schon gezeigt -- will eine neue Rezension Sh.s geben. Er glaubt an die unwahrscheinlichste Möglichkeit, daß Sh. katholisch gewesen. -- Von des matten Gesellen (Pustkuchen) Wanderjahren hab' ich nur den 1. B. gelesen; und mag auch nichts weiter von diesem bissigen Überchristen, der vor Jahren meine Charakterist[ik] auf Kosten der Goetheschen5 moralischer fand, mich aber jetzo, weil ich auf seine Bitte um einen Aufsatz über die Musik blos schwieg, nicht nennt. -- Hofmann hatte sich zuletzt aus dem poetischen Wahnsinn in einen wirklichen hinein- geschrieben. Sein Floh ist nicht wie der physische ein Miniatürelephant, sondern ein Insekt, das gutes Blut absaugt. -- Im herrlichen Scott10 misfällt mir die willkürliche Breite der Gespräche und der Mangel an Einheit des Interesse. Wie lange muß man sich z. B. im Piraten durch die Leute durchirren, bis man den Helden endlich erwischt. -- Wenn dir der Buchhändler Max aus Breslau meinen Gruß überbringt: so bitt' ihn, von mir einen mitzunehmen an einen gewissen Gymnasiast Pohl15 in Breslau, dessen Gemüth und Poesie ich herzlich liebgewonnen, ohne daß ich doch aus Zeitmangel ihm meine warme Anerkennung schrift- lich gezeigt. Der Himmel, der ihm so viel gegeben, geb' ihm fort! -- Meine halbierte Gesundheit muß ich im Herbste -- wegen des ent- schieden grimmigen Winters -- durch Gehen und Bluten restaurieren20 wie einen alten Torso. -- Meine Odilie wächst und blüht schön in Würzburg, meine Emma noch mehr hier und auch meine C[aroline] ist sehr gesund.[Schluß fehlt]
325. An Emanuel.
[Bayreuth, 16. Aug. 1822]25
Guten Morgen, lieber Emanuel! Nach einer langen Briefdürre endlich wieder ein Paar, das Sie Otto geben. -- Was macht Ihre gute Frau, die wieder die Freude mit Schmerzen abbezahlen mußte?
R.
326. An Joseph Görres (in Straßburg?).30
Baireut d. 16. Aug. 1822
Vortrefflicher Görres! Der Überbringer dieses, welcher so sehr Sie zu sehen wünscht, ist hiesiger katholischer Pfarrer -- Nam[ens] Oestreicher -- welcher als ein charakterbraver, amttreuer und licht-
ſchon gezeigt — will eine neue Rezenſion Sh.s geben. Er glaubt an die unwahrſcheinlichſte Möglichkeit, daß Sh. katholiſch geweſen. — Von des matten Geſellen (Puſtkuchen) Wanderjahren hab’ ich nur den 1. B. geleſen; und mag auch nichts weiter von dieſem biſſigen Überchriſten, der vor Jahren meine Charakteriſt[ik] auf Koſten der Goetheſchen5 moraliſcher fand, mich aber jetzo, weil ich auf ſeine Bitte um einen Aufſatz über die Muſik blos ſchwieg, nicht nennt. — Hofmann hatte ſich zuletzt aus dem poetiſchen Wahnſinn in einen wirklichen hinein- geſchrieben. Sein Floh iſt nicht wie der phyſiſche ein Miniatürelephant, ſondern ein Inſekt, das gutes Blut abſaugt. — Im herrlichen Scott10 misfällt mir die willkürliche Breite der Geſpräche und der Mangel an Einheit des Intereſſe. Wie lange muß man ſich z. B. im Piraten durch die Leute durchirren, bis man den Helden endlich erwiſcht. — Wenn dir der Buchhändler Max aus Breslau meinen Gruß überbringt: ſo bitt’ ihn, von mir einen mitzunehmen an einen gewiſſen Gymnaſiaſt Pohl15 in Breslau, deſſen Gemüth und Poeſie ich herzlich liebgewonnen, ohne daß ich doch aus Zeitmangel ihm meine warme Anerkennung ſchrift- lich gezeigt. Der Himmel, der ihm ſo viel gegeben, geb’ ihm fort! — Meine halbierte Geſundheit muß ich im Herbſte — wegen des ent- ſchieden grimmigen Winters — durch Gehen und Bluten reſtaurieren20 wie einen alten Torſo. — Meine Odilie wächſt und blüht ſchön in Würzburg, meine Emma noch mehr hier und auch meine C[aroline] iſt ſehr geſund.[Schluß fehlt]
325. An Emanuel.
[Bayreuth, 16. Aug. 1822]25
Guten Morgen, lieber Emanuel! Nach einer langen Briefdürre endlich wieder ein Paar, das Sie Otto geben. — Was macht Ihre gute Frau, die wieder die Freude mit Schmerzen abbezahlen mußte?
R.
326. An Joſeph Görres (in Straßburg?).30
Baireut d. 16. Aug. 1822
Vortrefflicher Görres! Der Überbringer dieſes, welcher ſo ſehr Sie zu ſehen wünſcht, iſt hieſiger katholiſcher Pfarrer — Nam[ens] Oestreicher — welcher als ein charakterbraver, amttreuer und licht-
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ſchon gezeigt — will eine neue Rezenſion Sh.s geben. Er glaubt an die
unwahrſcheinlichſte Möglichkeit, daß Sh. katholiſch geweſen. — Von
des matten Geſellen (Puſtkuchen) Wanderjahren hab’ ich nur den 1. B.
geleſen; und mag auch nichts weiter von dieſem biſſigen Überchriſten,
der vor Jahren meine Charakteriſt[ik] auf Koſten der Goetheſchen 5
moraliſcher fand, mich aber jetzo, weil ich auf ſeine Bitte um einen
Aufſatz über die Muſik blos ſchwieg, nicht nennt. — Hofmann hatte
ſich zuletzt aus dem poetiſchen Wahnſinn in einen wirklichen hinein-
geſchrieben. Sein Floh iſt nicht wie der phyſiſche ein Miniatürelephant,
ſondern ein Inſekt, das gutes Blut abſaugt. — Im herrlichen Scott 10
misfällt mir die willkürliche Breite der Geſpräche und der Mangel an
Einheit des Intereſſe. Wie lange muß man ſich z. B. im Piraten durch
die Leute durchirren, bis man den Helden endlich erwiſcht. — Wenn dir
der Buchhändler Max aus Breslau meinen Gruß überbringt: ſo bitt’
ihn, von mir einen mitzunehmen an einen gewiſſen Gymnaſiaſt Pohl 15
in Breslau, deſſen Gemüth und Poeſie ich herzlich liebgewonnen, ohne
daß ich doch aus Zeitmangel ihm meine warme Anerkennung ſchrift-
lich gezeigt. Der Himmel, der ihm ſo viel gegeben, geb’ ihm fort! —
Meine halbierte Geſundheit muß ich im Herbſte — wegen des ent-
ſchieden grimmigen Winters — durch Gehen und Bluten reſtaurieren 20
wie einen alten Torſo. — Meine Odilie wächſt und blüht ſchön in
Würzburg, meine Emma noch mehr hier und auch meine C[aroline]
iſt ſehr geſund.
325. An Emanuel.
[Bayreuth, 16. Aug. 1822] 25
Guten Morgen, lieber Emanuel! Nach einer langen Briefdürre
endlich wieder ein Paar, das Sie Otto geben. — Was macht Ihre
gute Frau, die wieder die Freude mit Schmerzen abbezahlen mußte?
R.
326. An Joſeph Görres (in Straßburg?). 30
Baireut d. 16. Aug. 1822
Vortrefflicher Görres! Der Überbringer dieſes, welcher ſo ſehr Sie
zu ſehen wünſcht, iſt hieſiger katholiſcher Pfarrer — Nam[ens]
Oestreicher — welcher als ein charakterbraver, amttreuer und licht-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/205>, abgerufen am 16.02.2025.
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