Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.nicht schon in ihrem Reisestroh liegen: so bitt' ich Sie, ihnen noch eine 409. An Hans Georg von Ahlefeldt in Berlin. [Kopie][Bayreuth, 5. Dez. 1823]5Mein guter alter Ahlefeldt! Wir haben lange einander gegenüber geschwiegen, als ob einer von Mein Brief hier ist ein -- Mahnbrief. Nimm es aber nicht in einem Und eine solche Uhr, welche 2, 3, höchstens 31/2 Ld'or kosten kann, soll Herzlich wünscht' ich, daß es dir bisher in deinem äußern Zölibate nicht ſchon in ihrem Reiſeſtroh liegen: ſo bitt’ ich Sie, ihnen noch eine 409. An Hans Georg von Ahlefeldt in Berlin. [Kopie][Bayreuth, 5. Dez. 1823]5Mein guter alter Ahlefeldt! Wir haben lange einander gegenüber geſchwiegen, als ob einer von Mein Brief hier iſt ein — Mahnbrief. Nimm es aber nicht in einem Und eine ſolche Uhr, welche 2, 3, höchſtens 3½ Ld’or koſten kann, ſoll Herzlich wünſcht’ ich, daß es dir bisher in deinem äußern Zölibate <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0254" n="245"/> nicht ſchon in ihrem Reiſeſtroh liegen: ſo bitt’ ich Sie, ihnen noch eine<lb/> Geſellſchaft von 2 <hi rendition="#aq">Bouteillen</hi> Xeres mitzugeben, ſonſt aber keine weitere.<lb/> Verzeihen Sie dieſes Wein-Kodizill.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>409. An <hi rendition="#g">Hans Georg von Ahlefeldt in Berlin.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 5. Dez. 1823]</hi> </dateline> <lb n="5"/> <salute> <hi rendition="#right">Mein guter alter Ahlefeldt!</hi> </salute><lb/> <p>Wir haben lange einander gegenüber geſchwiegen, als ob einer von<lb/> uns beiden nicht mehr wäre. Doch kennſt mehr du mein Leben —<lb/> wenigſtens als literariſches — als ich deines, und von dieſem ſollſt du mir<lb/> in deiner Antwort eine lange Nachricht geben.<lb n="10"/> </p> <p>Mein Brief hier iſt ein — Mahnbrief. Nimm es aber nicht in einem<lb/> andern Sinn als es für unſere frohe Jugend- und Stubengenoſſen-<lb/> ſchaft paſſet. Die Sache iſt die: gerade in den Jahren, wo man ſo gern<lb/> die früheren wiederholen möchte, iſt man genöthigt — nämlich Nachts<lb/> wegen 1000 neuer Bedürfniſſe, denn das Alter liefert wenigſtens an<lb n="15"/> dieſen immer Neues — eine bloße Stunde zu wiederholen, d. h. wieder-<lb/> holen zu laſſen, mit Einem Worte eine Repetieruhr zu haben. Und ich<lb/> hab’ eine; aber da an ihr das Ausbeſſern wieder zu repetieren iſt:<lb/> ſo hab’ ich dann — Nachts nichts. Nun iſt meine Bitte, daß du mir in<lb/> Berlin, wo ſo viele Juden, Verkäufe und Verſteigerungen ſind, eine<lb n="20"/> kaufſt, aber keine glänzende, modiſche, verzierte, mehrgehäuſige, ſondern<lb/> nur eine redliche alte, <hi rendition="#g">jedoch richtig gehende.</hi></p><lb/> <p>Und eine ſolche Uhr, welche 2, 3, höchſtens 3½ <hi rendition="#aq">Ld’or</hi> koſten kann, ſoll<lb/> die ganze Schuld von 100 pr. rtl. und 6 Friedrichd’or, wovon du mir<lb/> ſchon einen Theil abgetragen, rein tilgen — und ich würde dir durch<lb n="25"/> eine im Februar nach Berlin reiſende Regierungräthin die Ver-<lb/> ſchreibung ſenden, um ſie nur nicht mehr in die Hände zu bekommen.<lb/> Denn ich möchte auf eine ſchönere Weiſe an unſer früheres freudiges<lb/> Zuſammenleben erinnert ſein; an dem Horizont jener untergegangnen<lb/> Tage, wo wir Jugend ſelber hatten und fremde genoſſen, ſoll kein<lb n="30"/> Wölkchen ſtehen als ein rothes. Die Uhr brauchſt du nur meiner<lb/> Schwiegermutter Mayer zu übergeben. Verbieten dir indeß deine Geld-<lb/> verhältniſſe die ganze Sache: ſo ſchreibe es mir aufrichtig und bald.</p><lb/> <p>Herzlich wünſcht’ ich, daß es dir bisher in deinem äußern Zölibate<lb/> und innern Herzens Eheſtänden flitterwöchentlich ergangen; und ich<lb n="35"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [245/0254]
nicht ſchon in ihrem Reiſeſtroh liegen: ſo bitt’ ich Sie, ihnen noch eine
Geſellſchaft von 2 Bouteillen Xeres mitzugeben, ſonſt aber keine weitere.
Verzeihen Sie dieſes Wein-Kodizill.
409. An Hans Georg von Ahlefeldt in Berlin.
[Bayreuth, 5. Dez. 1823] 5
Mein guter alter Ahlefeldt!
Wir haben lange einander gegenüber geſchwiegen, als ob einer von
uns beiden nicht mehr wäre. Doch kennſt mehr du mein Leben —
wenigſtens als literariſches — als ich deines, und von dieſem ſollſt du mir
in deiner Antwort eine lange Nachricht geben. 10
Mein Brief hier iſt ein — Mahnbrief. Nimm es aber nicht in einem
andern Sinn als es für unſere frohe Jugend- und Stubengenoſſen-
ſchaft paſſet. Die Sache iſt die: gerade in den Jahren, wo man ſo gern
die früheren wiederholen möchte, iſt man genöthigt — nämlich Nachts
wegen 1000 neuer Bedürfniſſe, denn das Alter liefert wenigſtens an 15
dieſen immer Neues — eine bloße Stunde zu wiederholen, d. h. wieder-
holen zu laſſen, mit Einem Worte eine Repetieruhr zu haben. Und ich
hab’ eine; aber da an ihr das Ausbeſſern wieder zu repetieren iſt:
ſo hab’ ich dann — Nachts nichts. Nun iſt meine Bitte, daß du mir in
Berlin, wo ſo viele Juden, Verkäufe und Verſteigerungen ſind, eine 20
kaufſt, aber keine glänzende, modiſche, verzierte, mehrgehäuſige, ſondern
nur eine redliche alte, jedoch richtig gehende.
Und eine ſolche Uhr, welche 2, 3, höchſtens 3½ Ld’or koſten kann, ſoll
die ganze Schuld von 100 pr. rtl. und 6 Friedrichd’or, wovon du mir
ſchon einen Theil abgetragen, rein tilgen — und ich würde dir durch 25
eine im Februar nach Berlin reiſende Regierungräthin die Ver-
ſchreibung ſenden, um ſie nur nicht mehr in die Hände zu bekommen.
Denn ich möchte auf eine ſchönere Weiſe an unſer früheres freudiges
Zuſammenleben erinnert ſein; an dem Horizont jener untergegangnen
Tage, wo wir Jugend ſelber hatten und fremde genoſſen, ſoll kein 30
Wölkchen ſtehen als ein rothes. Die Uhr brauchſt du nur meiner
Schwiegermutter Mayer zu übergeben. Verbieten dir indeß deine Geld-
verhältniſſe die ganze Sache: ſo ſchreibe es mir aufrichtig und bald.
Herzlich wünſcht’ ich, daß es dir bisher in deinem äußern Zölibate
und innern Herzens Eheſtänden flitterwöchentlich ergangen; und ich 35
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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