Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.453. An Gottfried Weber in Darmstadt. Baireut d. 11 Okt. 1824Die dankende Antwort auf so gütige Mittheilungen verzögerte Aber statt meiner schick' ich Ihrer Cäcilia einen Plenipotenziar, der Verzeihen Sie dem Augenkranken Kürze und einstweilen Schweigen.15 Ihr ergebenster Jean Paul Fr. Richter 454. An Renate Otto in München. Baireut d. 13. Okt. 182420Meine gute Renata! Ob ich gleich im vorigen Jahre auf Ihre Bitte Seit unserm letzten Sehen hat mir der Himmel Schmerzen gegeben, 453. An Gottfried Weber in Darmſtadt. Baireut d. 11 Okt. 1824Die dankende Antwort auf ſo gütige Mittheilungen verzögerte Aber ſtatt meiner ſchick’ ich Ihrer Cäcilia einen Plenipotenziar, der Verzeihen Sie dem Augenkranken Kürze und einſtweilen Schweigen.15 Ihr ergebenſter Jean Paul Fr. Richter 454. An Renate Otto in München. Baireut d. 13. Okt. 182420Meine gute Renata! Ob ich gleich im vorigen Jahre auf Ihre Bitte Seit unſerm letzten Sehen hat mir der Himmel Schmerzen gegeben, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0280" n="268"/> <div type="letter" n="1"> <head>453. An <hi rendition="#g">Gottfried Weber in Darmſtadt.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 11 Okt. 1824</hi> </dateline><lb/> <p>Die dankende Antwort auf ſo gütige Mittheilungen verzögerte<lb/> blos ein Paar Augen, von denen das eine gar nicht ſieht und das andere<lb/> nur mühſam morgens durch eine Brille. Der Weiſe meines geiſtigen<lb n="5"/> Hervorbringens widerſteht alles Diktieren. Die Zeit wird ja wol einmal<lb/> optiſche und äſthetiſche Kräfte wiederbringen.</p><lb/> <p>Aber ſtatt meiner ſchick’ ich Ihrer Cäcilia einen Plenipotenziar, der<lb/> ihr mehr dienen und bringen kann als ich ſelber. Der unterſuchende<lb/> Aufſatz iſt vom hieſigen Doktor <hi rendition="#aq">Walther</hi> — der vortreffliche Verfaſſer<lb n="10"/> des Werks über die Phthiſis — der ſeinen Scharfſinn und ſeine Natur-<lb/> philoſophie einem mehrjährigen Studium — der Tonkunſt gewidmet.<lb/> Die Originalität ſeiner Unterſuchung mag entſcheiden, ob er verdiene,<lb/> ins geiſtreiche Gefolge Ihrer Cäcilia aufgenommen zu werden.</p><lb/> <p>Verzeihen Sie dem Augenkranken Kürze und einſtweilen Schweigen.<lb n="15"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> ergebenſter<lb/> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>454. An <hi rendition="#g">Renate Otto in München.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 13. Okt. 1824</hi> </dateline> <lb n="20"/> <p>Meine gute Renata! Ob ich gleich im vorigen Jahre auf Ihre Bitte<lb/> geſchwiegen: ſo thu’ ich doch jetzt ſelber eine an Sie. Ich ſchickte Ihnen<lb/> Katzenbergers verlangte Badereiſe nicht, weil ſie faſt ganz für den<lb/> Scherz geſchrieben iſt und nur einige kleine Aufſätze mehr Ihren<lb/> Wünſchen und Gefühlen zuſagen. — Übrigens ſchreib ich jetzt immer<lb n="25"/> weniger Briefe, je mehre ich bekomme; Alter und Arbeit legen<lb/> Schweigen auf.</p><lb/> <p>Seit unſerm letzten Sehen hat mir der Himmel Schmerzen gegeben,<lb/> über die ich nicht ſprechen kann und die die Zeit nur verdoppelt, nicht<lb/> nimmt. — Kleinere Leiden machen mir meine Augen, wovon das linke<lb n="30"/> faſt ſtaarblind iſt und theilnehmend das rechte nur durch Hohlbrillen mir<lb/> zu leſen und zu ſchreiben erlaubt. Vor 2½ Wochen ſchrieb ich daher an<lb/> den Salinendirektor von <hi rendition="#aq">Reichenbach</hi> um 8 verſchiedne Brillen zur<lb/> Auswahl; noch aber ſchweigt er. Ich bitte Sie nun, Gute, ihn über den<lb/> Empfang meiner Bitte und über die Möglichkeit ihrer Erfüllung<lb n="35"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [268/0280]
453. An Gottfried Weber in Darmſtadt.
Baireut d. 11 Okt. 1824
Die dankende Antwort auf ſo gütige Mittheilungen verzögerte
blos ein Paar Augen, von denen das eine gar nicht ſieht und das andere
nur mühſam morgens durch eine Brille. Der Weiſe meines geiſtigen 5
Hervorbringens widerſteht alles Diktieren. Die Zeit wird ja wol einmal
optiſche und äſthetiſche Kräfte wiederbringen.
Aber ſtatt meiner ſchick’ ich Ihrer Cäcilia einen Plenipotenziar, der
ihr mehr dienen und bringen kann als ich ſelber. Der unterſuchende
Aufſatz iſt vom hieſigen Doktor Walther — der vortreffliche Verfaſſer 10
des Werks über die Phthiſis — der ſeinen Scharfſinn und ſeine Natur-
philoſophie einem mehrjährigen Studium — der Tonkunſt gewidmet.
Die Originalität ſeiner Unterſuchung mag entſcheiden, ob er verdiene,
ins geiſtreiche Gefolge Ihrer Cäcilia aufgenommen zu werden.
Verzeihen Sie dem Augenkranken Kürze und einſtweilen Schweigen. 15
Ihr
ergebenſter
Jean Paul Fr. Richter
454. An Renate Otto in München.
Baireut d. 13. Okt. 1824 20
Meine gute Renata! Ob ich gleich im vorigen Jahre auf Ihre Bitte
geſchwiegen: ſo thu’ ich doch jetzt ſelber eine an Sie. Ich ſchickte Ihnen
Katzenbergers verlangte Badereiſe nicht, weil ſie faſt ganz für den
Scherz geſchrieben iſt und nur einige kleine Aufſätze mehr Ihren
Wünſchen und Gefühlen zuſagen. — Übrigens ſchreib ich jetzt immer 25
weniger Briefe, je mehre ich bekomme; Alter und Arbeit legen
Schweigen auf.
Seit unſerm letzten Sehen hat mir der Himmel Schmerzen gegeben,
über die ich nicht ſprechen kann und die die Zeit nur verdoppelt, nicht
nimmt. — Kleinere Leiden machen mir meine Augen, wovon das linke 30
faſt ſtaarblind iſt und theilnehmend das rechte nur durch Hohlbrillen mir
zu leſen und zu ſchreiben erlaubt. Vor 2½ Wochen ſchrieb ich daher an
den Salinendirektor von Reichenbach um 8 verſchiedne Brillen zur
Auswahl; noch aber ſchweigt er. Ich bitte Sie nun, Gute, ihn über den
Empfang meiner Bitte und über die Möglichkeit ihrer Erfüllung 35
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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