Guten Morgen, mein Emanuel! Der Kaufmann C. F. Münch steht doch noch auf erträglichen Füßen, da ich ihm heute einen Wechsel von 50 Ld'or girieren will? -- Max herrlichen Brief über Schelling haben5 Sie doch erhalten? -- Und Ihre Gattin hielt doch nicht die Gasse für die Stube -- bei ihren Kindern kehren es die Weiber um -- und wagte sich zu früh heraus?
38. An Emanuel.
[Bayreuth, 28. April 1820]10
Guten Morgen, mein Emanuel!
Hier Maxische Blätter! Darf ich Sie nicht wieder um eine An- weisung von 10 oder 20, oder 25 fl. nach München auf heute ersuchen? C[aroline] glaubt, der arme Teufel fodere verschämt nicht und meine Abreise warte zu lange.15
*39. An Max Richter in München.
Baireut d. 28ten April 1820
Geliebter Sohn! Ich freue mich, daß du in den Studien zehn- tausendmal weniger fehlst und besser triffst als in Geschäften. Ich will dir deine Fehler hersetzen:20
1) Das Buch von Köppen, das mich wenig interessierte, schicktest du leider wieder mit der reitenden Post, doch kostete es nur 35 kr. Porto ....
2) Deinem vorletzten Briefe fehlen die vier ersten Seiten.
3) Schreibe lieber dickere Briefe und lasse keine Seite leer.
25
4) Durch deine Schuld versäumtest du die Mitgabe des Pakets ....
5) Miethe mir kein Quartier; wie könnt' ich in einem öffentlichen Hause wohnen?*)
6) Melde jedes mal den Empfang unserer Briefe, den man oft kaum errathen kann.
30
7) Antworte auch, wenn ich darin etwas frage.
Dein Enthusiasmus für den von mir hochgestellten Schelling er- quickt mich, ob dieser gleich noch einen ziemlichen Weg zum "größten
*) Schreibe mir ja, ob es französische weiße oder Graves-Weine (Franzweine) bei euch gibt.35
37. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. April 1820]
Guten Morgen, mein Emanuel! Der Kaufmann C. F. Münch ſteht doch noch auf erträglichen Füßen, da ich ihm heute einen Wechſel von 50 Ld’or girieren will? — Max herrlichen Brief über Schelling haben5 Sie doch erhalten? — Und Ihre Gattin hielt doch nicht die Gaſſe für die Stube — bei ihren Kindern kehren es die Weiber um — und wagte ſich zu früh heraus?
38. An Emanuel.
[Bayreuth, 28. April 1820]10
Guten Morgen, mein Emanuel!
Hier Maxische Blätter! Darf ich Sie nicht wieder um eine An- weiſung von 10 oder 20, oder 25 fl. nach München auf heute erſuchen? C[aroline] glaubt, der arme Teufel fodere verſchämt nicht und meine Abreiſe warte zu lange.15
*39. An Max Richter in München.
Baireut d. 28ten April 1820
Geliebter Sohn! Ich freue mich, daß du in den Studien zehn- tauſendmal weniger fehlſt und beſſer triffſt als in Geſchäften. Ich will dir deine Fehler herſetzen:20
1) Das Buch von Köppen, das mich wenig intereſſierte, ſchickteſt du leider wieder mit der reitenden Poſt, doch koſtete es nur 35 kr. Porto ....
2) Deinem vorletzten Briefe fehlen die vier erſten Seiten.
3) Schreibe lieber dickere Briefe und laſſe keine Seite leer.
25
4) Durch deine Schuld verſäumteſt du die Mitgabe des Pakets ....
5) Miethe mir kein Quartier; wie könnt’ ich in einem öffentlichen Hauſe wohnen?*)
6) Melde jedes mal den Empfang unſerer Briefe, den man oft kaum errathen kann.
30
7) Antworte auch, wenn ich darin etwas frage.
Dein Enthuſiaſmus für den von mir hochgeſtellten Schelling er- quickt mich, ob dieſer gleich noch einen ziemlichen Weg zum „größten
*) Schreibe mir ja, ob es franzöſiſche weiße oder Graves-Weine (Franzweine) bei euch gibt.35
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50 Ld’or girieren will? — Max herrlichen Brief über Schelling haben 5
Sie doch erhalten? — Und Ihre Gattin hielt doch nicht die Gaſſe für die
Stube — bei ihren Kindern kehren es die Weiber um — und wagte ſich
zu früh heraus?
38. An Emanuel.
[Bayreuth, 28. April 1820] 10
Guten Morgen, mein Emanuel!
Hier Maxische Blätter! Darf ich Sie nicht wieder um eine An-
weiſung von 10 oder 20, oder 25 fl. nach München auf heute erſuchen?
C[aroline] glaubt, der arme Teufel fodere verſchämt nicht und meine
Abreiſe warte zu lange. 15
*39. An Max Richter in München.
Baireut d. 28ten April 1820
Geliebter Sohn! Ich freue mich, daß du in den Studien zehn-
tauſendmal weniger fehlſt und beſſer triffſt als in Geſchäften. Ich will dir
deine Fehler herſetzen: 20
1) Das Buch von Köppen, das mich wenig intereſſierte, ſchickteſt
du leider wieder mit der reitenden Poſt, doch koſtete es nur 35 kr.
Porto ....
2) Deinem vorletzten Briefe fehlen die vier erſten Seiten.
3) Schreibe lieber dickere Briefe und laſſe keine Seite leer.
25
4) Durch deine Schuld verſäumteſt du die Mitgabe des Pakets ....
5) Miethe mir kein Quartier; wie könnt’ ich in einem öffentlichen
Hauſe wohnen? *)
6) Melde jedes mal den Empfang unſerer Briefe, den man oft kaum
errathen kann.
30
7) Antworte auch, wenn ich darin etwas frage.
Dein Enthuſiaſmus für den von mir hochgeſtellten Schelling er-
quickt mich, ob dieſer gleich noch einen ziemlichen Weg zum „größten
*) Schreibe mir ja, ob es franzöſiſche weiße oder Graves-Weine (Franzweine)
bei euch gibt. 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/29>, abgerufen am 16.02.2025.
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