Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835.Auf, zum Thron des Weltregenten, Auf, mein Geist, und nahe dich Dem, der dich mit Vaterhänden Führte sichtbarlich. Großer Vater aller Dinge, Aller Wesen, höre mich, Hör' mein Lied, das ich dir singe! Denn es singt nur dich. Auf des Frühlings Blumenpfade, In dem Glanz des Morgenlichts, Trank ich Fülle deiner Gnade, Und es fehlte nichts. Hilfreich wallt' an meiner Seiten Selma, dein Geschenk einher, Sie beschwor den Geist der Leiden, Und er war nicht mehr. Plötzlich hüllten Mitternächte Morgenglanz und Frühling ein, Und ein Blitz aus deiner Rechte Drang durch Mark und Bein. Selma's Hülle rang im Staube, Glänzend trat ihr Geist hervor, Und er sprach: Sey stark und glaube! Schwang sich dann empor. Und er lispelt' im Verschwinden Laß Elise Selma seyn! Dann in ihr wirst du mich finden, Und dann glücklich seyn! Einsam war ich, heil'ge Stille Wehte schauernd um mich her. Gott, es war dein erster Wille! Ach, es ward mir schwer! Deine Gnade glänzte wieder, Hin auf meinen Pilgerstab. Und sie stieg vom Himmel nieder, Die mir Selma gab. Auf, zum Thron des Weltregenten, Auf, mein Geiſt, und nahe dich Dem, der dich mit Vaterhänden Führte ſichtbarlich. Großer Vater aller Dinge, Aller Weſen, höre mich, Hör’ mein Lied, das ich dir ſinge! Denn es ſingt nur dich. Auf des Frühlings Blumenpfade, In dem Glanz des Morgenlichts, Trank ich Fülle deiner Gnade, Und es fehlte nichts. Hilfreich wallt’ an meiner Seiten Selma, dein Geſchenk einher, Sie beſchwor den Geiſt der Leiden, Und er war nicht mehr. Plötzlich hüllten Mitternächte Morgenglanz und Frühling ein, Und ein Blitz aus deiner Rechte Drang durch Mark und Bein. Selma’s Hülle rang im Staube, Glänzend trat ihr Geiſt hervor, Und er ſprach: Sey ſtark und glaube! Schwang ſich dann empor. Und er liſpelt’ im Verſchwinden Laß Eliſe Selma ſeyn! Dann in ihr wirſt du mich finden, Und dann glücklich ſeyn! Einſam war ich, heil’ge Stille Wehte ſchauernd um mich her. Gott, es war dein erſter Wille! Ach, es ward mir ſchwer! Deine Gnade glänzte wieder, Hin auf meinen Pilgerſtab. Und ſie ſtieg vom Himmel nieder, Die mir Selma gab. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0470" n="462"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Auf, zum Thron des Weltregenten,</l><lb/> <l>Auf, mein Geiſt, und nahe dich</l><lb/> <l>Dem, der dich mit Vaterhänden</l><lb/> <l>Führte ſichtbarlich.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Großer Vater aller Dinge,</l><lb/> <l>Aller Weſen, höre mich,</l><lb/> <l>Hör’ mein Lied, das ich dir ſinge!</l><lb/> <l>Denn es ſingt nur dich.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Auf des Frühlings Blumenpfade,</l><lb/> <l>In dem Glanz des Morgenlichts,</l><lb/> <l>Trank ich Fülle deiner Gnade,</l><lb/> <l>Und es fehlte nichts.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Hilfreich wallt’ an meiner Seiten</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Selma</hi>, dein Geſchenk einher,</l><lb/> <l>Sie beſchwor den Geiſt der Leiden,</l><lb/> <l>Und er war nicht mehr.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Plötzlich hüllten Mitternächte</l><lb/> <l>Morgenglanz und Frühling ein,</l><lb/> <l>Und ein Blitz aus deiner Rechte</l><lb/> <l>Drang durch Mark und Bein.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l><hi rendition="#g">Selma</hi>’s Hülle rang im Staube,</l><lb/> <l>Glänzend trat ihr Geiſt hervor,</l><lb/> <l>Und er ſprach: Sey ſtark und glaube!</l><lb/> <l>Schwang ſich dann empor.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Und er liſpelt’ im Verſchwinden</l><lb/> <l>Laß <hi rendition="#g">Eliſe Selma</hi> ſeyn!</l><lb/> <l>Dann in ihr wirſt du mich finden,</l><lb/> <l>Und dann glücklich ſeyn!</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Einſam war ich, heil’ge Stille</l><lb/> <l>Wehte ſchauernd um mich her.</l><lb/> <l>Gott, es war dein erſter Wille!</l><lb/> <l>Ach, es ward mir ſchwer!</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Deine Gnade glänzte wieder,</l><lb/> <l>Hin auf meinen Pilgerſtab.</l><lb/> <l>Und ſie ſtieg vom Himmel nieder,</l><lb/> <l>Die mir <hi rendition="#g">Selma</hi> gab.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [462/0470]
Auf, zum Thron des Weltregenten,
Auf, mein Geiſt, und nahe dich
Dem, der dich mit Vaterhänden
Führte ſichtbarlich.
Großer Vater aller Dinge,
Aller Weſen, höre mich,
Hör’ mein Lied, das ich dir ſinge!
Denn es ſingt nur dich.
Auf des Frühlings Blumenpfade,
In dem Glanz des Morgenlichts,
Trank ich Fülle deiner Gnade,
Und es fehlte nichts.
Hilfreich wallt’ an meiner Seiten
Selma, dein Geſchenk einher,
Sie beſchwor den Geiſt der Leiden,
Und er war nicht mehr.
Plötzlich hüllten Mitternächte
Morgenglanz und Frühling ein,
Und ein Blitz aus deiner Rechte
Drang durch Mark und Bein.
Selma’s Hülle rang im Staube,
Glänzend trat ihr Geiſt hervor,
Und er ſprach: Sey ſtark und glaube!
Schwang ſich dann empor.
Und er liſpelt’ im Verſchwinden
Laß Eliſe Selma ſeyn!
Dann in ihr wirſt du mich finden,
Und dann glücklich ſeyn!
Einſam war ich, heil’ge Stille
Wehte ſchauernd um mich her.
Gott, es war dein erſter Wille!
Ach, es ward mir ſchwer!
Deine Gnade glänzte wieder,
Hin auf meinen Pilgerſtab.
Und ſie ſtieg vom Himmel nieder,
Die mir Selma gab.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-Ausgabe1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |