Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 9. Berlin, 1964.35. An Frau Josephine von Welden in Bayreuth. Baireut d. 19ten März 1825.Meine alten, aber nie veraltenden Wünsche für Sie bring' ich An festlichen Lebens Abschnitten sollte der Mensch in die Ver- Mit unveränderlicher Verehrung Ihrer Exzellenz ergebenster15 Jean Paul Fr. Richter 36. An Kammerherrn von Malsen in Bayreuth. Baireut d. 22. Sept. 1825Höchst geschätzter Herr Kammerherr! Die Pferde haben gestern Entschuldigen Sie damit meine heutige Unsichtbarkeit höchsten25 Ihr30 ergebenster Jean Paul Fr. Richter. 35. An Frau Joſephine von Welden in Bayreuth. Baireut d. 19ten März 1825.Meine alten, aber nie veraltenden Wünſche für Sie bring’ ich An feſtlichen Lebens Abſchnitten ſollte der Menſch in die Ver- Mit unveränderlicher Verehrung Ihrer Exzellenz ergebenſter15 Jean Paul Fr. Richter 36. An Kammerherrn von Malſen in Bayreuth. Baireut d. 22. Sept. 1825Höchſt geſchätzter Herr Kammerherr! Die Pferde haben geſtern Entſchuldigen Sie damit meine heutige Unſichtbarkeit höchſten25 Ihr30 ergebenſter Jean Paul Fr. Richter. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0028" n="21"/> <div type="letter" n="2"> <head>35. An <hi rendition="#g">Frau Joſephine von Welden in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 19<hi rendition="#sup">ten</hi> März 1825.</hi> </dateline><lb/> <p>Meine alten, aber nie veraltenden Wünſche für Sie bring’ ich<lb/> wieder mit der Hoffnung ihrer Erfüllung. Ihrer liebenden Seele wird<lb/> immer ein aufrichtiger Wunſch ein erfüllter ſein; denn die Gabe, die<lb n="5"/> er bringt, iſt die Liebe, die ihn gebar.</p><lb/> <p>An feſtlichen Lebens Abſchnitten ſollte der Menſch in die Ver-<lb/> gangenheit blicken, um darin ſeine Zukunft aufzuſuchen. — Mögen<lb/> Sie heute, Verehrungwürdige, Ihren Blick auf die Geſchenke der<lb/> Vergangenheit richten, die als wachſende Blumen der Freude um<lb n="10"/> Ihre Gegenwart blühen, um dem Unendlichen für die Bürgen einer<lb/> ſchönen Zukunft zu danken! —</p><lb/> <p>Mit unveränderlicher Verehrung</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihrer Exzellenz</hi><lb/> <hi rendition="#et">ergebenſter<lb n="15"/> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="2"> <head>36. An <hi rendition="#g">Kammerherrn von Malſen in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 22. Sept.</hi> 1825</hi> </dateline><lb/> <p>Höchſt geſchätzter Herr Kammerherr! Die Pferde haben geſtern<lb/> meinem Körper ſo wenig geholfen als wären ſie Aerzte. Vergeblich<lb n="20"/> wollt’ ich ihm heute die Erlaubnis abdringen, ein Vergnügen, das<lb/> ich ſo lange den ganzen Sommer ſo wie dieſen ſelber entbehrte, zu<lb/> genießen. Aber das zweibeinige kranke Ding will nicht, das wie<lb/> Deſpoten einen deſto längern Zepter führt, je ſchwächer es ſelber iſt.</p><lb/> <p>Entſchuldigen Sie damit meine heutige Unſichtbarkeit höchſten<lb n="25"/> Orts. Eine geſündere Zukunft wird mir hoff’ ich, einmal günſtiger<lb/> ſein und mich entſchädigen. — Ich wünſche Sie einmal abends bei<lb/> uns allen zu ſehen, damit ich Ihnen für Ihr heutiges Entſchuldigen<lb/> danken könne.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb n="30"/> ergebenſter<lb/> Jean Paul Fr. Richter.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [21/0028]
35. An Frau Joſephine von Welden in Bayreuth.
Baireut d. 19ten März 1825.
Meine alten, aber nie veraltenden Wünſche für Sie bring’ ich
wieder mit der Hoffnung ihrer Erfüllung. Ihrer liebenden Seele wird
immer ein aufrichtiger Wunſch ein erfüllter ſein; denn die Gabe, die 5
er bringt, iſt die Liebe, die ihn gebar.
An feſtlichen Lebens Abſchnitten ſollte der Menſch in die Ver-
gangenheit blicken, um darin ſeine Zukunft aufzuſuchen. — Mögen
Sie heute, Verehrungwürdige, Ihren Blick auf die Geſchenke der
Vergangenheit richten, die als wachſende Blumen der Freude um 10
Ihre Gegenwart blühen, um dem Unendlichen für die Bürgen einer
ſchönen Zukunft zu danken! —
Mit unveränderlicher Verehrung
Ihrer Exzellenz
ergebenſter 15
Jean Paul Fr. Richter
36. An Kammerherrn von Malſen in Bayreuth.
Baireut d. 22. Sept. 1825
Höchſt geſchätzter Herr Kammerherr! Die Pferde haben geſtern
meinem Körper ſo wenig geholfen als wären ſie Aerzte. Vergeblich 20
wollt’ ich ihm heute die Erlaubnis abdringen, ein Vergnügen, das
ich ſo lange den ganzen Sommer ſo wie dieſen ſelber entbehrte, zu
genießen. Aber das zweibeinige kranke Ding will nicht, das wie
Deſpoten einen deſto längern Zepter führt, je ſchwächer es ſelber iſt.
Entſchuldigen Sie damit meine heutige Unſichtbarkeit höchſten 25
Orts. Eine geſündere Zukunft wird mir hoff’ ich, einmal günſtiger
ſein und mich entſchädigen. — Ich wünſche Sie einmal abends bei
uns allen zu ſehen, damit ich Ihnen für Ihr heutiges Entſchuldigen
danken könne.
Ihr 30
ergebenſter
Jean Paul Fr. Richter.
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(2016-11-22T15:36:37Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:36:37Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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