wolke ſchwebend; ein
dünner Nebelflor umſchleiert ſie.)

Eile, du himmliſcher Bruder! O kaum, kaum kann ich’s erwarten,
Bis ich den Theuren erblicke, umarmend ihn in Entzückung;
Bis ich ihn wallen ſeh’ im Gefild’, nach dem ſich ſein Geiſt ſehnt,
Und einſtimmen ihn höre in unſere Freudengeſänge,
In des Himmels Triumph!
Elgamar.
O glaube mir, ſelbſt auch ereil’ ich
Harrend den Augenblick, wenn ſein Geiſt, von der Hülle entbunden,
Freudig empor ſich hebt aus irdiſcher Feſſeln Umſchlingung;
Wenn er, den ſiegenden Blick von des Erdballs Trümmern gehoben,
Durch die Räume des Aethers, vorbei den Glanz der Geſtirnwelt,
Aufwärts ſchwebt zu der Flur, wo des himmliſchen Athems Gedüfte
Seinen Geiſt umweht, wo des Heimweh’s ſchmerzliche Wehmuth
Schwindet im Himmelslicht, und in innige Wonne ſich auflöst.
Welch’ ein freudiges Amt, den Erhabenen heimzuführen
In die Wohnung des Vaters, wo Schmerz ſich endet und Trauer!
Wer war wirkſam wie Er? — Entflammt von Liebe zu Jeſus
Wollte er Friede bringen der Welt, ſie zur Seligkeit rufend;
Wollte das ganze Geſchlecht der ſündebelaſteten Menſchen
Innig liebend umfah’n, und zum ewigen Licht’ hin leiten.
Viele verehrten ihn auch, und benützten die warnenden Winke,
Die ſeinem ahnenden Geiſt’, voll göttlicher Weihe, entquollen;
Aber die Feinde des Kreuzes, von ſchimmerndem Truge verblendet,
Achteten nicht ſein Wort, und entwürdigten Gottes Geweihten. —
Stilling duldete ſtill, und trug ſelbſt Schande und Kränkung,
Denn ihn ſtärkte der Blick auf die allumfaſſende Liebe,
Ihn ſein Vertrauen auf Den, der für uns einſt blutend erblaßte.
Wer hat gekämpft wie Er mit Ungemach widriger Schickung,
Schmerzen und Körperqual? Wen hat der Finger des Höchſten
So in die Nacht der Leiden, ins Dunkel der Prüfung geführet?
Und wer heftete feſter den thränenden Blick durch das Dunkel
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[671/0681] Erſte Scene. Elgamar (der Engel der Vollendung) und Iſchchail. Iſchchail (mit Elgamar auf einer Wolke ſchwebend; ein dünner Nebelflor umſchleiert ſie.) Eile, du himmliſcher Bruder! O kaum, kaum kann ich’s erwarten, Bis ich den Theuren erblicke, umarmend ihn in Entzückung; Bis ich ihn wallen ſeh’ im Gefild’, nach dem ſich ſein Geiſt ſehnt, Und einſtimmen ihn höre in unſere Freudengeſänge, In des Himmels Triumph! Elgamar. O glaube mir, ſelbſt auch ereil’ ich Harrend den Augenblick, wenn ſein Geiſt, von der Hülle entbunden, Freudig empor ſich hebt aus irdiſcher Feſſeln Umſchlingung; Wenn er, den ſiegenden Blick von des Erdballs Trümmern gehoben, Durch die Räume des Aethers, vorbei den Glanz der Geſtirnwelt, Aufwärts ſchwebt zu der Flur, wo des himmliſchen Athems Gedüfte Seinen Geiſt umweht, wo des Heimweh’s ſchmerzliche Wehmuth Schwindet im Himmelslicht, und in innige Wonne ſich auflöst. Welch’ ein freudiges Amt, den Erhabenen heimzuführen In die Wohnung des Vaters, wo Schmerz ſich endet und Trauer! Wer war wirkſam wie Er? — Entflammt von Liebe zu Jeſus Wollte er Friede bringen der Welt, ſie zur Seligkeit rufend; Wollte das ganze Geſchlecht der ſündebelaſteten Menſchen Innig liebend umfah’n, und zum ewigen Licht’ hin leiten. Viele verehrten ihn auch, und benützten die warnenden Winke, Die ſeinem ahnenden Geiſt’, voll göttlicher Weihe, entquollen; Aber die Feinde des Kreuzes, von ſchimmerndem Truge verblendet, Achteten nicht ſein Wort, und entwürdigten Gottes Geweihten. — Stilling duldete ſtill, und trug ſelbſt Schande und Kränkung, Denn ihn ſtärkte der Blick auf die allumfaſſende Liebe, Ihn ſein Vertrauen auf Den, der für uns einſt blutend erblaßte. Wer hat gekämpft wie Er mit Ungemach widriger Schickung, Schmerzen und Körperqual? Wen hat der Finger des Höchſten So in die Nacht der Leiden, ins Dunkel der Prüfung geführet? Und wer heftete feſter den thränenden Blick durch das Dunkel

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Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 671. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/681>, abgerufen am 23.11.2024.