Theile von meinen Briefen mit was und wem du willst; du weißt wie wenig ich von der furchtsamen Verbergerei an mir habe und von der Kleinstädterei mitten in der Stadt-Gottes des Lebens. Ist es denn eines unsterblichen Wesens würdig, eine sterbliche Lumperei von 1 1/2 Tag5 Wirkung ernstlich und steif zuzudecken?
520. An Fräulein von Knebel.
Gnädiges Fräulein! Wollen Sie mir nicht auf eine Stunde Sokrates Gesicht geben? -- Ich meine blos Ihr Petschaft, worauf dasselbe steht. -- Dank für Ihre vorige gütige Gabe.10
Richter
521. An Frau Kammerrat Donauer.
Der kunstreichen Backschöpferin und der menschenfreundlichen Frau und Geberin den reichsten Dank und das schönste Fest!
522. An Professor Wagner.15
Ich kann immer kaum den Wolfmonat erwarten, weil er mir doch das Christgeschenk mitbringt, daß ich mit meinen elenden 25 fl. rheinischer Währung bei Ihnen landen kann.
Aber künftig -- ich bitte Sie herzlich -- lassen Sie mich Pensionisten in die Reihe der andern Eltern treten und monatlich bezahlen. Sie20 haben Ihren überguten Willen lange genug gehabt und haben bei mir ein tüchtiges Kapital von Dankbarkeit stehen, wovon ich ja nur die Zinsen abtrage.
Ihr Jean Paul Fr. Richter25
523. An Professor Wagner.
Guten Morgen! Ich bitte Sie, mir die Stunde Ihrer morgend- lichen Prüfungen recht bestimmt anzugeben, damit ich Sie wenigstens von der Höhe herab höre, da es leider auf der Ebene aufhören soll. Der Himmel gebe, daß die gestrige Nachricht Ihrer Lossagung von der30 Harmonie noch zur Unwahrheit werde. Ich bin darüber sehr betroffen. Zum Glück haben die Vorsteher Ihren Absagebrief, aus Wünschen
519. An Karoline Richter.
Theile von meinen Briefen mit was und wem du willſt; du weißt wie wenig ich von der furchtſamen Verbergerei an mir habe und von der Kleinſtädterei mitten in der Stadt-Gottes des Lebens. Iſt es denn eines unſterblichen Weſens würdig, eine ſterbliche Lumperei von 1 ½ Tag5 Wirkung ernſtlich und ſteif zuzudecken?
520. An Fräulein von Knebel.
Gnädiges Fräulein! Wollen Sie mir nicht auf eine Stunde Sokrates Geſicht geben? — Ich meine blos Ihr Petſchaft, worauf daſſelbe ſteht. — Dank für Ihre vorige gütige Gabe.10
Richter
521. An Frau Kammerrat Donauer.
Der kunſtreichen Backſchöpferin und der menſchenfreundlichen Frau und Geberin den reichſten Dank und das ſchönſte Feſt!
522. An Profeſſor Wagner.15
Ich kann immer kaum den Wolfmonat erwarten, weil er mir doch das Chriſtgeſchenk mitbringt, daß ich mit meinen elenden 25 fl. rheiniſcher Währung bei Ihnen landen kann.
Aber künftig — ich bitte Sie herzlich — laſſen Sie mich Penſioniſten in die Reihe der andern Eltern treten und monatlich bezahlen. Sie20 haben Ihren überguten Willen lange genug gehabt und haben bei mir ein tüchtiges Kapital von Dankbarkeit ſtehen, wovon ich ja nur die Zinſen abtrage.
Ihr Jean Paul Fr. Richter25
523. An Profeſſor Wagner.
Guten Morgen! Ich bitte Sie, mir die Stunde Ihrer morgend- lichen Prüfungen recht beſtimmt anzugeben, damit ich Sie wenigſtens von der Höhe herab höre, da es leider auf der Ebene aufhören ſoll. Der Himmel gebe, daß die geſtrige Nachricht Ihrer Losſagung von der30 Harmonie noch zur Unwahrheit werde. Ich bin darüber ſehr betroffen. Zum Glück haben die Vorſteher Ihren Abſagebrief, aus Wünſchen
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519. An Karoline Richter.
Theile von meinen Briefen mit was und wem du willſt; du weißt wie
wenig ich von der furchtſamen Verbergerei an mir habe und von der
Kleinſtädterei mitten in der Stadt-Gottes des Lebens. Iſt es denn eines
unſterblichen Weſens würdig, eine ſterbliche Lumperei von 1 ½ Tag 5
Wirkung ernſtlich und ſteif zuzudecken?
520. An Fräulein von Knebel.
Gnädiges Fräulein! Wollen Sie mir nicht auf eine Stunde Sokrates
Geſicht geben? — Ich meine blos Ihr Petſchaft, worauf daſſelbe ſteht.
— Dank für Ihre vorige gütige Gabe. 10
Richter
521. An Frau Kammerrat Donauer.
Der kunſtreichen Backſchöpferin und der menſchenfreundlichen Frau
und Geberin den reichſten Dank und das ſchönſte Feſt!
522. An Profeſſor Wagner. 15
Ich kann immer kaum den Wolfmonat erwarten, weil er mir doch
das Chriſtgeſchenk mitbringt, daß ich mit meinen elenden 25 fl. rheiniſcher
Währung bei Ihnen landen kann.
Aber künftig — ich bitte Sie herzlich — laſſen Sie mich Penſioniſten
in die Reihe der andern Eltern treten und monatlich bezahlen. Sie 20
haben Ihren überguten Willen lange genug gehabt und haben bei mir
ein tüchtiges Kapital von Dankbarkeit ſtehen, wovon ich ja nur die
Zinſen abtrage.
Ihr
Jean Paul Fr. Richter 25
523. An Profeſſor Wagner.
Guten Morgen! Ich bitte Sie, mir die Stunde Ihrer morgend-
lichen Prüfungen recht beſtimmt anzugeben, damit ich Sie wenigſtens
von der Höhe herab höre, da es leider auf der Ebene aufhören ſoll.
Der Himmel gebe, daß die geſtrige Nachricht Ihrer Losſagung von der 30
Harmonie noch zur Unwahrheit werde. Ich bin darüber ſehr betroffen.
Zum Glück haben die Vorſteher Ihren Abſagebrief, aus Wünſchen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/314>, abgerufen am 16.02.2025.
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