Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

Bild:
<< vorherige Seite

Nachschrift. Noch etwas mir Wichtiges! Im 6ten Kapitel, wo die
heitern Kirmeßgäste anlangen etc. etc., ließ ich doppelt-unrichtig den
Apotheker im Zanke zu seinen 3 Schwestern sagen: ihr drei Höllen-
flüsse. -- Weg damit! Setze dafür: du milder schwesterlicher Dreizack --
Oder auch später: ihr lieben 3 Höllenrichterinnen oder ihr heiligen Drei5
Königinnen.

87. An Cotta.

Gott gebe nur, daß der Aufsatz noch in den Damenkalender hinein
kann. Für die Damen hätt' er durch seine Beziehung auf fünf berühmte10
Anziehung genug. Daher bitt ich Sie auch, meinem gewöhnlichen
Exemplare diesesmal 5 sehr gute, für die Herzogin von Kurland, ihre
Schwester und ihre 3 Prinzessinnen beizulegen und sogleich nach dem
Abdrucke zu senden.

An Ihrem Müllner haben Sie einen zweiten Merkel, nur ohne dessen15
Witz und Sprachleichtigkeit; an Bosheit mögen sie einander ähnlicher
sein. Neulich verdrehte er Göthe's Urtheil über mich in seinem west-
östlichen Divan, geradezu aus Rache zu einem entgegengesetzten. Seine
langweiligen Scherze, womit er nicht die Wahrheit sondern nur sich
vertheidigt, sind Disteln, welche nicht allen Thieren des Feldes schmecken20
werden. Lassen Sie ihn, bei seiner rachsüchtigen Gemüthlosigkeit, ja
nie meine Werke beurtheilen in Ihrem Blatte. Ich wünsche nicht, daß er
mich zwingt, diesem Heiligen wie dem verschollnen Merkel zu er-
scheinen und ihm die nöthigen Wundenmale oder Stigmen aufzu-
drücken. -- --25

Im Nothfalle -- was der Himmel verhüte -- müßte der Damen-
aufsatz mit einigen Veränderungen ins Morgenblatt.

Mit alter Zuneigung

Ihr
Jean Paul Fr. Richter30
88. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! -- Hier 3 Briefe! -- Ihre An-
merkungen zu Löbichau kamen mir recht zu Passe; ich konnte sie fast

Nachſchrift. Noch etwas mir Wichtiges! Im 6ten Kapitel, wo die
heitern Kirmeßgäſte anlangen ꝛc. ꝛc., ließ ich doppelt-unrichtig den
Apotheker im Zanke zu ſeinen 3 Schweſtern ſagen: ihr drei Höllen-
flüſſe. — Weg damit! Setze dafür: du milder ſchweſterlicher Dreizack —
Oder auch ſpäter: ihr lieben 3 Höllenrichterinnen oder ihr heiligen Drei5
Königinnen.

87. An Cotta.

Gott gebe nur, daß der Aufſatz noch in den Damenkalender hinein
kann. Für die Damen hätt’ er durch ſeine Beziehung auf fünf berühmte10
Anziehung genug. Daher bitt ich Sie auch, meinem gewöhnlichen
Exemplare dieſesmal 5 ſehr gute, für die Herzogin von Kurland, ihre
Schweſter und ihre 3 Prinzeſſinnen beizulegen und ſogleich nach dem
Abdrucke zu ſenden.

An Ihrem Müllner haben Sie einen zweiten Merkel, nur ohne deſſen15
Witz und Sprachleichtigkeit; an Bosheit mögen ſie einander ähnlicher
ſein. Neulich verdrehte er Göthe’s Urtheil über mich in ſeinem weſt-
öſtlichen Divan, geradezu aus Rache zu einem entgegengeſetzten. Seine
langweiligen Scherze, womit er nicht die Wahrheit ſondern nur ſich
vertheidigt, ſind Diſteln, welche nicht allen Thieren des Feldes ſchmecken20
werden. Laſſen Sie ihn, bei ſeiner rachſüchtigen Gemüthloſigkeit, ja
nie meine Werke beurtheilen in Ihrem Blatte. Ich wünſche nicht, daß er
mich zwingt, dieſem Heiligen wie dem verſchollnen Merkel zu er-
ſcheinen und ihm die nöthigen Wundenmale oder Stigmen aufzu-
drücken. — —25

Im Nothfalle — was der Himmel verhüte — müßte der Damen-
aufſatz mit einigen Veränderungen ins Morgenblatt.

Mit alter Zuneigung

Ihr
Jean Paul Fr. Richter30
88. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! — Hier 3 Briefe! — Ihre An-
merkungen zu Löbichau kamen mir recht zu Paſſe; ich konnte ſie faſt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <pb facs="#f0070" n="64"/>
        <postscript>
          <p>Nach&#x017F;chrift. Noch etwas mir Wichtiges! Im 6<hi rendition="#sup">ten</hi> Kapitel, wo die<lb/>
heitern Kirmeßgä&#x017F;te anlangen &#xA75B;c. &#xA75B;c., ließ ich doppelt-unrichtig den<lb/>
Apotheker im Zanke zu &#x017F;einen 3 Schwe&#x017F;tern &#x017F;agen: ihr drei Höllen-<lb/>
flü&#x017F;&#x017F;e. &#x2014; Weg damit! Setze dafür: du milder &#x017F;chwe&#x017F;terlicher Dreizack &#x2014;<lb/>
Oder auch &#x017F;päter: ihr lieben 3 Höllenrichterinnen oder ihr heiligen Drei<lb n="5"/>
Königinnen.</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>87. An <hi rendition="#g">Cotta.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 25<hi rendition="#sup">ten</hi> Aug. 1820</hi> </dateline><lb/>
        <p>Gott gebe nur, daß der Auf&#x017F;atz noch in den Damenkalender hinein<lb/>
kann. Für die Damen hätt&#x2019; er durch &#x017F;eine Beziehung auf fünf berühmte<lb n="10"/>
Anziehung genug. Daher bitt ich Sie auch, meinem gewöhnlichen<lb/>
Exemplare die&#x017F;esmal 5 &#x017F;ehr gute, für die Herzogin von Kurland, ihre<lb/>
Schwe&#x017F;ter und ihre 3 Prinze&#x017F;&#x017F;innen beizulegen und &#x017F;ogleich nach dem<lb/>
Abdrucke zu &#x017F;enden.</p><lb/>
        <p>An Ihrem <hi rendition="#aq">Müllner</hi> haben Sie einen zweiten <hi rendition="#aq">Merkel,</hi> nur ohne de&#x017F;&#x017F;en<lb n="15"/>
Witz und Sprachleichtigkeit; an Bosheit mögen &#x017F;ie einander ähnlicher<lb/>
&#x017F;ein. Neulich verdrehte er <hi rendition="#aq">Göthe&#x2019;s</hi> Urtheil über mich in &#x017F;einem we&#x017F;t-<lb/>
ö&#x017F;tlichen Divan, geradezu aus Rache zu einem entgegenge&#x017F;etzten. Seine<lb/>
langweiligen Scherze, womit er nicht die Wahrheit &#x017F;ondern nur &#x017F;ich<lb/>
vertheidigt, &#x017F;ind Di&#x017F;teln, welche nicht allen Thieren des Feldes &#x017F;chmecken<lb n="20"/>
werden. La&#x017F;&#x017F;en Sie ihn, bei &#x017F;einer rach&#x017F;üchtigen Gemüthlo&#x017F;igkeit, ja<lb/>
nie meine Werke beurtheilen in Ihrem Blatte. Ich wün&#x017F;che nicht, daß er<lb/>
mich zwingt, die&#x017F;em Heiligen wie dem ver&#x017F;chollnen <hi rendition="#aq">Merkel</hi> zu er-<lb/>
&#x017F;cheinen und ihm die nöthigen Wundenmale oder Stigmen aufzu-<lb/>
drücken. &#x2014; &#x2014;<lb n="25"/>
</p>
        <p>Im Nothfalle &#x2014; was der Himmel verhüte &#x2014; müßte der Damen-<lb/>
auf&#x017F;atz mit einigen Veränderungen ins Morgenblatt.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et">Mit alter Zuneigung</hi> </p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter<lb n="30"/>
</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>88. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 27. Aug. 1820]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> &#x2014; Hier 3 Briefe! &#x2014; Ihre An-<lb/>
merkungen zu <hi rendition="#aq">Löbichau</hi> kamen mir recht zu Pa&#x017F;&#x017F;e; ich konnte &#x017F;ie fa&#x017F;t<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0070] Nachſchrift. Noch etwas mir Wichtiges! Im 6ten Kapitel, wo die heitern Kirmeßgäſte anlangen ꝛc. ꝛc., ließ ich doppelt-unrichtig den Apotheker im Zanke zu ſeinen 3 Schweſtern ſagen: ihr drei Höllen- flüſſe. — Weg damit! Setze dafür: du milder ſchweſterlicher Dreizack — Oder auch ſpäter: ihr lieben 3 Höllenrichterinnen oder ihr heiligen Drei 5 Königinnen. 87. An Cotta. Baireut d. 25ten Aug. 1820 Gott gebe nur, daß der Aufſatz noch in den Damenkalender hinein kann. Für die Damen hätt’ er durch ſeine Beziehung auf fünf berühmte 10 Anziehung genug. Daher bitt ich Sie auch, meinem gewöhnlichen Exemplare dieſesmal 5 ſehr gute, für die Herzogin von Kurland, ihre Schweſter und ihre 3 Prinzeſſinnen beizulegen und ſogleich nach dem Abdrucke zu ſenden. An Ihrem Müllner haben Sie einen zweiten Merkel, nur ohne deſſen 15 Witz und Sprachleichtigkeit; an Bosheit mögen ſie einander ähnlicher ſein. Neulich verdrehte er Göthe’s Urtheil über mich in ſeinem weſt- öſtlichen Divan, geradezu aus Rache zu einem entgegengeſetzten. Seine langweiligen Scherze, womit er nicht die Wahrheit ſondern nur ſich vertheidigt, ſind Diſteln, welche nicht allen Thieren des Feldes ſchmecken 20 werden. Laſſen Sie ihn, bei ſeiner rachſüchtigen Gemüthloſigkeit, ja nie meine Werke beurtheilen in Ihrem Blatte. Ich wünſche nicht, daß er mich zwingt, dieſem Heiligen wie dem verſchollnen Merkel zu er- ſcheinen und ihm die nöthigen Wundenmale oder Stigmen aufzu- drücken. — — 25 Im Nothfalle — was der Himmel verhüte — müßte der Damen- aufſatz mit einigen Veränderungen ins Morgenblatt. Mit alter Zuneigung Ihr Jean Paul Fr. Richter 30 88. An Emanuel. [Bayreuth, 27. Aug. 1820] Guten Morgen, mein Emanuel! — Hier 3 Briefe! — Ihre An- merkungen zu Löbichau kamen mir recht zu Paſſe; ich konnte ſie faſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/70
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/70>, abgerufen am 24.11.2024.