Zeichen, wie nöthig mir Gläser-Beistand ist. Ich grüße herzlich Ihren guten Christoph. Es gehe Ihnen allen wohl!
Ihr alter Freund Jean Paul Fr. Richter
*461. An Joseph Max in Breslau.5
Baireut d. 13. Nov. 1824
In dem größern Werke, wovon Sie sprechen, macht meine Bio- graphie nur einen Theil des meine jetzigen Schätze erbenden Ganzen aus. Aber der Titel fodert noch ein langes Wählen. Und ach! meine entnervten Augen werden mir trotz der Gesundheit meiner geistigen10 Kräfte, den Weg zur Ausarbeitung eines Werks, auf das ich mich schon seit Jahren freue, langsam, langsam zurücklegen lassen. --
Ohne Sie hätt' ich nicht einmal diese "Bücherschau" gegeben, welche mich jetzo schon wegen der bloßen Rezension von Mdme Staels Allemagne, deren Gehalt das Publikum mehr hätte auswägen sollen,15 befriedigt und freut. --
Schon vor mehren Jahren hätt' ich einen neuen Band der Herbst- blumine geben können, wenn ich meine Hauptarbeiten gern unterbräche. Am Ende geb' ich vielleicht gar keinen mehr, sondern Ihnen unter einem neuen Titel eine restierende Sammlung, aus Morgenblatt und Damen-20 kalender.
-- Ich bin dem kaufmännischen Bieten hinauf und hinab wol ent- wöhnt, zumal da ich immer billige Foderungen zu machen glaube -- höchstens früher unbillige gegen mich; findet aber Ihr Gewissen -- ungeachtet des Zusatzes, den ich dem Titel und der Vorrede um der25 Wahrheit und des Absatzes Willen gegeben -- den 5tenLd. zuviel: so bleib' er denn weg.
Herzlichen Dank für Ihre Verlaggaben, wovon die 1001 Nacht -- auch für den großen Montesquieu ein Schoosbuch -- die wahre Weihnachtgabe für -- Männer sind.30
Mit alter Liebe und Hochachtung etc.
*462. An C. Fr. Kunz in Bamberg.
[Diktiert]Baireut d. 26 Nov. 1824
Mein rechtes Auge ahmet seinem staarblinden Nachbar so sehr nach, daß ich jetzo nur hinter Brillen schreiben, und bei Lichte nur mit ihnen35
Zeichen, wie nöthig mir Gläſer-Beiſtand iſt. Ich grüße herzlich Ihren guten Chriſtoph. Es gehe Ihnen allen wohl!
Ihr alter Freund Jean Paul Fr. Richter
*461. An Joſeph Max in Breslau.5
Baireut d. 13. Nov. 1824
In dem größern Werke, wovon Sie ſprechen, macht meine Bio- graphie nur einen Theil des meine jetzigen Schätze erbenden Ganzen aus. Aber der Titel fodert noch ein langes Wählen. Und ach! meine entnervten Augen werden mir trotz der Geſundheit meiner geiſtigen10 Kräfte, den Weg zur Ausarbeitung eines Werks, auf das ich mich ſchon ſeit Jahren freue, langſam, langſam zurücklegen laſſen. —
Ohne Sie hätt’ ich nicht einmal dieſe „Bücherſchau“ gegeben, welche mich jetzo ſchon wegen der bloßen Rezenſion von Mdme Staels Allemagne, deren Gehalt das Publikum mehr hätte auswägen ſollen,15 befriedigt und freut. —
Schon vor mehren Jahren hätt’ ich einen neuen Band der Herbſt- blumine geben können, wenn ich meine Hauptarbeiten gern unterbräche. Am Ende geb’ ich vielleicht gar keinen mehr, ſondern Ihnen unter einem neuen Titel eine reſtierende Sammlung, aus Morgenblatt und Damen-20 kalender.
— Ich bin dem kaufmänniſchen Bieten hinauf und hinab wol ent- wöhnt, zumal da ich immer billige Foderungen zu machen glaube — höchſtens früher unbillige gegen mich; findet aber Ihr Gewiſſen — ungeachtet des Zuſatzes, den ich dem Titel und der Vorrede um der25 Wahrheit und des Abſatzes Willen gegeben — den 5tenLd. zuviel: ſo bleib’ er denn weg.
Herzlichen Dank für Ihre Verlaggaben, wovon die 1001 Nacht — auch für den großen Monteſquieu ein Schoosbuch — die wahre Weihnachtgabe für — Männer ſind.30
Mit alter Liebe und Hochachtung ꝛc.
*462. An C. Fr. Kunz in Bamberg.
[Diktiert]Baireut d. 26 Nov. 1824
Mein rechtes Auge ahmet ſeinem ſtaarblinden Nachbar ſo ſehr nach, daß ich jetzo nur hinter Brillen ſchreiben, und bei Lichte nur mit ihnen35
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Zeichen, wie nöthig mir Gläſer-Beiſtand iſt. Ich grüße herzlich Ihren
guten Chriſtoph. Es gehe Ihnen allen wohl!
Ihr alter Freund
Jean Paul Fr. Richter
*461. An Joſeph Max in Breslau. 5
Baireut d. 13. Nov. 1824
In dem größern Werke, wovon Sie ſprechen, macht meine Bio-
graphie nur einen Theil des meine jetzigen Schätze erbenden Ganzen
aus. Aber der Titel fodert noch ein langes Wählen. Und ach! meine
entnervten Augen werden mir trotz der Geſundheit meiner geiſtigen 10
Kräfte, den Weg zur Ausarbeitung eines Werks, auf das ich mich ſchon
ſeit Jahren freue, langſam, langſam zurücklegen laſſen. —
Ohne Sie hätt’ ich nicht einmal dieſe „Bücherſchau“ gegeben,
welche mich jetzo ſchon wegen der bloßen Rezenſion von Mdme Staels
Allemagne, deren Gehalt das Publikum mehr hätte auswägen ſollen, 15
befriedigt und freut. —
Schon vor mehren Jahren hätt’ ich einen neuen Band der Herbſt-
blumine geben können, wenn ich meine Hauptarbeiten gern unterbräche.
Am Ende geb’ ich vielleicht gar keinen mehr, ſondern Ihnen unter einem
neuen Titel eine reſtierende Sammlung, aus Morgenblatt und Damen- 20
kalender.
— Ich bin dem kaufmänniſchen Bieten hinauf und hinab wol ent-
wöhnt, zumal da ich immer billige Foderungen zu machen glaube —
höchſtens früher unbillige gegen mich; findet aber Ihr Gewiſſen —
ungeachtet des Zuſatzes, den ich dem Titel und der Vorrede um der 25
Wahrheit und des Abſatzes Willen gegeben — den 5ten Ld. zuviel:
ſo bleib’ er denn weg.
Herzlichen Dank für Ihre Verlaggaben, wovon die 1001 Nacht
— auch für den großen Monteſquieu ein Schoosbuch — die wahre
Weihnachtgabe für — Männer ſind. 30
Mit alter Liebe und Hochachtung ꝛc.
*462. An C. Fr. Kunz in Bamberg.
Baireut d. 26 Nov. 1824
Mein rechtes Auge ahmet ſeinem ſtaarblinden Nachbar ſo ſehr nach,
daß ich jetzo nur hinter Brillen ſchreiben, und bei Lichte nur mit ihnen 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/284>, abgerufen am 16.02.2025.
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