Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.Puppen geradezu die von der Lustseuche verstümmelten Huren. Zur Das Ende des 2ten Bandes und die fruchtbare Leichtigkeit fortzu- Antworte schleunigst deinem Richter *81. An Gottlieb Richter in Bayreuth. [Bayreuth, Juli 1820?]30Du könntest wol, guter Bruder, deinen Tag herrlich anfangen, wenn Puppen geradezu die von der Luſtſeuche verſtümmelten Huren. Zur Das Ende des 2ten Bandes und die fruchtbare Leichtigkeit fortzu- Antworte ſchleunigſt deinem Richter *81. An Gottlieb Richter in Bayreuth. [Bayreuth, Juli 1820?]30Du könnteſt wol, guter Bruder, deinen Tag herrlich anfangen, wenn <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0065" n="59"/> Puppen geradezu die von der Luſtſeuche verſtümmelten Huren. Zur<lb/> Deutlichkeit wollen wir unter den Druckfehlern und Verbeſſerungen<lb/> ſetzen: der Männerfäuſte im Luſtſeuchenhaus 〈häuſern〉, oder wenn dir<lb/> dieſes zu ſtark klingt, in Laſterhäuſern. — Ich ſehe ſo oft immer ge-<lb/> ſchrieben, was gar nicht daſteht, in meiner und in fremder Schrift;<lb n="5"/> kümmere dich alſo oft ſogar um Korrekturen nicht zu viel. — Carové<lb/> erfreuete uns neulich; er heirathet die Braut nicht, weil ſie nicht warm<lb/> genug für ihn iſt, oder höchſtens es zu ſehr für andere. — Ich verreiſe<lb/> in dieſem Jahre ſchwerlich wieder. — In München wollte Schlichtegroll<lb/> und Roth mich in die Akademie hineinbereden; aber meine Arbeiten,<lb n="10"/> der Charakter der Altmünchner und der bettelhaften Flachgegend<lb/> ſperren mich heraus. — Der Herzog <hi rendition="#aq">Alexander</hi> aus Rußland (Bruder<lb/> des H[erzogs] Wilhelm in Stuttgart) gibt mir in hieſiger <hi rendition="#aq">Fantaisie</hi><lb/> faſt tägliche Stelldichein der Liebe; ſogar eine Lobinſchrift auf mich ließ<lb/> er in einen dortigen Felſen hauen, für mich eine aufrechte Grabplatte. —<lb n="15"/> </p> <p>Das Ende des 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Bandes und die fruchtbare Leichtigkeit fortzu-<lb/> fahren und mich ſelber ſchreibend zu erquicken, läßt mich ordentlich<lb/> noch ſchwanken zwiſchen künftigen philoſophiſchen Werken und zwiſchen<lb/> dreierlei Arten von äſthetiſchen, die ich zu machen wähle. — Verzeihe<lb/> das Schweigen, das jedoch immer den Fehler hat, daß man vor Über-<lb n="20"/> fluß neuen Stoffs den verzögerten alten vergißt. — Alle Herzen um<lb/> dein Herz ſeien gegrüßt; und gedrückt an eine verwandte Bruſt. —<lb/> Auch meinen 3 <hi rendition="#aq">Paulus,</hi> welche ſchon ſeit 3 Unglückblitzen (für jede<lb/> Bruſt ein beſonderer) den Zuſchauer ergreifen, aber noch mehr den<lb/> Freund erſchüttern und gewinnen, ſage meine dankbarſten, liebe-<lb n="25"/> vollſten Grüße; und Gott ſegne meine Sophia! —</p><lb/> <closer> <salute>Antworte ſchleunigſt deinem<lb/><hi rendition="#right">Richter</hi></salute> </closer> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>*81. An <hi rendition="#g">Gottlieb Richter in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Juli 1820?]</hi> </dateline> <lb n="30"/> <p>Du könnteſt wol, guter Bruder, deinen Tag herrlich anfangen, wenn<lb/> du mir einen guten verſchaffteſt, nämlich mir für .. 18 kr. 1 Pfund von<lb/> deinem geräucherten Fleiſche ſchickteſt. Ich würde dann Mittags beſſer<lb/> ſpeiſen, als wenn ich bei dem Prinzen draußen äße ...</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [59/0065]
Puppen geradezu die von der Luſtſeuche verſtümmelten Huren. Zur
Deutlichkeit wollen wir unter den Druckfehlern und Verbeſſerungen
ſetzen: der Männerfäuſte im Luſtſeuchenhaus 〈häuſern〉, oder wenn dir
dieſes zu ſtark klingt, in Laſterhäuſern. — Ich ſehe ſo oft immer ge-
ſchrieben, was gar nicht daſteht, in meiner und in fremder Schrift; 5
kümmere dich alſo oft ſogar um Korrekturen nicht zu viel. — Carové
erfreuete uns neulich; er heirathet die Braut nicht, weil ſie nicht warm
genug für ihn iſt, oder höchſtens es zu ſehr für andere. — Ich verreiſe
in dieſem Jahre ſchwerlich wieder. — In München wollte Schlichtegroll
und Roth mich in die Akademie hineinbereden; aber meine Arbeiten, 10
der Charakter der Altmünchner und der bettelhaften Flachgegend
ſperren mich heraus. — Der Herzog Alexander aus Rußland (Bruder
des H[erzogs] Wilhelm in Stuttgart) gibt mir in hieſiger Fantaisie
faſt tägliche Stelldichein der Liebe; ſogar eine Lobinſchrift auf mich ließ
er in einen dortigen Felſen hauen, für mich eine aufrechte Grabplatte. — 15
Das Ende des 2ten Bandes und die fruchtbare Leichtigkeit fortzu-
fahren und mich ſelber ſchreibend zu erquicken, läßt mich ordentlich
noch ſchwanken zwiſchen künftigen philoſophiſchen Werken und zwiſchen
dreierlei Arten von äſthetiſchen, die ich zu machen wähle. — Verzeihe
das Schweigen, das jedoch immer den Fehler hat, daß man vor Über- 20
fluß neuen Stoffs den verzögerten alten vergißt. — Alle Herzen um
dein Herz ſeien gegrüßt; und gedrückt an eine verwandte Bruſt. —
Auch meinen 3 Paulus, welche ſchon ſeit 3 Unglückblitzen (für jede
Bruſt ein beſonderer) den Zuſchauer ergreifen, aber noch mehr den
Freund erſchüttern und gewinnen, ſage meine dankbarſten, liebe- 25
vollſten Grüße; und Gott ſegne meine Sophia! —
Antworte ſchleunigſt deinem
Richter
*81. An Gottlieb Richter in Bayreuth.
[Bayreuth, Juli 1820?] 30
Du könnteſt wol, guter Bruder, deinen Tag herrlich anfangen, wenn
du mir einen guten verſchaffteſt, nämlich mir für .. 18 kr. 1 Pfund von
deinem geräucherten Fleiſche ſchickteſt. Ich würde dann Mittags beſſer
ſpeiſen, als wenn ich bei dem Prinzen draußen äße ...
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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