terressante liebenswürdige Frau sein, gewiß kennt Hr. Dr. Pfeifer den Mann, da können Sie leicht ihre Bekanntschaft machen.
Gestern hätte billiger Weise in Ihren Ohren ein kleines Kirchengeläute sein sollen, Lina Krafft mußte mir viel von Ihnen erzählen, was sie sagte verrieth vielleicht Ihr linkes Ohr und that es dieses nicht so thu' ichs, wir raisonnierten5 recht über Sie. Da haben Sie eine schmeichel-
[Von Jean Paul eigenhändig]
-- -- Ein Schlitten holte unerwartet die Briefstellerin vom Dinten- fasse weg. Ich sag' Ihnen, hülffertige Freundin, nur einen eiligsten Dank für das Gute, das Sie an meinen Augen gethan. Mögen die10 Ihrigen durch alles Schöne belohnt werden, was sie in und außer den Spiegeln sehen! Gegrüßt sei Ihr Freund!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
473. An Emil von Herder in Bayreuth.15
[Kopie][Bayreuth, Febr. 1825]
bei ihm der Abend mit herrlichem Abendroth neben dem orthodoxen Nordlicht -- durch Ihr Eingemachtes die Glaubens Pillen leichter hinunter bringen.
*474. An Joseph Max in Breslau.20
Baireut d. 25 Febr. 1825
Endlich, endlich mach' ich der Prüfung Ihrer Geduld und Nachsicht ein Ende. Mein linkes Auge mit der verdunkelten Krystalllinse, das seine Nachtschatten auch in das rechte hineinwirft -- daher sie im Frühling heraus muß -- erschwerte mir meinen körperlichen Fleiß, wenn auch25 nicht den geistigen, unendlich. Verzeihen, d. h. verbessern Sie daher einzelne Schreibfehler, da ich mir die Abschrift blos konnte vorlesen lassen. --
Bestimmen Sie mir die muthmaßliche Dicke des Buchs.*) Lassen Sie in dieses sogar aus der Handschrift keine unnützen leeren Räume30 ein, worin sich die meisten Romanschreiber wie Weltkörper am liebsten bewegen, weil diesen häufig die Weltseelen fehlen. Nur in einem Punkte
*) Jetzt erst find ich, daß Sie alles doch in 2 Bändchen hätten abtheilen können, aber nun wird es wol zu spät sein. Im bessern Falle käme noch auf den Titel: in 2 Bändchen.35
terreſſante liebenswürdige Frau ſein, gewiß kennt Hr. Dr. Pfeifer den Mann, da können Sie leicht ihre Bekanntſchaft machen.
Geſtern hätte billiger Weiſe in Ihren Ohren ein kleines Kirchengeläute ſein ſollen, Lina Krafft mußte mir viel von Ihnen erzählen, was ſie ſagte verrieth vielleicht Ihr linkes Ohr und that es dieſes nicht ſo thu’ ichs, wir raiſonnierten5 recht über Sie. Da haben Sie eine ſchmeichel-
[Von Jean Paul eigenhändig]
— — Ein Schlitten holte unerwartet die Briefſtellerin vom Dinten- faſſe weg. Ich ſag’ Ihnen, hülffertige Freundin, nur einen eiligſten Dank für das Gute, das Sie an meinen Augen gethan. Mögen die10 Ihrigen durch alles Schöne belohnt werden, was ſie in und außer den Spiegeln ſehen! Gegrüßt ſei Ihr Freund!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
473. An Emil von Herder in Bayreuth.15
[Kopie][Bayreuth, Febr. 1825]
bei ihm der Abend mit herrlichem Abendroth neben dem orthodoxen Nordlicht — durch Ihr Eingemachtes die Glaubens Pillen leichter hinunter bringen.
*474. An Joſeph Max in Breslau.20
Baireut d. 25 Febr. 1825
Endlich, endlich mach’ ich der Prüfung Ihrer Geduld und Nachſicht ein Ende. Mein linkes Auge mit der verdunkelten Kryſtalllinſe, das ſeine Nachtſchatten auch in das rechte hineinwirft — daher ſie im Frühling heraus muß — erſchwerte mir meinen körperlichen Fleiß, wenn auch25 nicht den geiſtigen, unendlich. Verzeihen, d. h. verbeſſern Sie daher einzelne Schreibfehler, da ich mir die Abſchrift blos konnte vorleſen laſſen. —
Beſtimmen Sie mir die muthmaßliche Dicke des Buchs.*) Laſſen Sie in dieſes ſogar aus der Handſchrift keine unnützen leeren Räume30 ein, worin ſich die meiſten Romanſchreiber wie Weltkörper am liebſten bewegen, weil dieſen häufig die Weltſeelen fehlen. Nur in einem Punkte
*) Jetzt erſt find ich, daß Sie alles doch in 2 Bändchen hätten abtheilen können, aber nun wird es wol zu ſpät ſein. Im beſſern Falle käme noch auf den Titel: in 2 Bändchen.35
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ſollen, Lina Krafft mußte mir viel von Ihnen erzählen, was ſie ſagte verrieth
vielleicht Ihr linkes Ohr und that es dieſes nicht ſo thu’ ichs, wir raiſonnierten 5
recht über Sie. Da haben Sie eine ſchmeichel-
— — Ein Schlitten holte unerwartet die Briefſtellerin vom Dinten-
faſſe weg. Ich ſag’ Ihnen, hülffertige Freundin, nur einen eiligſten
Dank für das Gute, das Sie an meinen Augen gethan. Mögen die 10
Ihrigen durch alles Schöne belohnt werden, was ſie in und außer den
Spiegeln ſehen! Gegrüßt ſei Ihr Freund!
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
473. An Emil von Herder in Bayreuth. 15
[Bayreuth, Febr. 1825]
bei ihm der Abend mit herrlichem Abendroth neben dem orthodoxen
Nordlicht — durch Ihr Eingemachtes die Glaubens Pillen leichter
hinunter bringen.
*474. An Joſeph Max in Breslau. 20
Baireut d. 25 Febr. 1825
Endlich, endlich mach’ ich der Prüfung Ihrer Geduld und Nachſicht
ein Ende. Mein linkes Auge mit der verdunkelten Kryſtalllinſe, das ſeine
Nachtſchatten auch in das rechte hineinwirft — daher ſie im Frühling
heraus muß — erſchwerte mir meinen körperlichen Fleiß, wenn auch 25
nicht den geiſtigen, unendlich. Verzeihen, d. h. verbeſſern Sie daher
einzelne Schreibfehler, da ich mir die Abſchrift blos konnte vorleſen
laſſen. —
Beſtimmen Sie mir die muthmaßliche Dicke des Buchs. *) Laſſen
Sie in dieſes ſogar aus der Handſchrift keine unnützen leeren Räume 30
ein, worin ſich die meiſten Romanſchreiber wie Weltkörper am liebſten
bewegen, weil dieſen häufig die Weltſeelen fehlen. Nur in einem Punkte
*) Jetzt erſt find ich, daß Sie alles doch in 2 Bändchen hätten abtheilen können,
aber nun wird es wol zu ſpät ſein. Im beſſern Falle käme noch auf den Titel:
in 2 Bändchen. 35
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/290>, abgerufen am 16.02.2025.
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