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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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Ich will auf der andern Seite alle meine Wünsche hinter einander
schreiben, damit du sie weniger übersiehst.

Wünsche

Lasse von meinen Fenstern den ewigen Schmutz abkratzen.

Lasse ein Fäßchen Arnolds Bier (aber von meinem Bruder zu be-5
sorgen) wieder füllen und vorher allen alten Bier-Unrath wegschaffen;
und dann soll Weig auf einmal alle Krüge säubern, weil sie für die Länge
des Winterbiers nicht säuern sollen.

Gieße doch in die Klebdinte, die alles zweimal unleserlich abdruckt,
dünne aus dem Kruge.10

Odilie soll die Frösche ja nicht in die Sonne setzen.

Erkundige dich für die nächste Woche nach einem Kutscher mit guten
Pferden, die mir immer lieber sind als die wohlfeilsten Esel.

Zum Abendessen der Ankunft will ich, weil die Bewegung des Herzens
die des Magens stört, nur Suppe und Sallat (wie ichs hier nicht haben15
kann) und nichts Gebratenes.

Auch die Betten dürfen sich am Ankunfttage nicht wieder sonnen;
sie hatten Zeit genug dazu.

20

Geliebte! Dein Montags Briefchen bekam ich heute und sah daraus
deine Liebe und deine Noth. Diese Blätter wirst du am Sonnabend
bekommen; und dann am Montage meine letzten, wo ich dir den Tag
des Abholens bestimmen werde.

Durch das Nicht-Außerhausessen wird mein Aufenthalt doch theuer25
werden. Übrigens sind die Leute alle wohlmeinend und gefällig. Heute
nahm mich der Buchhändler Eichhorn in den Bleicher-Garten (wieder
1/4 Stunde weit, Musik, 5 Uhr und Bier) aber dort war es unbedeutender;
morgen hingegen auf dem Hahnenbergzwinger, wohin mich Oster-
hausen führen will, ist es gedrängter und erlesener, aber freilich immer30
das alte aufgewärmte Sauerkraut. -- Ich will mit Baireuter Fuhr-
werk blos von Erlangen wegfahren, weil ein so frühes Aufstehen im
Herbst, um von hier in 1 Tage anzukommen, ein zu plagendes Ende
meiner freudendürftigen Reise wäre (Himmel, wie hätt' ich diese blauen
Tage in Dresden oder Kreuzenach[!] verleben wollen!) Wahrlich dich35
könnte ich hier zu nichts führen; in die Kirchen blos der Lohndiener. Die

Ich will auf der andern Seite alle meine Wünſche hinter einander
ſchreiben, damit du ſie weniger überſiehſt.

Wünſche

Laſſe von meinen Fenſtern den ewigen Schmutz abkratzen.

Laſſe ein Fäßchen Arnolds Bier (aber von meinem Bruder zu be-5
ſorgen) wieder füllen und vorher allen alten Bier-Unrath wegſchaffen;
und dann ſoll Weig auf einmal alle Krüge ſäubern, weil ſie für die Länge
des Winterbiers nicht ſäuern ſollen.

Gieße doch in die Klebdinte, die alles zweimal unleſerlich abdruckt,
dünne aus dem Kruge.10

Odilie ſoll die Fröſche ja nicht in die Sonne ſetzen.

Erkundige dich für die nächſte Woche nach einem Kutſcher mit guten
Pferden, die mir immer lieber ſind als die wohlfeilſten Eſel.

Zum Abendeſſen der Ankunft will ich, weil die Bewegung des Herzens
die des Magens ſtört, nur Suppe und Sallat (wie ichs hier nicht haben15
kann) und nichts Gebratenes.

Auch die Betten dürfen ſich am Ankunfttage nicht wieder ſonnen;
ſie hatten Zeit genug dazu.

20

Geliebte! Dein Montags Briefchen bekam ich heute und ſah daraus
deine Liebe und deine Noth. Dieſe Blätter wirſt du am Sonnabend
bekommen; und dann am Montage meine letzten, wo ich dir den Tag
des Abholens beſtimmen werde.

Durch das Nicht-Außerhauseſſen wird mein Aufenthalt doch theuer25
werden. Übrigens ſind die Leute alle wohlmeinend und gefällig. Heute
nahm mich der Buchhändler Eichhorn in den Bleicher-Garten (wieder
¼ Stunde weit, Muſik, 5 Uhr und Bier) aber dort war es unbedeutender;
morgen hingegen auf dem Hahnenbergzwinger, wohin mich Oſter-
hauſen führen will, iſt es gedrängter und erleſener, aber freilich immer30
das alte aufgewärmte Sauerkraut. — Ich will mit Baireuter Fuhr-
werk blos von Erlangen wegfahren, weil ein ſo frühes Aufſtehen im
Herbſt, um von hier in 1 Tage anzukommen, ein zu plagendes Ende
meiner freudendürftigen Reiſe wäre (Himmel, wie hätt’ ich dieſe blauen
Tage in Dresden oder Kreuzenach[!] verleben wollen!) Wahrlich dich35
könnte ich hier zu nichts führen; in die Kirchen blos der Lohndiener. Die

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[236/0245] Ich will auf der andern Seite alle meine Wünſche hinter einander ſchreiben, damit du ſie weniger überſiehſt. Wünſche Laſſe von meinen Fenſtern den ewigen Schmutz abkratzen. Laſſe ein Fäßchen Arnolds Bier (aber von meinem Bruder zu be- 5 ſorgen) wieder füllen und vorher allen alten Bier-Unrath wegſchaffen; und dann ſoll Weig auf einmal alle Krüge ſäubern, weil ſie für die Länge des Winterbiers nicht ſäuern ſollen. Gieße doch in die Klebdinte, die alles zweimal unleſerlich abdruckt, dünne aus dem Kruge. 10 Odilie ſoll die Fröſche ja nicht in die Sonne ſetzen. Erkundige dich für die nächſte Woche nach einem Kutſcher mit guten Pferden, die mir immer lieber ſind als die wohlfeilſten Eſel. Zum Abendeſſen der Ankunft will ich, weil die Bewegung des Herzens die des Magens ſtört, nur Suppe und Sallat (wie ichs hier nicht haben 15 kann) und nichts Gebratenes. Auch die Betten dürfen ſich am Ankunfttage nicht wieder ſonnen; ſie hatten Zeit genug dazu. Mittwochs den 3. Sept. 20 Geliebte! Dein Montags Briefchen bekam ich heute und ſah daraus deine Liebe und deine Noth. Dieſe Blätter wirſt du am Sonnabend bekommen; und dann am Montage meine letzten, wo ich dir den Tag des Abholens beſtimmen werde. Durch das Nicht-Außerhauseſſen wird mein Aufenthalt doch theuer 25 werden. Übrigens ſind die Leute alle wohlmeinend und gefällig. Heute nahm mich der Buchhändler Eichhorn in den Bleicher-Garten (wieder ¼ Stunde weit, Muſik, 5 Uhr und Bier) aber dort war es unbedeutender; morgen hingegen auf dem Hahnenbergzwinger, wohin mich Oſter- hauſen führen will, iſt es gedrängter und erleſener, aber freilich immer 30 das alte aufgewärmte Sauerkraut. — Ich will mit Baireuter Fuhr- werk blos von Erlangen wegfahren, weil ein ſo frühes Aufſtehen im Herbſt, um von hier in 1 Tage anzukommen, ein zu plagendes Ende meiner freudendürftigen Reiſe wäre (Himmel, wie hätt’ ich dieſe blauen Tage in Dresden oder Kreuzenach[!] verleben wollen!) Wahrlich dich 35 könnte ich hier zu nichts führen; in die Kirchen blos der Lohndiener. Die

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/245>, abgerufen am 24.11.2024.