Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.folgen noch die (im Morgenblatte abgedruckte) Vorrede über den 31. Jul. -- Wie verlang' ich immer von dir! Wunderbar hast du in allen30 folgen noch die (im Morgenblatte abgedruckte) Vorrede über den 31. Jul. — Wie verlang’ ich immer von dir! Wunderbar haſt du in allen30 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0064" n="58"/> folgen noch die (im Morgenblatte abgedruckte) Vorrede über den<lb/> Traumgeberorden — welche ich der Zenſur wegen nach Berlin ge-<lb/> ſchickt — und einige Kapitel. Berichtige das Titelblatt, falls es dem des<lb/> 1<hi rendition="#sup">ten</hi> Bandes nicht gleichförmig wäre. — Bitte den Buchhändler um die<lb/> Beſtimmung der möglichen Druckgröße dieſer Sendung. — Jetzo ſetz’<lb n="5"/> ich ſeit deinem Loben wieder umgekehrt den erſten Theil über den zweiten<lb/> hinauf, weil dieſer in ſeiner Geſchichte mit Rieſenſchildkrötenfüßen in<lb/> ſeinem Sande langſam fortrückt und weil er nicht ganz verbergen kann,<lb/> daß er <hi rendition="#g">vor</hi> dem erſten geſchaffen worden. So iſt immer der Richterſtuhl<lb/> eines Autors gegen ſich ſelber ein Drehſtuhl und ſeine Urtheile über<lb n="10"/> andere ſind feſter als die über ſich. — Aber gegen das Ende des Bandes<lb/> thut ſich für die heiterſte, beweglichſte und reichſte Geſchichte eine weite<lb/> Ebene auf; — und gerade da geh ich für einige Zeit mit meiner Feder<lb/> nach Hauſe. — Ums Himmels Willen mache du unermüdlicher Mit-<lb/> arbeiter dir keine Bedenklichkeiten über Freiexemplare; ein ſchönſtes<lb n="15"/> gebührt dir ohnehin von <hi rendition="#g">mir;</hi> und andere nimm; mir bleiben ihrer immer<lb/> genug. Den <hi rendition="#aq">Hesperus</hi> bringt dir im Oktober mein Sohn mit. — Bei<lb/> dieſer Gelegenheit thu’ ich an dich wichtige Fragen — weniger in<lb/> meinem Namen als für den Generalkommiſſar <hi rendition="#aq">v. Welden</hi> und für den<lb/> Kammerrath <hi rendition="#aq">Miedel,</hi> die beide ihre Söhne nach <hi rendition="#aq">Heidelberg</hi> zu ſchicken<lb n="20"/> ſich bedenken und doch wünſchen — nämlich, wie groß die neulichen<lb/> akademiſchen Unruhen geweſen und welche da überhaupt auf Koſten der<lb/> Lebens Sicherheit zu befürchten ſind. Schreibe mir es zur Beruhigung<lb/> meiner Kommittenten recht klar und beſtimmt; volle Wahrheit über<lb/> dieſen Punkt kann ich blos von meinem Heinrich erwarten. Auch<lb n="25"/> ſage mir, ob bei euch öfter Prüfungen mit Studenten vorgenommen<lb/> werden. Mache, ſei ſo gut, deine Antwortſtelle zur Noth für Vorleſen<lb/> tauglich.</p> </div><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">31. Jul.</hi> </dateline><lb/> <p>— Wie verlang’ ich immer von dir! Wunderbar haſt du in allen<lb n="30"/> deinen Korrekturen des Kometen Recht; fahre nur kühner fort, denn<lb/> was wärs denn ſogar Gefährliches, wenn einmal deine Gedanken an die<lb/> Stelle der meinigen träten? Nur Einmal errietheſt du nicht auf der 4<hi rendition="#sup">ten</hi><lb/> Seite des erſten Vorkapitels: „aber der Himmel (wünſch’ ich) verſchone<lb/> künftig ein ſolches mitſeufzendes Weſen mit dem Anblicke <hi rendition="#g">jener</hi><lb n="35"/> trübern beſeelten Spielpuppen der Männerfäuſte“ — ich meine unter<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0064]
folgen noch die (im Morgenblatte abgedruckte) Vorrede über den
Traumgeberorden — welche ich der Zenſur wegen nach Berlin ge-
ſchickt — und einige Kapitel. Berichtige das Titelblatt, falls es dem des
1ten Bandes nicht gleichförmig wäre. — Bitte den Buchhändler um die
Beſtimmung der möglichen Druckgröße dieſer Sendung. — Jetzo ſetz’ 5
ich ſeit deinem Loben wieder umgekehrt den erſten Theil über den zweiten
hinauf, weil dieſer in ſeiner Geſchichte mit Rieſenſchildkrötenfüßen in
ſeinem Sande langſam fortrückt und weil er nicht ganz verbergen kann,
daß er vor dem erſten geſchaffen worden. So iſt immer der Richterſtuhl
eines Autors gegen ſich ſelber ein Drehſtuhl und ſeine Urtheile über 10
andere ſind feſter als die über ſich. — Aber gegen das Ende des Bandes
thut ſich für die heiterſte, beweglichſte und reichſte Geſchichte eine weite
Ebene auf; — und gerade da geh ich für einige Zeit mit meiner Feder
nach Hauſe. — Ums Himmels Willen mache du unermüdlicher Mit-
arbeiter dir keine Bedenklichkeiten über Freiexemplare; ein ſchönſtes 15
gebührt dir ohnehin von mir; und andere nimm; mir bleiben ihrer immer
genug. Den Hesperus bringt dir im Oktober mein Sohn mit. — Bei
dieſer Gelegenheit thu’ ich an dich wichtige Fragen — weniger in
meinem Namen als für den Generalkommiſſar v. Welden und für den
Kammerrath Miedel, die beide ihre Söhne nach Heidelberg zu ſchicken 20
ſich bedenken und doch wünſchen — nämlich, wie groß die neulichen
akademiſchen Unruhen geweſen und welche da überhaupt auf Koſten der
Lebens Sicherheit zu befürchten ſind. Schreibe mir es zur Beruhigung
meiner Kommittenten recht klar und beſtimmt; volle Wahrheit über
dieſen Punkt kann ich blos von meinem Heinrich erwarten. Auch 25
ſage mir, ob bei euch öfter Prüfungen mit Studenten vorgenommen
werden. Mache, ſei ſo gut, deine Antwortſtelle zur Noth für Vorleſen
tauglich.
31. Jul.
— Wie verlang’ ich immer von dir! Wunderbar haſt du in allen 30
deinen Korrekturen des Kometen Recht; fahre nur kühner fort, denn
was wärs denn ſogar Gefährliches, wenn einmal deine Gedanken an die
Stelle der meinigen träten? Nur Einmal errietheſt du nicht auf der 4ten
Seite des erſten Vorkapitels: „aber der Himmel (wünſch’ ich) verſchone
künftig ein ſolches mitſeufzendes Weſen mit dem Anblicke jener 35
trübern beſeelten Spielpuppen der Männerfäuſte“ — ich meine unter
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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