Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.Schmerze eines regnerischen Aufenthalts! -- Ich schmachte so sehr Dein Vater R.5 336. An Buchhändler Joseph Max in Breslau. [Kopie]Baireut d. 6ten Okt. 1822Ihre freundlichen Briefe hab' ich alle erhalten; und ich eile hier, In meinen Jahren ist mir mehr am geistigen Genuß meines Schaffens Nun zu unserm Katzenberger! Anfangs des Novembers ist der30 Schmerze eines regneriſchen Aufenthalts! — Ich ſchmachte ſo ſehr Dein Vater R.5 336. An Buchhändler Joſeph Max in Breslau. [Kopie]Baireut d. 6ten Okt. 1822Ihre freundlichen Briefe hab’ ich alle erhalten; und ich eile hier, In meinen Jahren iſt mir mehr am geiſtigen Genuß meines Schaffens Nun zu unſerm Katzenberger! Anfangs des Novembers iſt der30 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0210" n="201"/> Schmerze eines regneriſchen Aufenthalts! — Ich ſchmachte ſo ſehr<lb/> nach dir als du nach mir; du aber wirſt beglückter, da die Mutter<lb/> gewiß kommt. Lebe froh, mein Herz!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Dein Vater<lb/> R.<lb n="5"/> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>336. An <hi rendition="#g">Buchhändler Joſeph Max in Breslau.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 6<hi rendition="#sup">ten</hi> Okt. 1822</hi> </dateline><lb/> <p>Ihre freundlichen Briefe hab’ ich alle erhalten; und ich eile hier,<lb/> um zwei Nein und Ein Ja zu ſagen. Sind die Flegeljahre wirklich ver-<lb/> griffen, ſo iſt es meine Pflicht, ſie dem guten Cotta zu laſſen, zumal da<lb n="10"/> er in den erſten Jahren an ihnen blos verloren, bis ſich das Publikum<lb/> beſſer beſann. — Zur Herausgabe meiner Geſammtwerke erboten ſich<lb/> zwar ſchon einige Ihrer Kollegen; aber ich werde damit noch ſehr<lb/> zögern, weil ich mein Bischen Leben lieber neuen Werken, deren ich noch<lb/> ſo viele zu geben habe, widmen will, als daß ich ſo viel Zeit auf Brief-<lb n="15"/> wechſel, auf Anordnen und Durchſehen der alten verwenden ſollte,<lb/> zumal da manche, wie die unſichtbare Loge und die biographiſchen<lb/> Beluſtigungen, wenigſtens einen Schluß erhalten müßten. Die Flegel-<lb/> jahre — vergaß ich oben zu ſagen — können noch dazu nur von zwei<lb/> oder drei Bändchen richtig vollendet werden.<lb n="20"/> </p> <p>In meinen Jahren iſt mir mehr am geiſtigen Genuß meines Schaffens<lb/> als an irgend einem körperlichen gelegen, den ich meinen Erben über-<lb/> laſſen kann. Außerdem hab’ ich ſchon vor Jahren meinem immer<lb/> loyalen Cotta geſchrieben, daß er einmal der Verleger meiner Geſammt-<lb/> werke werden könne. Ob er gleich darauf geſchwiegen: ſo könnt’ ich doch<lb n="25"/> mit keinem andern kontrahieren, ohne ihm vorher ſein deutliches Nein<lb/> abgefragt zu haben. Indeß all dieß nimmt doch nicht die Möglichkeit,<lb/> nach Jahren mit einem ſo freundlich geſinnten Manne wie Sie mich zur<lb/> Herausgabe der Geſammtwerke zu verbinden.</p><lb/> <p>Nun zu unſerm Katzenberger! Anfangs des <hi rendition="#g">Novembers</hi> iſt der<lb n="30"/> erſte Band in Ihren Händen. Faſt auf jeder Seite wird verbeſſert.<lb/> Außerdem kommen noch 32 oder mehr Seiten ganz neuer hiſtoriſcher<lb/> Einſchaltungen und verbeſſerter Szenen ꝛc. zum erſten Bande; etwas<lb/> weniger vielleicht zum zweiten. Alſo darf auf dem Titel ſtehen: ſehr<lb/> vermehrte und verbeſſerte Auflage; und hier kann ich freilich den<lb n="35"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [201/0210]
Schmerze eines regneriſchen Aufenthalts! — Ich ſchmachte ſo ſehr
nach dir als du nach mir; du aber wirſt beglückter, da die Mutter
gewiß kommt. Lebe froh, mein Herz!
Dein Vater
R. 5
336. An Buchhändler Joſeph Max in Breslau.
Baireut d. 6ten Okt. 1822
Ihre freundlichen Briefe hab’ ich alle erhalten; und ich eile hier,
um zwei Nein und Ein Ja zu ſagen. Sind die Flegeljahre wirklich ver-
griffen, ſo iſt es meine Pflicht, ſie dem guten Cotta zu laſſen, zumal da 10
er in den erſten Jahren an ihnen blos verloren, bis ſich das Publikum
beſſer beſann. — Zur Herausgabe meiner Geſammtwerke erboten ſich
zwar ſchon einige Ihrer Kollegen; aber ich werde damit noch ſehr
zögern, weil ich mein Bischen Leben lieber neuen Werken, deren ich noch
ſo viele zu geben habe, widmen will, als daß ich ſo viel Zeit auf Brief- 15
wechſel, auf Anordnen und Durchſehen der alten verwenden ſollte,
zumal da manche, wie die unſichtbare Loge und die biographiſchen
Beluſtigungen, wenigſtens einen Schluß erhalten müßten. Die Flegel-
jahre — vergaß ich oben zu ſagen — können noch dazu nur von zwei
oder drei Bändchen richtig vollendet werden. 20
In meinen Jahren iſt mir mehr am geiſtigen Genuß meines Schaffens
als an irgend einem körperlichen gelegen, den ich meinen Erben über-
laſſen kann. Außerdem hab’ ich ſchon vor Jahren meinem immer
loyalen Cotta geſchrieben, daß er einmal der Verleger meiner Geſammt-
werke werden könne. Ob er gleich darauf geſchwiegen: ſo könnt’ ich doch 25
mit keinem andern kontrahieren, ohne ihm vorher ſein deutliches Nein
abgefragt zu haben. Indeß all dieß nimmt doch nicht die Möglichkeit,
nach Jahren mit einem ſo freundlich geſinnten Manne wie Sie mich zur
Herausgabe der Geſammtwerke zu verbinden.
Nun zu unſerm Katzenberger! Anfangs des Novembers iſt der 30
erſte Band in Ihren Händen. Faſt auf jeder Seite wird verbeſſert.
Außerdem kommen noch 32 oder mehr Seiten ganz neuer hiſtoriſcher
Einſchaltungen und verbeſſerter Szenen ꝛc. zum erſten Bande; etwas
weniger vielleicht zum zweiten. Alſo darf auf dem Titel ſtehen: ſehr
vermehrte und verbeſſerte Auflage; und hier kann ich freilich den 35
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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