geworfen, die du sonach aufhöbest! Gott sei Dank, daß du mich zu sehr gelobt. Desto unverzagter flick' ich den 2ten Theil gar aus, dessen Ende freilich für den 3ten, 4ten Theil die Aussichten einer Donquixott'schen Wanderung öffnet. Vorliebe für mich und einen durch Komiker aller Art geschärften Vorgeschmack kann ich freilich bei keinem zweiten Leser in5 solchem Grade erwarten; überspanne daher auch fremde Erwartung nicht durch dein Überlob. -- Übrigens ist alles, Geschichte und Charakter, rein blos auf dem Boden meienr Phantasie gewachsen und die Außen- welt gab nur Klima oder Sonne dazu her; -- so auch in der Folge. -- Ach in welchen lieben warmen Händen seh ich nun mein naktes Kind, du10 treuer Mensch! -- Deinen Rügen und Verbesserungen antwort' ich wie folgt:
Freilich ist die Stelle mit Flügeln überladen. Nach "und zwar war" fehlt "er". Wärs noch Druckzeit zum Bessern: so könnt' es so heissen: "Der alte Henoch Elias war nun ein Männchen, das nicht mit bloßen15 Federn sondern über seine ganze kurze Länge hinab mit lauter Flügelchen von Tag-, Abend- und Nachtfaltern besetzt war."
Bosische Beatifikazion -- Cahilston in Boullion -- Worble --
Im Urkapitel: "dann wird die Zeit kommen etc. etc. und des Ersatzes der Auslagen sammt einigen Grazialen und Verzugzinsen etc."20
S. 68 "nach den wie Sonnen auseinander gerückten Steinen umher setzten und meistens" etc.
S. 102 "dieß werd' ihn außerordentlich empfehlen und jeder werde Lunten riechen" oder: "seinen Mann kennen". Wähle!
S. 148 "die Jungfrau im Monde, vom himmlischen Heiligen-25 schein einer ganzen Welt umgeben zur Anbetung für den Erd- bewohner."
S. 156 statt "Himmel!" setze denn: "o ihr höhern Geister! welchen" -- streiche "ordentlich" weg -- statt "fraß" könnte man wol etwa setzen: fing oder griff, faßte -- Indeß scheint doch Fressen30 zur Wildheit zu passen. Wähle!
Laß mir den Lungenschlagfluß. An etwas sterb ich doch; aber an ihm seit der Fußgicht wahrscheinlich am wenigsten, ob es gleich am sanftesten wäre. O dein Herz ist so weich-gut!
d. 5ten Mai35
Verzeih den eiligen leeren, nur mich abhandelnden Brief. -- Ich beschwöre dich um die Nachricht der Portoauslage, damit ich sie bei der
geworfen, die du ſonach aufhöbeſt! Gott ſei Dank, daß du mich zu ſehr gelobt. Deſto unverzagter flick’ ich den 2ten Theil gar aus, deſſen Ende freilich für den 3ten, 4ten Theil die Ausſichten einer Donquixott’ſchen Wanderung öffnet. Vorliebe für mich und einen durch Komiker aller Art geſchärften Vorgeſchmack kann ich freilich bei keinem zweiten Leſer in5 ſolchem Grade erwarten; überſpanne daher auch fremde Erwartung nicht durch dein Überlob. — Übrigens iſt alles, Geſchichte und Charakter, rein blos auf dem Boden meienr Phantaſie gewachſen und die Außen- welt gab nur Klima oder Sonne dazu her; — ſo auch in der Folge. — Ach in welchen lieben warmen Händen ſeh ich nun mein naktes Kind, du10 treuer Menſch! — Deinen Rügen und Verbeſſerungen antwort’ ich wie folgt:
Freilich iſt die Stelle mit Flügeln überladen. Nach „und zwar war“ fehlt „er“. Wärs noch Druckzeit zum Beſſern: ſo könnt’ es ſo heiſſen: „Der alte Henoch Elias war nun ein Männchen, das nicht mit bloßen15 Federn ſondern über ſeine ganze kurze Länge hinab mit lauter Flügelchen von Tag-, Abend- und Nachtfaltern beſetzt war.“
Boſiſche Beatifikazion — Cahilſton in Boullion — Worble —
Im Urkapitel: „dann wird die Zeit kommen ꝛc. ꝛc. und des Erſatzes der Auslagen ſammt einigen Grazialen und Verzugzinſen ꝛc.“20
S. 68 „nach den wie Sonnen auseinander gerückten Steinen umher ſetzten und meiſtens“ ꝛc.
S. 102 „dieß werd’ ihn außerordentlich empfehlen und jeder werde Lunten riechen“ oder: „ſeinen Mann kennen“. Wähle!
S. 148 „die Jungfrau im Monde, vom himmliſchen Heiligen-25 ſchein einer ganzen Welt umgeben zur Anbetung für den Erd- bewohner.“
S. 156 ſtatt „Himmel!“ ſetze denn: „o ihr höhern Geiſter! welchen“ — ſtreiche „ordentlich“ weg — ſtatt „fraß“ könnte man wol etwa ſetzen: fing oder griff, faßte — Indeß ſcheint doch Freſſen30 zur Wildheit zu paſſen. Wähle!
Laß mir den Lungenſchlagfluß. An etwas ſterb ich doch; aber an ihm ſeit der Fußgicht wahrſcheinlich am wenigſten, ob es gleich am ſanfteſten wäre. O dein Herz iſt ſo weich-gut!
d. 5ten Mai35
Verzeih den eiligen leeren, nur mich abhandelnden Brief. — Ich beſchwöre dich um die Nachricht der Portoauslage, damit ich ſie bei der
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gelobt. Deſto unverzagter flick’ ich den 2ten Theil gar aus, deſſen Ende
freilich für den 3ten, 4ten Theil die Ausſichten einer Donquixott’ſchen
Wanderung öffnet. Vorliebe für mich und einen durch Komiker aller Art
geſchärften Vorgeſchmack kann ich freilich bei keinem zweiten Leſer in 5
ſolchem Grade erwarten; überſpanne daher auch fremde Erwartung
nicht durch dein Überlob. — Übrigens iſt alles, Geſchichte und Charakter,
rein blos auf dem Boden meienr Phantaſie gewachſen und die Außen-
welt gab nur Klima oder Sonne dazu her; — ſo auch in der Folge. —
Ach in welchen lieben warmen Händen ſeh ich nun mein naktes Kind, du 10
treuer Menſch! — Deinen Rügen und Verbeſſerungen antwort’ ich wie
folgt:
Freilich iſt die Stelle mit Flügeln überladen. Nach „und zwar war“
fehlt „er“. Wärs noch Druckzeit zum Beſſern: ſo könnt’ es ſo heiſſen:
„Der alte Henoch Elias war nun ein Männchen, das nicht mit bloßen 15
Federn ſondern über ſeine ganze kurze Länge hinab mit lauter Flügelchen
von Tag-, Abend- und Nachtfaltern beſetzt war.“
Boſiſche Beatifikazion — Cahilſton in Boullion — Worble —
Im Urkapitel: „dann wird die Zeit kommen ꝛc. ꝛc. und des Erſatzes
der Auslagen ſammt einigen Grazialen und Verzugzinſen ꝛc.“ 20
S. 68 „nach den wie Sonnen auseinander gerückten Steinen umher
ſetzten und meiſtens“ ꝛc.
S. 102 „dieß werd’ ihn außerordentlich empfehlen und jeder werde
Lunten riechen“ oder: „ſeinen Mann kennen“. Wähle!
S. 148 „die Jungfrau im Monde, vom himmliſchen Heiligen- 25
ſchein einer ganzen Welt umgeben zur Anbetung für den Erd-
bewohner.“
S. 156 ſtatt „Himmel!“ ſetze denn: „o ihr höhern Geiſter!
welchen“ — ſtreiche „ordentlich“ weg — ſtatt „fraß“ könnte man
wol etwa ſetzen: fing oder griff, faßte — Indeß ſcheint doch Freſſen 30
zur Wildheit zu paſſen. Wähle!
Laß mir den Lungenſchlagfluß. An etwas ſterb ich doch; aber an ihm
ſeit der Fußgicht wahrſcheinlich am wenigſten, ob es gleich am ſanfteſten
wäre. O dein Herz iſt ſo weich-gut!
d. 5ten Mai 35
Verzeih den eiligen leeren, nur mich abhandelnden Brief. — Ich
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/31>, abgerufen am 16.02.2025.
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