schläger, in Erlangen studiert. Ein anderer (für die Theologie) lebt noch da; und früher war einer für die Jurisprudenz (wie auch dieser) dort. Zu Hause hat er noch 2 Söhne. Dieser Reichthum an Söhnen, aber an nichts anderem, entschuldigt vielleicht ihn, ja mich bei dem Wunsche einiger Erleichterung durch ein Konvikt; was Ihrer Güte und Ihrer5 Einsicht überlassen bleibt. -- --
Ich habe Ihnen noch immer Dank zu sagen für die Freundlichkeit, womit Sie mir Erlangen verschönerten und noch mehr verschönern wollten, wenn ich länger geblieben wäre. Ihr Garten hätte mir, auch ohne das Gewächs, das Sie statt eines Armhutes zu mir unter den10 Armen brachten, schöne optische Stunden gegeben. Genießen Sie recht viele Freude darin sogar im November, der diesesmal mehr Himmelblau anlegen wird als sonst.
Mit wahrer Hochschätzung und Liebe
Ihr15 ergebenster Jean Paul Fr. Richter
Ich grüße Ihren H. Amtbruder Schelling.
405. An Ernestine Voß in Heidelberg.
Eilig
Baireut d. 7. Nov. 182320
Verehrteste Freundin! Mögen Sie die so späte Erfüllung Ihres mir so angenehmen Wunsches durch meine Geschäfte und meine Lauf- zerstreuungen -- für die Gesundheit -- entschuldigen. Ohne neue Durch- sicht send' ich Ihnen alles zu, weil die Briefe dieses unersetzlichen Herzens an Brüder, Eltern, Freunde sich nie widersprechen und keinem25 sagen, was nicht auch den andern Geliebten erfreuen würde. Sie er- halten hiemit die vollste Freiheit ihres Gebrauchs, ja sogar die der öffentlichen Benützung meiner Antworten zum Erläutern. Ach, man kann nicht genug thun, um der Welt von dem licht und warm zugleich stralenden Geiste einen Wiederschein nach der so eiligen Flucht zu30 geben; aber auch bald muß man es thun, erstlich weil seine Erscheinung in ihrem Wirken noch am frischesten im Publikum lebt und zweitens weil doch dieses sich an den Edeln, der einsam ohne Komplotschreier sprach, nicht genug erinnert und drittens weil ja alle seine Liebenden den Trost seiner irdischen Palingenesie und den Genuß seiner gesammelten Er-35
ſchläger, in Erlangen ſtudiert. Ein anderer (für die Theologie) lebt noch da; und früher war einer für die Jurisprudenz (wie auch dieſer) dort. Zu Hauſe hat er noch 2 Söhne. Dieſer Reichthum an Söhnen, aber an nichts anderem, entſchuldigt vielleicht ihn, ja mich bei dem Wunſche einiger Erleichterung durch ein Konvikt; was Ihrer Güte und Ihrer5 Einſicht überlaſſen bleibt. — —
Ich habe Ihnen noch immer Dank zu ſagen für die Freundlichkeit, womit Sie mir Erlangen verſchönerten und noch mehr verſchönern wollten, wenn ich länger geblieben wäre. Ihr Garten hätte mir, auch ohne das Gewächs, das Sie ſtatt eines Armhutes zu mir unter den10 Armen brachten, ſchöne optiſche Stunden gegeben. Genießen Sie recht viele Freude darin ſogar im November, der dieſesmal mehr Himmelblau anlegen wird als ſonſt.
Mit wahrer Hochſchätzung und Liebe
Ihr15 ergebenſter Jean Paul Fr. Richter
Ich grüße Ihren H. Amtbruder Schelling.
405. An Erneſtine Voß in Heidelberg.
Eilig
Baireut d. 7. Nov. 182320
Verehrteſte Freundin! Mögen Sie die ſo ſpäte Erfüllung Ihres mir ſo angenehmen Wunſches durch meine Geſchäfte und meine Lauf- zerſtreuungen — für die Geſundheit — entſchuldigen. Ohne neue Durch- ſicht ſend’ ich Ihnen alles zu, weil die Briefe dieſes unerſetzlichen Herzens an Brüder, Eltern, Freunde ſich nie widerſprechen und keinem25 ſagen, was nicht auch den andern Geliebten erfreuen würde. Sie er- halten hiemit die vollſte Freiheit ihres Gebrauchs, ja ſogar die der öffentlichen Benützung meiner Antworten zum Erläutern. Ach, man kann nicht genug thun, um der Welt von dem licht und warm zugleich ſtralenden Geiſte einen Wiederſchein nach der ſo eiligen Flucht zu30 geben; aber auch bald muß man es thun, erſtlich weil ſeine Erſcheinung in ihrem Wirken noch am friſcheſten im Publikum lebt und zweitens weil doch dieſes ſich an den Edeln, der einſam ohne Komplotſchreier ſprach, nicht genug erinnert und drittens weil ja alle ſeine Liebenden den Troſt ſeiner irdiſchen Palingeneſie und den Genuß ſeiner geſammelten Er-35
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einiger Erleichterung durch ein Konvikt; was Ihrer Güte und Ihrer 5
Einſicht überlaſſen bleibt. — —
Ich habe Ihnen noch immer Dank zu ſagen für die Freundlichkeit,
womit Sie mir Erlangen verſchönerten und noch mehr verſchönern
wollten, wenn ich länger geblieben wäre. Ihr Garten hätte mir, auch
ohne das Gewächs, das Sie ſtatt eines Armhutes zu mir unter den 10
Armen brachten, ſchöne optiſche Stunden gegeben. Genießen Sie recht
viele Freude darin ſogar im November, der dieſesmal mehr Himmelblau
anlegen wird als ſonſt.
Mit wahrer Hochſchätzung und Liebe
Ihr 15
ergebenſter
Jean Paul Fr. Richter
Ich grüße Ihren H. Amtbruder Schelling.
405. An Erneſtine Voß in Heidelberg.
EiligBaireut d. 7. Nov. 1823 20
Verehrteſte Freundin! Mögen Sie die ſo ſpäte Erfüllung Ihres mir
ſo angenehmen Wunſches durch meine Geſchäfte und meine Lauf-
zerſtreuungen — für die Geſundheit — entſchuldigen. Ohne neue Durch-
ſicht ſend’ ich Ihnen alles zu, weil die Briefe dieſes unerſetzlichen
Herzens an Brüder, Eltern, Freunde ſich nie widerſprechen und keinem 25
ſagen, was nicht auch den andern Geliebten erfreuen würde. Sie er-
halten hiemit die vollſte Freiheit ihres Gebrauchs, ja ſogar die der
öffentlichen Benützung meiner Antworten zum Erläutern. Ach, man
kann nicht genug thun, um der Welt von dem licht und warm zugleich
ſtralenden Geiſte einen Wiederſchein nach der ſo eiligen Flucht zu 30
geben; aber auch bald muß man es thun, erſtlich weil ſeine Erſcheinung
in ihrem Wirken noch am friſcheſten im Publikum lebt und zweitens weil
doch dieſes ſich an den Edeln, der einſam ohne Komplotſchreier ſprach,
nicht genug erinnert und drittens weil ja alle ſeine Liebenden den Troſt
ſeiner irdiſchen Palingeneſie und den Genuß ſeiner geſammelten Er- 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/251>, abgerufen am 16.02.2025.
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