besonders in Sandwegen, nicht wohl ausstehen. Der Schwei- zer stieg auch aus, Herr Troost aber blieb im Wagen. Als nun die beiden Reisegefährten so zusammen zu Fuß gingen, sprach ihn der Schweizer an: Ob er ihm nicht das Manu- script von Molitor, weil er es doppelt habe, gegen fünf französische neue Louisd'or überlassen wollte? Stilling sah die- ses wiederum als einen Wink von Gott an, und daher ver- sprach ers ihm.
Sie stiegen endlich wieder in die Kutsche. Unter allerhand Gesprächen kam Herr Troost recht zur Unzeit an gemeldetes Manuscript. Er glaubte, wenn Stilling einmal studirt haben würde, so würde er wenig mehr aus dergleichen Sachen, Ge- heimnissen und Salbereien machen, weil doch niemalen etwas Rechts daran sey. Hiemit waren nun dem Schweizer seine fünf Louis wieder lieber, als das Papier. Hätte Herr Troost gewußt, was zwischen Beiden vorgefallen war, so würde er wohl geschwiegen haben.
Indessen kamen unsere Reisende gesund und wohl zu Straß- burg an, und logirten sich bei Herrn Rathmann Blesing in der Art ein. Stilling sowohl als sein Freund schrieben nach Haus, und meldeten ihre glückliche Ankunft, ein Jeder an gehörigen Ort.
Stilling hatte nun keine Ruhe mehr, bis er das herr- liche Münster rund von innen und von aussen gesehen hatte. Er ergötzte sich dergestalt, daß er öffentlich sagte: "Das al- lein ist der Reise werth, gut! daß es ein Deutscher gebaut hat." Des andern Tages ließen sie sich immatriculiren, und Herr Troost, der daselbst bekannt war, suchte ein bequemes Zimmer für sie Beide. Dieses fand er auch nach Wunsch, denn am bequemsten Ort für sie wohnte ein vornehmer rei- cher Kaufmann, Namens R ..., der einen Bruder in Schö- nenthal gehabt hatte, und daher Liebe für Herrn Troost und seinen Gefährten bezeigte. Dieser verpachtete ihnen ein herrli- ches tapezirtes Zimmer, unten im ersten Stock, für einen mäßigen Preis; sie zogen daselbst ein.
Nun suchte Herr Troost ein gutes Speisequartier, und dieses fand er gleichfalls ganz nahe, wo eine vortreffliche Tisch-
beſonders in Sandwegen, nicht wohl ausſtehen. Der Schwei- zer ſtieg auch aus, Herr Trooſt aber blieb im Wagen. Als nun die beiden Reiſegefaͤhrten ſo zuſammen zu Fuß gingen, ſprach ihn der Schweizer an: Ob er ihm nicht das Manu- ſcript von Molitor, weil er es doppelt habe, gegen fuͤnf franzoͤſiſche neue Louisd’or uͤberlaſſen wollte? Stilling ſah die- ſes wiederum als einen Wink von Gott an, und daher ver- ſprach ers ihm.
Sie ſtiegen endlich wieder in die Kutſche. Unter allerhand Geſpraͤchen kam Herr Trooſt recht zur Unzeit an gemeldetes Manuſcript. Er glaubte, wenn Stilling einmal ſtudirt haben wuͤrde, ſo wuͤrde er wenig mehr aus dergleichen Sachen, Ge- heimniſſen und Salbereien machen, weil doch niemalen etwas Rechts daran ſey. Hiemit waren nun dem Schweizer ſeine fuͤnf Louis wieder lieber, als das Papier. Haͤtte Herr Trooſt gewußt, was zwiſchen Beiden vorgefallen war, ſo wuͤrde er wohl geſchwiegen haben.
Indeſſen kamen unſere Reiſende geſund und wohl zu Straß- burg an, und logirten ſich bei Herrn Rathmann Bleſing in der Art ein. Stilling ſowohl als ſein Freund ſchrieben nach Haus, und meldeten ihre gluͤckliche Ankunft, ein Jeder an gehoͤrigen Ort.
Stilling hatte nun keine Ruhe mehr, bis er das herr- liche Muͤnſter rund von innen und von auſſen geſehen hatte. Er ergoͤtzte ſich dergeſtalt, daß er oͤffentlich ſagte: „Das al- lein iſt der Reiſe werth, gut! daß es ein Deutſcher gebaut hat.“ Des andern Tages ließen ſie ſich immatriculiren, und Herr Trooſt, der daſelbſt bekannt war, ſuchte ein bequemes Zimmer fuͤr ſie Beide. Dieſes fand er auch nach Wunſch, denn am bequemſten Ort fuͤr ſie wohnte ein vornehmer rei- cher Kaufmann, Namens R …, der einen Bruder in Schoͤ- nenthal gehabt hatte, und daher Liebe fuͤr Herrn Trooſt und ſeinen Gefaͤhrten bezeigte. Dieſer verpachtete ihnen ein herrli- ches tapezirtes Zimmer, unten im erſten Stock, fuͤr einen maͤßigen Preis; ſie zogen daſelbſt ein.
Nun ſuchte Herr Trooſt ein gutes Speiſequartier, und dieſes fand er gleichfalls ganz nahe, wo eine vortreffliche Tiſch-
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beſonders in Sandwegen, nicht wohl ausſtehen. Der Schwei-
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nun die beiden Reiſegefaͤhrten ſo zuſammen zu Fuß gingen,
ſprach ihn der Schweizer an: Ob er ihm nicht das Manu-
ſcript von Molitor, weil er es doppelt habe, gegen fuͤnf
franzoͤſiſche neue Louisd’or uͤberlaſſen wollte? Stilling ſah die-
ſes wiederum als einen Wink von Gott an, und daher ver-
ſprach ers ihm.
Sie ſtiegen endlich wieder in die Kutſche. Unter allerhand
Geſpraͤchen kam Herr Trooſt recht zur Unzeit an gemeldetes
Manuſcript. Er glaubte, wenn Stilling einmal ſtudirt haben
wuͤrde, ſo wuͤrde er wenig mehr aus dergleichen Sachen, Ge-
heimniſſen und Salbereien machen, weil doch niemalen etwas
Rechts daran ſey. Hiemit waren nun dem Schweizer ſeine
fuͤnf Louis wieder lieber, als das Papier. Haͤtte Herr Trooſt
gewußt, was zwiſchen Beiden vorgefallen war, ſo wuͤrde er
wohl geſchwiegen haben.
Indeſſen kamen unſere Reiſende geſund und wohl zu Straß-
burg an, und logirten ſich bei Herrn Rathmann Bleſing
in der Art ein. Stilling ſowohl als ſein Freund ſchrieben
nach Haus, und meldeten ihre gluͤckliche Ankunft, ein Jeder
an gehoͤrigen Ort.
Stilling hatte nun keine Ruhe mehr, bis er das herr-
liche Muͤnſter rund von innen und von auſſen geſehen hatte.
Er ergoͤtzte ſich dergeſtalt, daß er oͤffentlich ſagte: „Das al-
lein iſt der Reiſe werth, gut! daß es ein Deutſcher gebaut
hat.“ Des andern Tages ließen ſie ſich immatriculiren, und
Herr Trooſt, der daſelbſt bekannt war, ſuchte ein bequemes
Zimmer fuͤr ſie Beide. Dieſes fand er auch nach Wunſch,
denn am bequemſten Ort fuͤr ſie wohnte ein vornehmer rei-
cher Kaufmann, Namens R …, der einen Bruder in Schoͤ-
nenthal gehabt hatte, und daher Liebe fuͤr Herrn Trooſt und
ſeinen Gefaͤhrten bezeigte. Dieſer verpachtete ihnen ein herrli-
ches tapezirtes Zimmer, unten im erſten Stock, fuͤr einen
maͤßigen Preis; ſie zogen daſelbſt ein.
Nun ſuchte Herr Trooſt ein gutes Speiſequartier, und
dieſes fand er gleichfalls ganz nahe, wo eine vortreffliche Tiſch-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/277>, abgerufen am 24.11.2024.
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