scheinbaren Verlust erleidet! -- Die Vossische Buchhandlung will so gerne eine 2te Auflage der grönländischen Prozesse liefern. Ich bekam für den 1ten Theil zu 300 Seiten 16 Ld'or, ein Buch, wo zwischen jedem Punkte-Paar ein Einfall steht; wie viel mit höchster Billigkeit zu fodern räthst du mir, wenn ich wenig daran ändere? -- Nun lebe so5 wohl als du es um mich verdienst! Grüße deine Geliebten des Hauses!
Dein Richter
[es folgen noch zwei Seiten mit 25 Einzelbemerkungen zum 2. Band des Kometen]10
92. An Kreishauptmann von Zeschau in Dresden.
Baireut d. 4ten Sept. 1820
Nehmen Sie mit diesem halben Scherflein für das Waisenhaus vor- lieb. Sie verlangten selber nur "einen Aehrenstrauß aus dem Ernte- feld der Levana". Mögen in dem Paar Aehren einige Körner sein,15 welche Früchte tragen! -- Blos Ihrem schönen Wunsche für Waisen war ich gehorsam, da ich sonst zu kleinen Aufsätzen weder Lust, noch Zeit, noch Vermögen habe. Grüßen Sie die wolwollenden Mitarbeiter Ammon und Tiedge und sagen Sie letztem, daß ich im Cottaschen Almanach für 1821 das vorjährige Leben und Freuen in Löbichau dar-20 gestellt. -- Und Ihnen geh' es auf Ihrem menschenfreundlichen Wege immer wohl! Mit vieler Achtung für so vielseitige Verdienste
Ihr Jean Paul Fr. Richter
93. An Friedrich Haug in Stuttgart.25
[Kopie][Bayreuth, 5. Sept. 1820]
Können Sie ihm (Oestreicher) auf seiner Bilderjagd -- nicht meta- phorische sondern körperliche Bilder -- ein und das andere Gehege zeigen etc.... Sie haben bei der seltnen Vereinigung von Kenntnissen, Einfällen und lyrischen Ergießungen ein schönes Mittel, sich immer zum30 Vortheil des Lesers zu unterbrechen, z. B. die Epigrammenreihe, gegen deren Überreiz eine Einmischung andern Stoffs so wohlthuend wirkt --
5*
ſcheinbaren Verluſt erleidet! — Die Vossische Buchhandlung will ſo gerne eine 2te Auflage der grönländiſchen Prozeſſe liefern. Ich bekam für den 1ten Theil zu 300 Seiten 16 Ld’or, ein Buch, wo zwiſchen jedem Punkte-Paar ein Einfall ſteht; wie viel mit höchſter Billigkeit zu fodern räthſt du mir, wenn ich wenig daran ändere? — Nun lebe ſo5 wohl als du es um mich verdienſt! Grüße deine Geliebten des Hauſes!
Dein Richter
[es folgen noch zwei Seiten mit 25 Einzelbemerkungen zum 2. Band des Kometen]10
92. An Kreishauptmann von Zeſchau in Dresden.
Baireut d. 4ten Sept. 1820
Nehmen Sie mit dieſem halben Scherflein für das Waiſenhaus vor- lieb. Sie verlangten ſelber nur „einen Aehrenſtrauß aus dem Ernte- feld der Levana“. Mögen in dem Paar Aehren einige Körner ſein,15 welche Früchte tragen! — Blos Ihrem ſchönen Wunſche für Waiſen war ich gehorſam, da ich ſonſt zu kleinen Aufſätzen weder Luſt, noch Zeit, noch Vermögen habe. Grüßen Sie die wolwollenden Mitarbeiter Ammon und Tiedge und ſagen Sie letztem, daß ich im Cottaschen Almanach für 1821 das vorjährige Leben und Freuen in Löbichau dar-20 geſtellt. — Und Ihnen geh’ es auf Ihrem menſchenfreundlichen Wege immer wohl! Mit vieler Achtung für ſo vielſeitige Verdienſte
Ihr Jean Paul Fr. Richter
93. An Friedrich Haug in Stuttgart.25
[Kopie][Bayreuth, 5. Sept. 1820]
Können Sie ihm (Oestreicher) auf ſeiner Bilderjagd — nicht meta- phoriſche ſondern körperliche Bilder — ein und das andere Gehege zeigen ꝛc.... Sie haben bei der ſeltnen Vereinigung von Kenntniſſen, Einfällen und lyriſchen Ergießungen ein ſchönes Mittel, ſich immer zum30 Vortheil des Leſers zu unterbrechen, z. B. die Epigrammenreihe, gegen deren Überreiz eine Einmiſchung andern Stoffs ſo wohlthuend wirkt —
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ſcheinbaren Verluſt erleidet! — Die Vossische Buchhandlung will ſo
gerne eine 2te Auflage der grönländiſchen Prozeſſe liefern. Ich bekam
für den 1ten Theil zu 300 Seiten 16 Ld’or, ein Buch, wo zwiſchen jedem
Punkte-Paar ein Einfall ſteht; wie viel mit höchſter Billigkeit zu
fodern räthſt du mir, wenn ich wenig daran ändere? — Nun lebe ſo 5
wohl als du es um mich verdienſt! Grüße deine Geliebten des Hauſes!
Dein
Richter
10
92. An Kreishauptmann von Zeſchau in Dresden.
Baireut d. 4ten Sept. 1820
Nehmen Sie mit dieſem halben Scherflein für das Waiſenhaus vor-
lieb. Sie verlangten ſelber nur „einen Aehrenſtrauß aus dem Ernte-
feld der Levana“. Mögen in dem Paar Aehren einige Körner ſein, 15
welche Früchte tragen! — Blos Ihrem ſchönen Wunſche für Waiſen
war ich gehorſam, da ich ſonſt zu kleinen Aufſätzen weder Luſt, noch Zeit,
noch Vermögen habe. Grüßen Sie die wolwollenden Mitarbeiter
Ammon und Tiedge und ſagen Sie letztem, daß ich im Cottaschen
Almanach für 1821 das vorjährige Leben und Freuen in Löbichau dar- 20
geſtellt. — Und Ihnen geh’ es auf Ihrem menſchenfreundlichen Wege
immer wohl! Mit vieler Achtung für ſo vielſeitige Verdienſte
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
93. An Friedrich Haug in Stuttgart. 25
[Bayreuth, 5. Sept. 1820]
Können Sie ihm (Oestreicher) auf ſeiner Bilderjagd — nicht meta-
phoriſche ſondern körperliche Bilder — ein und das andere Gehege
zeigen ꝛc.... Sie haben bei der ſeltnen Vereinigung von Kenntniſſen,
Einfällen und lyriſchen Ergießungen ein ſchönes Mittel, ſich immer zum 30
Vortheil des Leſers zu unterbrechen, z. B. die Epigrammenreihe, gegen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/73>, abgerufen am 18.07.2024.
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