zität, Mechanik, Optik, Mathematik und dergleichen zu erzäh- len. Nein! es sieht nun ganz anders um mich her aus. Da sitze ich auf dem bequemen Großvaterstuhl vor meinem viel ge- brauchten Pulte, und an den Wänden um mich her hängen Pfänder zur Erinnerung an meine nahen und fernen Freunde. Meine viele Jahre lang schwer leidende und schwer geprüfte Elise wankt um mich her, und besorgt Gegenwart und Zukunft, und meine jüngste Tochter Christine geht ihr an die Hand, und führt ihre Verordnungen aus. Sie ist die einzige von mei- nen Kindern, die noch bei mir ist, und die mich oft durch ihr Klavierspielen ermuntert und erquickt.
Meine Tochter Hanna lebt mit ihrem lieben Schwarz und zehn Kindern zu Heidelberg im Segen; ihre älteste Toch- ter ist mit dem Professor Vömel in Hanau verheirathet, und hat mich mit einem Urenkel beschenkt, dessen Pathe ich bin; und der älteste Sohn Wilhelm war Rektor an der Schule zu Weinheim an der Bergstraße und auch Diakonus daselbst; jetzt ist er hier Hofmeister und Erzieher des einzigen Sohnes unsers würdigen Staatsministers, des Herrn von Berkheim. Die Universität Heidelberg gab ihm das Doktordiplom der Philosophie wegen seines Fleißes, wegen seiner Kenntnisse und gesitteten Betragens; auch dieser besucht mich beinahe täglich. Mein Sohn in Rastadt lebt mit seiner Frau und sechs Kin- dern im Segen. Der Herr führte ihn schwere Wege, aber er geht sie mit den Seinigen, wie es dem Christen geziemt; seine älteste Tochter Auguste ist auch bei mir, um im Graimbergi- schen Institut zum ehrbaren christlichen Frauenzimmer gebildet zu werden; auch diese hilft mir meine alten trüben Tage erheitern.
Da die würdige Stifterin des eben gedachten Instituts, die Frau von Graimberg, die Erziehung der beiden großherzog- lichen Prinzessinnen übernommen, und meine dritte Tochter Amalia als Gehülfin ins Schloß mitgenommen hat, so hat nun meine ältere Tochter Karoline die Führung des Insti- tuts als Vorsteherin angetreten; ihr schöner Wirkungskreis er- heitert den Abend meines Lebens, und beide Töchter besuchen uns beide Eltern fast täglich. Endlich verlebte auch mein zwei- ter Sohn Friedrich noch das letzte halbe Jahr bei uns, ehe
zitaͤt, Mechanik, Optik, Mathematik und dergleichen zu erzaͤh- len. Nein! es ſieht nun ganz anders um mich her aus. Da ſitze ich auf dem bequemen Großvaterſtuhl vor meinem viel ge- brauchten Pulte, und an den Waͤnden um mich her haͤngen Pfaͤnder zur Erinnerung an meine nahen und fernen Freunde. Meine viele Jahre lang ſchwer leidende und ſchwer gepruͤfte Eliſe wankt um mich her, und beſorgt Gegenwart und Zukunft, und meine juͤngſte Tochter Chriſtine geht ihr an die Hand, und fuͤhrt ihre Verordnungen aus. Sie iſt die einzige von mei- nen Kindern, die noch bei mir iſt, und die mich oft durch ihr Klavierſpielen ermuntert und erquickt.
Meine Tochter Hanna lebt mit ihrem lieben Schwarz und zehn Kindern zu Heidelberg im Segen; ihre aͤlteſte Toch- ter iſt mit dem Profeſſor Voͤmel in Hanau verheirathet, und hat mich mit einem Urenkel beſchenkt, deſſen Pathe ich bin; und der aͤlteſte Sohn Wilhelm war Rektor an der Schule zu Weinheim an der Bergſtraße und auch Diakonus daſelbſt; jetzt iſt er hier Hofmeiſter und Erzieher des einzigen Sohnes unſers wuͤrdigen Staatsminiſters, des Herrn von Berkheim. Die Univerſitaͤt Heidelberg gab ihm das Doktordiplom der Philoſophie wegen ſeines Fleißes, wegen ſeiner Kenntniſſe und geſitteten Betragens; auch dieſer beſucht mich beinahe taͤglich. Mein Sohn in Raſtadt lebt mit ſeiner Frau und ſechs Kin- dern im Segen. Der Herr fuͤhrte ihn ſchwere Wege, aber er geht ſie mit den Seinigen, wie es dem Chriſten geziemt; ſeine aͤlteſte Tochter Auguſte iſt auch bei mir, um im Graimbergi- ſchen Inſtitut zum ehrbaren chriſtlichen Frauenzimmer gebildet zu werden; auch dieſe hilft mir meine alten truͤben Tage erheitern.
Da die wuͤrdige Stifterin des eben gedachten Inſtituts, die Frau von Graimberg, die Erziehung der beiden großherzog- lichen Prinzeſſinnen uͤbernommen, und meine dritte Tochter Amalia als Gehuͤlfin ins Schloß mitgenommen hat, ſo hat nun meine aͤltere Tochter Karoline die Fuͤhrung des Inſti- tuts als Vorſteherin angetreten; ihr ſchoͤner Wirkungskreis er- heitert den Abend meines Lebens, und beide Toͤchter beſuchen uns beide Eltern faſt taͤglich. Endlich verlebte auch mein zwei- ter Sohn Friedrich noch das letzte halbe Jahr bei uns, ehe
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zitaͤt, Mechanik, Optik, Mathematik und dergleichen zu erzaͤh-
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ſitze ich auf dem bequemen Großvaterſtuhl vor meinem viel ge-
brauchten Pulte, und an den Waͤnden um mich her haͤngen
Pfaͤnder zur Erinnerung an meine nahen und fernen Freunde.
Meine viele Jahre lang ſchwer leidende und ſchwer gepruͤfte
Eliſe wankt um mich her, und beſorgt Gegenwart und Zukunft,
und meine juͤngſte Tochter Chriſtine geht ihr an die Hand,
und fuͤhrt ihre Verordnungen aus. Sie iſt die einzige von mei-
nen Kindern, die noch bei mir iſt, und die mich oft durch ihr
Klavierſpielen ermuntert und erquickt.
Meine Tochter Hanna lebt mit ihrem lieben Schwarz
und zehn Kindern zu Heidelberg im Segen; ihre aͤlteſte Toch-
ter iſt mit dem Profeſſor Voͤmel in Hanau verheirathet, und
hat mich mit einem Urenkel beſchenkt, deſſen Pathe ich bin; und
der aͤlteſte Sohn Wilhelm war Rektor an der Schule zu
Weinheim an der Bergſtraße und auch Diakonus daſelbſt;
jetzt iſt er hier Hofmeiſter und Erzieher des einzigen Sohnes
unſers wuͤrdigen Staatsminiſters, des Herrn von Berkheim.
Die Univerſitaͤt Heidelberg gab ihm das Doktordiplom der
Philoſophie wegen ſeines Fleißes, wegen ſeiner Kenntniſſe und
geſitteten Betragens; auch dieſer beſucht mich beinahe taͤglich.
Mein Sohn in Raſtadt lebt mit ſeiner Frau und ſechs Kin-
dern im Segen. Der Herr fuͤhrte ihn ſchwere Wege, aber er
geht ſie mit den Seinigen, wie es dem Chriſten geziemt; ſeine
aͤlteſte Tochter Auguſte iſt auch bei mir, um im Graimbergi-
ſchen Inſtitut zum ehrbaren chriſtlichen Frauenzimmer gebildet
zu werden; auch dieſe hilft mir meine alten truͤben Tage erheitern.
Da die wuͤrdige Stifterin des eben gedachten Inſtituts, die
Frau von Graimberg, die Erziehung der beiden großherzog-
lichen Prinzeſſinnen uͤbernommen, und meine dritte Tochter
Amalia als Gehuͤlfin ins Schloß mitgenommen hat, ſo hat
nun meine aͤltere Tochter Karoline die Fuͤhrung des Inſti-
tuts als Vorſteherin angetreten; ihr ſchoͤner Wirkungskreis er-
heitert den Abend meines Lebens, und beide Toͤchter beſuchen
uns beide Eltern faſt taͤglich. Endlich verlebte auch mein zwei-
ter Sohn Friedrich noch das letzte halbe Jahr bei uns, ehe
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/622>, abgerufen am 23.11.2024.
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