Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.dem vorigen Winter wurden meine Augen -- das linke war ohnehin Nun soll in Bamberg ein gewisser alter Pater Pius Brunquell blos Das elende Herrnhuter-Grau des Briefs schreiben Sie dem Dämme- Ihr ergebenster Jean Paul Fr. Richter 446. An Regierungsrath Hecht in Bayreuth. Baireut d. 9. Aug. 182420Hochgeschätzter Herr Regierungrath! Ich bitte Sie, mir Ihre treff- Ihr ergebenster Jean Paul Fr. Richter 447. An Henriette von Ende in Dresden.30 Baireut d. 15. Aug. 1824Verehrteste Freundin! Je schwieriger mir meine Augen den Brief- dem vorigen Winter wurden meine Augen — das linke war ohnehin Nun ſoll in Bamberg ein gewiſſer alter Pater Pius Brunquell blos Das elende Herrnhuter-Grau des Briefs ſchreiben Sie dem Dämme- Ihr ergebenſter Jean Paul Fr. Richter 446. An Regierungsrath Hecht in Bayreuth. Baireut d. 9. Aug. 182420Hochgeſchätzter Herr Regierungrath! Ich bitte Sie, mir Ihre treff- Ihr ergebenſter Jean Paul Fr. Richter 447. An Henriette von Ende in Dresden.30 Baireut d. 15. Aug. 1824Verehrteſte Freundin! Je ſchwieriger mir meine Augen den Brief- <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0277" n="265"/> dem vorigen Winter wurden meine Augen — das linke war ohnehin<lb/> längſt halbblind, ohne grauen Staar, und las wie Rezenſenten und<lb/> Literatoren nur noch Titelblätter — von einem täglich wachſenden<lb/> Lichtfeind und Nacht-Ultra ergriffen, der mich, wenn ich mich nicht<lb/> wehrte, dem Orkus des ſchwarzen Staares in Kurzem zuführen würde.<lb n="5"/> Dann <hi rendition="#aq">addio, opera omnia!</hi></p><lb/> <p>Nun ſoll in Bamberg ein gewiſſer alter Pater <hi rendition="#aq">Pius Brunquell</hi> blos<lb/> mit dem Oele einer Fiſchleber größere Wunder an den Augen thun als<lb/><hi rendition="#aq">Hohenlohe</hi> vor unglaubigen Augen. Meine Bitte an Ihre Güte iſt<lb/> alſo dieſe: mir alles, was von ſeinen heimlichen Kuren Wahres öffent-<lb n="10"/> lich geworden, ſammt den Urtheilen der <hi rendition="#g">beſſern</hi> Aerzte über ihn,<lb/> gefällig zu ſchreiben.</p><lb/> <p>Das elende Herrnhuter-Grau des Briefs ſchreiben Sie dem Dämme-<lb/> runggrau meiner Augen zu. Herzliche Grüße an die liebenswürdige<lb/> Gattin und an Ihre Kinder.<lb n="15"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> ergebenſter<lb/> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>446. An <hi rendition="#g">Regierungsrath Hecht in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 9. Aug.</hi> 1824</hi> </dateline> <lb n="20"/> <p>Hochgeſchätzter Herr Regierungrath! Ich bitte Sie, mir Ihre treff-<lb/> liche Brille — aber nicht ſo lange wie ein Philoſophenhäuptling ſeiner<lb/> Schule ſondern nur — auf eine <hi rendition="#g">halbe</hi> Stunde [zu] leihen, weil ich am<lb/> Morgen die beſten Proben unter dem Schreiben mit ihr machen kann.<lb/> Ich würde mir dann im gelingenden Falle eine ähnliche kaufen. — Mit<lb n="25"/> großer Hochachtung</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> ergebenſter<lb/> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>447. An <hi rendition="#g">Henriette von Ende in Dresden.</hi><lb n="30"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 15. Aug.</hi> 1824</hi> </dateline><lb/> <p>Verehrteſte Freundin! Je ſchwieriger mir meine Augen den Brief-<lb/> dank machen: deſto größer laſſen Sie ihn immer wachſen durch die ſo<lb/> zartſinnig ausgeſuchten Freuden, die Sie mir geben in der Nähe und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [265/0277]
dem vorigen Winter wurden meine Augen — das linke war ohnehin
längſt halbblind, ohne grauen Staar, und las wie Rezenſenten und
Literatoren nur noch Titelblätter — von einem täglich wachſenden
Lichtfeind und Nacht-Ultra ergriffen, der mich, wenn ich mich nicht
wehrte, dem Orkus des ſchwarzen Staares in Kurzem zuführen würde. 5
Dann addio, opera omnia!
Nun ſoll in Bamberg ein gewiſſer alter Pater Pius Brunquell blos
mit dem Oele einer Fiſchleber größere Wunder an den Augen thun als
Hohenlohe vor unglaubigen Augen. Meine Bitte an Ihre Güte iſt
alſo dieſe: mir alles, was von ſeinen heimlichen Kuren Wahres öffent- 10
lich geworden, ſammt den Urtheilen der beſſern Aerzte über ihn,
gefällig zu ſchreiben.
Das elende Herrnhuter-Grau des Briefs ſchreiben Sie dem Dämme-
runggrau meiner Augen zu. Herzliche Grüße an die liebenswürdige
Gattin und an Ihre Kinder. 15
Ihr
ergebenſter
Jean Paul Fr. Richter
446. An Regierungsrath Hecht in Bayreuth.
Baireut d. 9. Aug. 1824 20
Hochgeſchätzter Herr Regierungrath! Ich bitte Sie, mir Ihre treff-
liche Brille — aber nicht ſo lange wie ein Philoſophenhäuptling ſeiner
Schule ſondern nur — auf eine halbe Stunde [zu] leihen, weil ich am
Morgen die beſten Proben unter dem Schreiben mit ihr machen kann.
Ich würde mir dann im gelingenden Falle eine ähnliche kaufen. — Mit 25
großer Hochachtung
Ihr
ergebenſter
Jean Paul Fr. Richter
447. An Henriette von Ende in Dresden. 30
Baireut d. 15. Aug. 1824
Verehrteſte Freundin! Je ſchwieriger mir meine Augen den Brief-
dank machen: deſto größer laſſen Sie ihn immer wachſen durch die ſo
zartſinnig ausgeſuchten Freuden, die Sie mir geben in der Nähe und
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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