Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.Nachtrag [Schluß von Nr. 2]d. 5ten Jenn. Ich flehe dich an, meine Theuerste, doch ja bei den Katarrhen die Dein25 Richter N.S. Damit mir doch von deiner Geld-Erbschaft wenigstens auf Nachtrag [Schluß von Nr. 2]d. 5ten Jenn. Ich flehe dich an, meine Theuerſte, doch ja bei den Katarrhen die Dein25 Richter N.S. Damit mir doch von deiner Geld-Erbſchaft wenigſtens auf <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0310" n="298"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nachtrag</hi> </head><lb/> <note type="editorial"> <hi rendition="#c">[Schluß von Nr. 2]</hi> </note><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">d. 5<hi rendition="#sup">ten</hi> Jenn.</hi> </dateline><lb/> <p>Ich flehe dich an, meine Theuerſte, doch ja bei den Katarrhen die<lb/> Anſtrengung des Beſuchſprechens und den Wechſel der Temperatur<lb n="5"/> mehr zu meiden, zumal da du noch unterwegs auszuſtehen haſt, da-<lb/> mit du nicht dort auf lange erliegſt oder die Lungenſucht heimbringſt. —<lb/> Kaufſt du eine Oper, ſo wähle ſtatt der Iphigenie den <hi rendition="#aq">Fidelio.</hi> —<lb/> Packe ja die Bücher mit in den Möbelnkaſten, die ich doppelt unter-<lb/> ſtrichen. Von der Hiſtorie aller Reiſen hab’ ich früher mit Vergnügen<lb n="10"/> einige Bände geleſen. Es kommt nur darauf an, zu welchem Preiſe<lb/> und in welchem Verhältniſſe zur übrigen Bibliothek ſie dir an-<lb/> geſchlagen wird. — <hi rendition="#aq">Voß</hi> gedenkt deiner in ſeinen Briefen immer mit<lb/> dem vollſten Herzen. — Ohne das herrliche Einreibmittel — das ich<lb/> daher auch dem bauchflüßigen <hi rendition="#aq">Dobeneck</hi> verſchrieben — würde der<lb n="15"/> hohe Barometerſtand, da ers ſchon im Sommer thut, mich jetzo<lb/> hart mitnehmen; aber nun bin ich gepanzert; und noch dazu gebrauch’<lb/> ichs nur ſelten. — Die <hi rendition="#aq">Düben</hi> iſt nicht ſchön, aber ihr Betragen<lb/> höchſt gebildet, leicht und vorurtheilfrei. Ich und <hi rendition="#aq">Schuckmann</hi><lb/> wurden ganz die vorigen Vertrauten. — Ich habe gar noch nicht das<lb n="20"/> Herz, mich der ganzen Freude über unſer nächſtes Frühlingleben der<lb/> Seele zu überlaſſen, da noch ſo viele Wintertage und Wintermeilen<lb/> zwiſchen uns ſtehen; möge Gott dir ſiegen helfen! Grüße die Liebenden<lb/> um dich! —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Dein<lb n="25"/> Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>N.S. Damit mir doch von deiner Geld-Erbſchaft wenigſtens auf<lb/> dem Umwege etwas zukomme: ſo mache ja, daß <hi rendition="#aq">Minna</hi> mir die ſo<lb/> alte Schuld ſogleich bezahlt. Die Zinſen würden beinahe ſchon die<lb/> halbe Schuld ausmachen.<lb n="30"/> </p> </postscript> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [298/0310]
Nachtrag
d. 5ten Jenn.
Ich flehe dich an, meine Theuerſte, doch ja bei den Katarrhen die
Anſtrengung des Beſuchſprechens und den Wechſel der Temperatur 5
mehr zu meiden, zumal da du noch unterwegs auszuſtehen haſt, da-
mit du nicht dort auf lange erliegſt oder die Lungenſucht heimbringſt. —
Kaufſt du eine Oper, ſo wähle ſtatt der Iphigenie den Fidelio. —
Packe ja die Bücher mit in den Möbelnkaſten, die ich doppelt unter-
ſtrichen. Von der Hiſtorie aller Reiſen hab’ ich früher mit Vergnügen 10
einige Bände geleſen. Es kommt nur darauf an, zu welchem Preiſe
und in welchem Verhältniſſe zur übrigen Bibliothek ſie dir an-
geſchlagen wird. — Voß gedenkt deiner in ſeinen Briefen immer mit
dem vollſten Herzen. — Ohne das herrliche Einreibmittel — das ich
daher auch dem bauchflüßigen Dobeneck verſchrieben — würde der 15
hohe Barometerſtand, da ers ſchon im Sommer thut, mich jetzo
hart mitnehmen; aber nun bin ich gepanzert; und noch dazu gebrauch’
ichs nur ſelten. — Die Düben iſt nicht ſchön, aber ihr Betragen
höchſt gebildet, leicht und vorurtheilfrei. Ich und Schuckmann
wurden ganz die vorigen Vertrauten. — Ich habe gar noch nicht das 20
Herz, mich der ganzen Freude über unſer nächſtes Frühlingleben der
Seele zu überlaſſen, da noch ſo viele Wintertage und Wintermeilen
zwiſchen uns ſtehen; möge Gott dir ſiegen helfen! Grüße die Liebenden
um dich! —
Dein 25
Richter
N.S. Damit mir doch von deiner Geld-Erbſchaft wenigſtens auf
dem Umwege etwas zukomme: ſo mache ja, daß Minna mir die ſo
alte Schuld ſogleich bezahlt. Die Zinſen würden beinahe ſchon die
halbe Schuld ausmachen. 30
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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