mich zukommen lassen: so schicken Sie es mir, wenn nicht ihm. In jedem Falle freuet mich doch unsere Nachbarschaft auf der Überschrift. -- Ich danke für die 132 fl. Zinsen.
R.
106. An Frau von Schaden in München.5
[Konzept][Bayreuth, 16. Okt. 1820]
Recht spät -- und der Himmel gebe, nicht zu spät -- erfüll' ich mein Versprechen, das ich Ihnen in so frohen Stunden, obwol für einen schmerzlichen Gegenstand gegeben. Es ist aber oft leichter, eine Schrift zu machen, als eine Inschrift. Hier schick' ich Ihnen 2 zur Wahl; mögen10 meine Gedanken nur einiger massen der künstlerischen würdig sein! -- Die harmonischen Abende bei Ihnen und den Ihrigen tönen reich in meinem Innern nach, nur aber nicht in meinen Ohren; denn die schöne Sängerin mußt' ich Glücklichern zurücklassen. -- Und doch helf' ich mir mit einem kleinen Echo des Echo durch Ihre drei musikalischen Ge-15 schenke. Ist H. Stunz nach Italien? So sehr er dort als ein Orpheus nöthig wäre, um manche Thiere zu besänftigen: so wenig ist dort unter den letzten Sicherheit vor einem wiederholten Schicksal des Orpheus.
107. An Hofprediger Schmidt in München.
[Konzept][Bayreuth, 28. Okt. 1820]20
Sie hatten mir ein Briefchen versprochen, wenn meine Prophezeiung eines schönen Reisewetters einträfe. Leider haben Sie eine so seltene Gelegenheit, Dank zu sagen -- denn die andere, einen zu empfangen, ver- schaffen Sie sich selber leicht -- unbenutzt vorübergelassen; und ich werde lange auf die Wiederkehr eines prophetischen Glücks bei Ihnen25 warten müssen. Da meine Gefälligkeit gegen Bittende die Ihrige nach- ahmt -- nur leider mit kleinern Kräften zur Hülfe --: so hab' ich auch dem Überbringer dieß. eine Bitte nicht abgeschlagen, sich mit seiner größern an den König Ihnen vorzustellen. Was ich für ihn zu sagen habe, hab' ich eben in der Bittschrift selber gesagt, deren Kopie er30 Ihnen überreichen wird. -- Ich wünsche Ihnen von Herzen Glück, daß der menschenfreundlichste König Ihr bisheriges Wirken und Helfen durch die Ertheilung des Verdienstordens -- getauft hat. Hätt' Er
mich zukommen laſſen: ſo ſchicken Sie es mir, wenn nicht ihm. In jedem Falle freuet mich doch unſere Nachbarſchaft auf der Überſchrift. — Ich danke für die 132 fl. Zinſen.
R.
106. An Frau von Schaden in München.5
[Konzept][Bayreuth, 16. Okt. 1820]
Recht ſpät — und der Himmel gebe, nicht zu ſpät — erfüll’ ich mein Verſprechen, das ich Ihnen in ſo frohen Stunden, obwol für einen ſchmerzlichen Gegenſtand gegeben. Es iſt aber oft leichter, eine Schrift zu machen, als eine Inſchrift. Hier ſchick’ ich Ihnen 2 zur Wahl; mögen10 meine Gedanken nur einiger maſſen der künſtleriſchen würdig ſein! — Die harmoniſchen Abende bei Ihnen und den Ihrigen tönen reich in meinem Innern nach, nur aber nicht in meinen Ohren; denn die ſchöne Sängerin mußt’ ich Glücklichern zurücklaſſen. — Und doch helf’ ich mir mit einem kleinen Echo des Echo durch Ihre drei muſikaliſchen Ge-15 ſchenke. Iſt H. Stunz nach Italien? So ſehr er dort als ein Orpheus nöthig wäre, um manche Thiere zu beſänftigen: ſo wenig iſt dort unter den letzten Sicherheit vor einem wiederholten Schickſal des Orpheus.
107. An Hofprediger Schmidt in München.
[Konzept][Bayreuth, 28. Okt. 1820]20
Sie hatten mir ein Briefchen verſprochen, wenn meine Prophezeiung eines ſchönen Reiſewetters einträfe. Leider haben Sie eine ſo ſeltene Gelegenheit, Dank zu ſagen — denn die andere, einen zu empfangen, ver- ſchaffen Sie ſich ſelber leicht — unbenutzt vorübergelaſſen; und ich werde lange auf die Wiederkehr eines prophetiſchen Glücks bei Ihnen25 warten müſſen. Da meine Gefälligkeit gegen Bittende die Ihrige nach- ahmt — nur leider mit kleinern Kräften zur Hülfe —: ſo hab’ ich auch dem Überbringer dieß. eine Bitte nicht abgeſchlagen, ſich mit ſeiner größern an den König Ihnen vorzuſtellen. Was ich für ihn zu ſagen habe, hab’ ich eben in der Bittſchrift ſelber geſagt, deren Kopie er30 Ihnen überreichen wird. — Ich wünſche Ihnen von Herzen Glück, daß der menſchenfreundlichſte König Ihr bisheriges Wirken und Helfen durch die Ertheilung des Verdienſtordens — getauft hat. Hätt’ Er
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mich zukommen laſſen: ſo ſchicken Sie es mir, wenn nicht ihm. In jedem
Falle freuet mich doch unſere Nachbarſchaft auf der Überſchrift. —
Ich danke für die 132 fl. Zinſen.
R.
106. An Frau von Schaden in München. 5
[Bayreuth, 16. Okt. 1820]
Recht ſpät — und der Himmel gebe, nicht zu ſpät — erfüll’ ich mein
Verſprechen, das ich Ihnen in ſo frohen Stunden, obwol für einen
ſchmerzlichen Gegenſtand gegeben. Es iſt aber oft leichter, eine Schrift
zu machen, als eine Inſchrift. Hier ſchick’ ich Ihnen 2 zur Wahl; mögen 10
meine Gedanken nur einiger maſſen der künſtleriſchen würdig ſein! —
Die harmoniſchen Abende bei Ihnen und den Ihrigen tönen reich in
meinem Innern nach, nur aber nicht in meinen Ohren; denn die ſchöne
Sängerin mußt’ ich Glücklichern zurücklaſſen. — Und doch helf’ ich mir
mit einem kleinen Echo des Echo durch Ihre drei muſikaliſchen Ge- 15
ſchenke. Iſt H. Stunz nach Italien? So ſehr er dort als ein Orpheus
nöthig wäre, um manche Thiere zu beſänftigen: ſo wenig iſt dort unter
den letzten Sicherheit vor einem wiederholten Schickſal des Orpheus.
107. An Hofprediger Schmidt in München.
[Bayreuth, 28. Okt. 1820] 20
Sie hatten mir ein Briefchen verſprochen, wenn meine Prophezeiung
eines ſchönen Reiſewetters einträfe. Leider haben Sie eine ſo ſeltene
Gelegenheit, Dank zu ſagen — denn die andere, einen zu empfangen, ver-
ſchaffen Sie ſich ſelber leicht — unbenutzt vorübergelaſſen; und ich
werde lange auf die Wiederkehr eines prophetiſchen Glücks bei Ihnen 25
warten müſſen. Da meine Gefälligkeit gegen Bittende die Ihrige nach-
ahmt — nur leider mit kleinern Kräften zur Hülfe —: ſo hab’ ich auch
dem Überbringer dieß. eine Bitte nicht abgeſchlagen, ſich mit ſeiner
größern an den König Ihnen vorzuſtellen. Was ich für ihn zu ſagen
habe, hab’ ich eben in der Bittſchrift ſelber geſagt, deren Kopie er 30
Ihnen überreichen wird. — Ich wünſche Ihnen von Herzen Glück, daß
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/78>, abgerufen am 19.07.2024.
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