Zufall half mir hinüber. -- Was Otto wegwünscht, lass' ich da noch stehen, wo ich sogar seiner Meinung bin, weil ich erst Ihre dazu er- warte. -- Ist das Unterhaltungblatt schon fortgeschickt? -- Der Himmel, der aus dem Blau noch eine Woche lang immer nur halbe heitere Tage gibt, schenk' Ihrer Reise ganze.5
323. An Henriette von Ende in Dresden.
[Unter einem Brief Karolinens vom 31. Juli 1822]
N.S. Nur Gruß und Dank an meine vortreffliche Freundin! und an ihren mütterlich Geliebten! Ich habe vor lauter Briefen, die heute mit einem Aufsatze für die Abendzeitung über Dresden abgehen, nichts10 zu sagen Zeit als daß Frau v. Welden, da ich bei ihr Ihren Wohnort Eden nannte, sagte: Eden sei das Anagramm Ihres Namens. -- Und so bleib' es auch!
Richter
324. An Heinrich Voß in Heidelberg.15
Baireut d. 6ten Aug. 1822
Mein geliebter Heinrich! Jetzo läßt mir wieder dein Schweigen über das Schicksal des Kometen die Wahl unter trüben Vermuthungen; ob deine Kränklichkeit sich nicht gehoben -- ob nicht der kleinere Werth des dritten Bandes dir die Mittheilung deines Urtheils erschwere -- ob20 nicht der Druck noch anstehe -- ob du dem Rittmeister Leoprechting etwas mitgegeben; denn abgegeben hat er nichts, ausgenommen in voriger Woche seinen Körper an die Erde. Beruhige mich bald, Guter! -- Wol das mehrfache Lob deines lieben Vaters, aber nicht dessen Buch selber gegen Perthes hab' ich gelesen. Eigentlich geht die Buchhändler-25 gelegenheitpost am richtigsten und kürzesten den Umweg über Leipzig. -- In der Abendzeitung wirst du mich finden mit einigen Lobworten über Dresden und Einem Schollen-Stein-wurf auf ein Neckarschaf in der Neckarzeitung. -- Tieck -- wider welchen*) ich des glattzüngigen, alle shakesp. Alpen nur umschiffenden, nicht ersteigenden Schlegels Über-30 setzung verwarf gegen eure treudeutsche und deutschtreue, was Clodius
*) Doch sprach T. nur kurz mit Ja für und ich blos etwas länger gegenSchl., in Schonung verwandtschaftlicher Verhältnisse.
13*
Zufall half mir hinüber. — Was Otto wegwünſcht, laſſ’ ich da noch ſtehen, wo ich ſogar ſeiner Meinung bin, weil ich erſt Ihre dazu er- warte. — Iſt das Unterhaltungblatt ſchon fortgeſchickt? — Der Himmel, der aus dem Blau noch eine Woche lang immer nur halbe heitere Tage gibt, ſchenk’ Ihrer Reiſe ganze.5
323. An Henriette von Ende in Dresden.
[Unter einem Brief Karolinens vom 31. Juli 1822]
N.S. Nur Gruß und Dank an meine vortreffliche Freundin! und an ihren mütterlich Geliebten! Ich habe vor lauter Briefen, die heute mit einem Aufſatze für die Abendzeitung über Dresden abgehen, nichts10 zu ſagen Zeit als daß Frau v. Welden, da ich bei ihr Ihren Wohnort Eden nannte, ſagte: Eden ſei das Anagramm Ihres Namens. — Und ſo bleib’ es auch!
Richter
324. An Heinrich Voß in Heidelberg.15
Baireut d. 6ten Aug. 1822
Mein geliebter Heinrich! Jetzo läßt mir wieder dein Schweigen über das Schickſal des Kometen die Wahl unter trüben Vermuthungen; ob deine Kränklichkeit ſich nicht gehoben — ob nicht der kleinere Werth des dritten Bandes dir die Mittheilung deines Urtheils erſchwere — ob20 nicht der Druck noch anſtehe — ob du dem Rittmeiſter Leoprechting etwas mitgegeben; denn abgegeben hat er nichts, ausgenommen in voriger Woche ſeinen Körper an die Erde. Beruhige mich bald, Guter! — Wol das mehrfache Lob deines lieben Vaters, aber nicht deſſen Buch ſelber gegen Perthes hab’ ich geleſen. Eigentlich geht die Buchhändler-25 gelegenheitpoſt am richtigſten und kürzeſten den Umweg über Leipzig. — In der Abendzeitung wirſt du mich finden mit einigen Lobworten über Dresden und Einem Schollen-〈Stein-〉wurf auf ein Neckarſchaf in der Neckarzeitung. — Tieck — wider welchen*) ich des glattzüngigen, alle ſhakeſp. Alpen nur umſchiffenden, nicht erſteigenden Schlegels Über-30 ſetzung verwarf gegen eure treudeutſche und deutſchtreue, was Clodius
*) Doch ſprach T. nur kurz mit Ja für und ich blos etwas länger gegenSchl., in Schonung verwandtſchaftlicher Verhältniſſe.
13*
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0204"n="195"/>
Zufall half mir hinüber. — Was Otto wegwünſcht, laſſ’ ich da noch<lb/>ſtehen, wo ich ſogar ſeiner Meinung bin, weil ich erſt Ihre dazu er-<lb/>
warte. — Iſt das Unterhaltungblatt ſchon fortgeſchickt? — Der<lb/>
Himmel, der aus dem Blau noch eine Woche lang immer nur <hirendition="#g">halbe</hi><lb/>
heitere Tage gibt, ſchenk’ Ihrer Reiſe ganze.<lbn="5"/></p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>323. An <hirendition="#g">Henriette von Ende in Dresden.</hi></head><lb/><notetype="editorial"><hirendition="#et">[Unter einem Brief Karolinens vom 31. Juli 1822]</hi></note><lb/><p>N.S. Nur Gruß und Dank an meine vortreffliche Freundin! und an<lb/>
ihren mütterlich Geliebten! Ich habe vor lauter Briefen, die heute<lb/>
mit einem Aufſatze für die Abendzeitung über Dresden abgehen, nichts<lbn="10"/>
zu ſagen Zeit als daß Frau <hirendition="#aq">v. Welden,</hi> da ich bei ihr Ihren Wohnort<lb/><hirendition="#aq">Eden</hi> nannte, ſagte: <hirendition="#aq">Eden</hi>ſei das Anagramm Ihres Namens. — Und<lb/>ſo bleib’ es auch!</p><lb/><closer><salute><hirendition="#right">Richter</hi></salute></closer></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>324. An <hirendition="#g">Heinrich Voß in Heidelberg.</hi><lbn="15"/></head><dateline><hirendition="#right"><hirendition="#aq">Baireut</hi> d. 6<hirendition="#sup">ten</hi> Aug. 1822</hi></dateline><lb/><p>Mein geliebter Heinrich! Jetzo läßt mir wieder dein Schweigen über<lb/>
das Schickſal des Kometen die Wahl unter trüben Vermuthungen; ob<lb/>
deine Kränklichkeit ſich nicht gehoben — ob nicht der kleinere Werth des<lb/>
dritten Bandes dir die Mittheilung deines Urtheils erſchwere — ob<lbn="20"/>
nicht der Druck noch anſtehe — ob du dem Rittmeiſter Leoprechting<lb/>
etwas mitgegeben; denn abgegeben hat er nichts, ausgenommen in<lb/>
voriger Woche ſeinen Körper an die Erde. Beruhige mich bald, Guter!<lb/>— Wol das mehrfache Lob deines lieben Vaters, aber nicht deſſen Buch<lb/>ſelber gegen <hirendition="#aq">Perthes</hi> hab’ ich geleſen. Eigentlich geht die Buchhändler-<lbn="25"/>
gelegenheitpoſt am richtigſten und kürzeſten den Umweg über Leipzig. —<lb/>
In der Abendzeitung wirſt du mich finden mit einigen Lobworten über<lb/>
Dresden und Einem Schollen-〈Stein-〉wurf auf ein Neckarſchaf in der<lb/>
Neckarzeitung. —<hirendition="#aq">Tieck</hi>— wider welchen<noteplace="foot"n="*)">Doch ſprach <hirendition="#aq">T.</hi> nur kurz mit Ja <hirendition="#g">für</hi> und ich blos etwas länger <hirendition="#g">gegen</hi><hirendition="#aq">Schl.,</hi><lb/>
in Schonung verwandtſchaftlicher Verhältniſſe.</note> ich des glattzüngigen, alle<lb/>ſhakeſp. Alpen nur umſchiffenden, nicht erſteigenden Schlegels Über-<lbn="30"/>ſetzung verwarf gegen eure treudeutſche und deutſchtreue, was Clodius<lb/><fwplace="bottom"type="sig">13*</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[195/0204]
Zufall half mir hinüber. — Was Otto wegwünſcht, laſſ’ ich da noch
ſtehen, wo ich ſogar ſeiner Meinung bin, weil ich erſt Ihre dazu er-
warte. — Iſt das Unterhaltungblatt ſchon fortgeſchickt? — Der
Himmel, der aus dem Blau noch eine Woche lang immer nur halbe
heitere Tage gibt, ſchenk’ Ihrer Reiſe ganze. 5
323. An Henriette von Ende in Dresden.
N.S. Nur Gruß und Dank an meine vortreffliche Freundin! und an
ihren mütterlich Geliebten! Ich habe vor lauter Briefen, die heute
mit einem Aufſatze für die Abendzeitung über Dresden abgehen, nichts 10
zu ſagen Zeit als daß Frau v. Welden, da ich bei ihr Ihren Wohnort
Eden nannte, ſagte: Eden ſei das Anagramm Ihres Namens. — Und
ſo bleib’ es auch!
Richter
324. An Heinrich Voß in Heidelberg. 15
Baireut d. 6ten Aug. 1822
Mein geliebter Heinrich! Jetzo läßt mir wieder dein Schweigen über
das Schickſal des Kometen die Wahl unter trüben Vermuthungen; ob
deine Kränklichkeit ſich nicht gehoben — ob nicht der kleinere Werth des
dritten Bandes dir die Mittheilung deines Urtheils erſchwere — ob 20
nicht der Druck noch anſtehe — ob du dem Rittmeiſter Leoprechting
etwas mitgegeben; denn abgegeben hat er nichts, ausgenommen in
voriger Woche ſeinen Körper an die Erde. Beruhige mich bald, Guter!
— Wol das mehrfache Lob deines lieben Vaters, aber nicht deſſen Buch
ſelber gegen Perthes hab’ ich geleſen. Eigentlich geht die Buchhändler- 25
gelegenheitpoſt am richtigſten und kürzeſten den Umweg über Leipzig. —
In der Abendzeitung wirſt du mich finden mit einigen Lobworten über
Dresden und Einem Schollen-〈Stein-〉wurf auf ein Neckarſchaf in der
Neckarzeitung. — Tieck — wider welchen *) ich des glattzüngigen, alle
ſhakeſp. Alpen nur umſchiffenden, nicht erſteigenden Schlegels Über- 30
ſetzung verwarf gegen eure treudeutſche und deutſchtreue, was Clodius
*) Doch ſprach T. nur kurz mit Ja für und ich blos etwas länger gegen Schl.,
in Schonung verwandtſchaftlicher Verhältniſſe.
13*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/204>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.