Heute tritt sie mir zur Seiten, Vater laß uns glücklich seyn; Schenk' den Becher hoher Freuden Ueberfließend ein!
Laß des Wohlthuns holde Saaten, Die wir dir auf Hoffnung streu'n, Bester Vater! wohlgerathen, Und uns deiner freu'n.
Laß, Elise mir zur Seiten, Deines Segens Fülle seh'n! Und mit mir am Tag der Leiden Feurig zu dir fleh'n!
Dann erhörst du doch die bangen Seufzer, die ein Paar dir bringt, Das mit sehnlichem Verlangen Nach Veredlung ringt.
Vater! und am Ziel der Reise, Führ' uns Beide Hand an Hand Auf, zum höhern Wirkungskreise, Heim in's Vaterland!
Froh und heiter war dieser Abend! -- und nun fing ein neuer Lebensgang an, der sich nach und nach von allen vori- gen unterschied, und Stilling seiner eigentlichen Bestim- mung näher brachte. Elise trat auch freudig und im Vertrauen auf Gott ihren neuen Wirkungskreis an, und sie erfuhr bald, was ihr ein Freund schon bemerklich gemacht hatte, nämlich: daß es nichts Leichtes sey, mit Stilling einen Weg zu gehen -- Sie hat ihn bis daher treulich und fest mitgepilgert, und oft und vielfältig gezeigt, daß sie versteht, Stillings Gattin zu seyn.
Einige Wochen vor Stillings Hochzeit war auch endlich Raschmann mit seinen Grafen von Marburg abgezogen. Er war ein Komet, der den Planeten Stilling eine Zeit-
Heute tritt ſie mir zur Seiten, Vater laß uns glücklich ſeyn; Schenk’ den Becher hoher Freuden Ueberfließend ein!
Laß des Wohlthuns holde Saaten, Die wir dir auf Hoffnung ſtreu’n, Beſter Vater! wohlgerathen, Und uns deiner freu’n.
Laß, Eliſe mir zur Seiten, Deines Segens Fülle ſeh’n! Und mit mir am Tag der Leiden Feurig zu dir fleh’n!
Dann erhörſt du doch die bangen Seufzer, die ein Paar dir bringt, Das mit ſehnlichem Verlangen Nach Veredlung ringt.
Vater! und am Ziel der Reiſe, Führ’ uns Beide Hand an Hand Auf, zum höhern Wirkungskreiſe, Heim in’s Vaterland!
Froh und heiter war dieſer Abend! — und nun fing ein neuer Lebensgang an, der ſich nach und nach von allen vori- gen unterſchied, und Stilling ſeiner eigentlichen Beſtim- mung naͤher brachte. Eliſe trat auch freudig und im Vertrauen auf Gott ihren neuen Wirkungskreis an, und ſie erfuhr bald, was ihr ein Freund ſchon bemerklich gemacht hatte, naͤmlich: daß es nichts Leichtes ſey, mit Stilling einen Weg zu gehen — Sie hat ihn bis daher treulich und feſt mitgepilgert, und oft und vielfaͤltig gezeigt, daß ſie verſteht, Stillings Gattin zu ſeyn.
Einige Wochen vor Stillings Hochzeit war auch endlich Raſchmann mit ſeinen Grafen von Marburg abgezogen. Er war ein Komet, der den Planeten Stilling eine Zeit-
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Heute tritt ſie mir zur Seiten,
Vater laß uns glücklich ſeyn;
Schenk’ den Becher hoher Freuden
Ueberfließend ein!
Laß des Wohlthuns holde Saaten,
Die wir dir auf Hoffnung ſtreu’n,
Beſter Vater! wohlgerathen,
Und uns deiner freu’n.
Laß, Eliſe mir zur Seiten,
Deines Segens Fülle ſeh’n!
Und mit mir am Tag der Leiden
Feurig zu dir fleh’n!
Dann erhörſt du doch die bangen
Seufzer, die ein Paar dir bringt,
Das mit ſehnlichem Verlangen
Nach Veredlung ringt.
Vater! und am Ziel der Reiſe,
Führ’ uns Beide Hand an Hand
Auf, zum höhern Wirkungskreiſe,
Heim in’s Vaterland!
Froh und heiter war dieſer Abend! — und nun fing ein
neuer Lebensgang an, der ſich nach und nach von allen vori-
gen unterſchied, und Stilling ſeiner eigentlichen Beſtim-
mung naͤher brachte. Eliſe trat auch freudig und im Vertrauen
auf Gott ihren neuen Wirkungskreis an, und ſie erfuhr bald,
was ihr ein Freund ſchon bemerklich gemacht hatte, naͤmlich:
daß es nichts Leichtes ſey, mit Stilling einen
Weg zu gehen — Sie hat ihn bis daher treulich und feſt
mitgepilgert, und oft und vielfaͤltig gezeigt, daß ſie verſteht,
Stillings Gattin zu ſeyn.
Einige Wochen vor Stillings Hochzeit war auch endlich
Raſchmann mit ſeinen Grafen von Marburg abgezogen.
Er war ein Komet, der den Planeten Stilling eine Zeit-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/471>, abgerufen am 25.11.2024.
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