mein Engel! versetzte Stilling: aber unser ganzes Leben in Zeit und Ewigkeit soll lauter Dank seyn. Freue dich nun, daß uns der Herr bis dahin geholfen hat!
Den 1. Mai zog er mit seiner Gattin nach Schönenthal in sein bestimmtes Haus, und fing seinen Beruf an. Herr Doktor Dinkler und Herr Troost sind daselbst die treuen Gefährten seines Ganges und Wandels.
Bei der ersten Doktorpromotion zu Straßburg empfing er durch einen Notarium den Doktorgrad, und dieses war nun auch der Schluß seines akademischen Laufs. Seine Familie im Salen'schen Land hörte das alles mit entzückender Freude. Wilhelm Stilling aber schrieb im ersten Brief an ihn nach Schönenthal:
"Ich hab' genug, daß mein Sohn Joseph noch lebt, ich muß hin und ihn sehen, ehe ich sterbe!"
Dir nah ich mich -- nah' mich dem Throne; Dem Thron der höchsten Majestät! Und mische zu dem Jubeltone Des Seraphs, auch mein Dankgebet.
Bin ich schon Staub -- ja Staub der Erden, Fühl' ich gleich Sünd' und Tod in mir, So soll ich doch ein Seraph werden, Mein Jesus Christus starb dafür.
Wort ist nicht Dank. -- Nein! edle Thaten, Wie Christus mir das Beispiel gibt, Vermischt mit Kreuz, mit Thränensaaten, Sind Weihrauch, den die Gottheit liebt.
Dieß sey mein Dank, wozu mein Wille Sey jede Stunde Dir geweiht! Gib, daß ich diesen Wunsch erfülle Bis an das Thor der Ewigkeit! --
mein Engel! verſetzte Stilling: aber unſer ganzes Leben in Zeit und Ewigkeit ſoll lauter Dank ſeyn. Freue dich nun, daß uns der Herr bis dahin geholfen hat!
Den 1. Mai zog er mit ſeiner Gattin nach Schoͤnenthal in ſein beſtimmtes Haus, und fing ſeinen Beruf an. Herr Doktor Dinkler und Herr Trooſt ſind daſelbſt die treuen Gefaͤhrten ſeines Ganges und Wandels.
Bei der erſten Doktorpromotion zu Straßburg empfing er durch einen Notarium den Doktorgrad, und dieſes war nun auch der Schluß ſeines akademiſchen Laufs. Seine Familie im Salen’ſchen Land hoͤrte das alles mit entzuͤckender Freude. Wilhelm Stilling aber ſchrieb im erſten Brief an ihn nach Schoͤnenthal:
„Ich hab’ genug, daß mein Sohn Joſeph noch lebt, ich muß hin und ihn ſehen, ehe ich ſterbe!“
Dir nah ich mich — nah’ mich dem Throne; Dem Thron der hoͤchſten Majeſtaͤt! Und miſche zu dem Jubeltone Des Seraphs, auch mein Dankgebet.
Bin ich ſchon Staub — ja Staub der Erden, Fuͤhl’ ich gleich Suͤnd’ und Tod in mir, So ſoll ich doch ein Seraph werden, Mein Jeſus Chriſtus ſtarb dafuͤr.
Wort iſt nicht Dank. — Nein! edle Thaten, Wie Chriſtus mir das Beiſpiel gibt, Vermiſcht mit Kreuz, mit Thraͤnenſaaten, Sind Weihrauch, den die Gottheit liebt.
Dieß ſey mein Dank, wozu mein Wille Sey jede Stunde Dir geweiht! Gib, daß ich dieſen Wunſch erfuͤlle Bis an das Thor der Ewigkeit! —
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mein Engel! verſetzte Stilling: aber unſer ganzes Leben
in Zeit und Ewigkeit ſoll lauter Dank ſeyn. Freue dich nun,
daß uns der Herr bis dahin geholfen hat!
Den 1. Mai zog er mit ſeiner Gattin nach Schoͤnenthal
in ſein beſtimmtes Haus, und fing ſeinen Beruf an. Herr
Doktor Dinkler und Herr Trooſt ſind daſelbſt die treuen
Gefaͤhrten ſeines Ganges und Wandels.
Bei der erſten Doktorpromotion zu Straßburg empfing
er durch einen Notarium den Doktorgrad, und dieſes war nun
auch der Schluß ſeines akademiſchen Laufs. Seine Familie
im Salen’ſchen Land hoͤrte das alles mit entzuͤckender Freude.
Wilhelm Stilling aber ſchrieb im erſten Brief an ihn
nach Schoͤnenthal:
„Ich hab’ genug, daß mein Sohn Joſeph noch
lebt, ich muß hin und ihn ſehen, ehe ich ſterbe!“
Dir nah ich mich — nah’ mich dem Throne;
Dem Thron der hoͤchſten Majeſtaͤt!
Und miſche zu dem Jubeltone
Des Seraphs, auch mein Dankgebet.
Bin ich ſchon Staub — ja Staub der Erden,
Fuͤhl’ ich gleich Suͤnd’ und Tod in mir,
So ſoll ich doch ein Seraph werden,
Mein Jeſus Chriſtus ſtarb dafuͤr.
Wort iſt nicht Dank. — Nein! edle Thaten,
Wie Chriſtus mir das Beiſpiel gibt,
Vermiſcht mit Kreuz, mit Thraͤnenſaaten,
Sind Weihrauch, den die Gottheit liebt.
Dieß ſey mein Dank, wozu mein Wille
Sey jede Stunde Dir geweiht!
Gib, daß ich dieſen Wunſch erfuͤlle
Bis an das Thor der Ewigkeit! —
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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