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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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Himmel (da ich nur noch 2 Kinder habe) obwol mit dem schmerzlichen
Gefühl der Entbehrung an. Aber zu Ihrem Edelmuth, ohne welchen Ihr
ärztlicher Kunstgeist sich nicht so glänzend entwickelt hätte, fass' ich die
Hoffnung, daß Sie mir meine Tochter so bald zurückgeben werden als
Sie entscheiden können, daß Sie die leichtere Fortsetzung Ihrer Kur-5
weise fremden Händen überlassen dürfen. Sie als Wunder thäter
gegen den vornehmen Wunderprediger, der durch Worte ohne Stahl
und Eisen -- das an der Stirne etwa ausgenommen -- und durch Kopf-
verrückung Knochenverrückung gerade beugen wollte und der versprach,
wo Sie hielten, und dann Ihre Saat zu seiner Ernte machte.10

264. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Alter und Neuer! Ich habe meinen Tag froh
und Abends allein verlebt und am Morgen einen himmlischen Mund
voll Liebe gesehen, der mir noch immer vorlächelt; -- Ida hat ihn. --15
Der Brief von Sophie D[apping] ist mir mit allen seinen Schmerzen
recht lieb; und so lieb wie der von Voß, dem ich leider in diesem Jahre
noch nicht geschrieben. Schicken Sie alles an Otto, dem ich nun auch
dicke alte Brieffelleisen nachliefern will; denn er war an meinem Geburt-
tag so alt-gut. -- Am Dienstag fängt mein langes Entbehren an.20

265. An Otto.

Guten Abend, mein lieber Otto! Blos um dir doch etwas aus meinem
Brief-Flötz auszusuchen -- Altes und Besseres bekommst du nächstens --
hab' ich so sündlich mit dem Zurückschicken deiner Briefe gezögert. Einige25
neuere schicke mir früher zurück als ich bei dir gethan, falls ich etwa
ihnen antworten sollte. Denn sogar meinem guten Voß hab' ich in
diesem Jahre noch nicht geschrieben, ich welkender Hund!

[Adr.] Herrn Otto dahier im Feldgarten.

*266. An Carl Friedrich Kunz in Bamberg.30

Meine Frau liefert Ihnen hier endlich, gar zu nachsichtiger und gar
zu stummer Freund, das Bücher- und Schuldenkästchen auf ihrer Durch-
fahrt zurück. Sie sind mir viel schuldig, nämlich 1) für das Jahr 1820

Himmel (da ich nur noch 2 Kinder habe) obwol mit dem ſchmerzlichen
Gefühl der Entbehrung an. Aber zu Ihrem Edelmuth, ohne welchen Ihr
ärztlicher Kunſtgeiſt ſich nicht ſo glänzend entwickelt hätte, faſſ’ ich die
Hoffnung, daß Sie mir meine Tochter ſo bald zurückgeben werden als
Sie entſcheiden können, daß Sie die leichtere Fortſetzung Ihrer Kur-5
weiſe fremden Händen überlaſſen dürfen. Sie als Wunder thäter
gegen den vornehmen Wunderprediger, der durch Worte ohne Stahl
und Eiſen — das an der Stirne etwa ausgenommen — und durch Kopf-
verrückung Knochenverrückung gerade beugen wollte und der verſprach,
wo Sie hielten, und dann Ihre Saat zu ſeiner Ernte machte.10

264. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Alter und Neuer! Ich habe meinen Tag froh
und Abends allein verlebt und am Morgen einen himmliſchen Mund
voll Liebe geſehen, der mir noch immer vorlächelt; — Ida hat ihn. —15
Der Brief von Sophie D[apping] iſt mir mit allen ſeinen Schmerzen
recht lieb; und ſo lieb wie der von Voß, dem ich leider in dieſem Jahre
noch nicht geſchrieben. Schicken Sie alles an Otto, dem ich nun auch
dicke alte Brieffelleiſen nachliefern will; denn er war an meinem Geburt-
tag ſo alt-gut. — Am Dienſtag fängt mein langes Entbehren an.20

265. An Otto.

Guten Abend, mein lieber Otto! Blos um dir doch etwas aus meinem
Brief-Flötz auszuſuchen — Altes und Beſſeres bekommſt du nächſtens —
hab’ ich ſo ſündlich mit dem Zurückſchicken deiner Briefe gezögert. Einige25
neuere ſchicke mir früher zurück als ich bei dir gethan, falls ich etwa
ihnen antworten ſollte. Denn ſogar meinem guten Voß hab’ ich in
dieſem Jahre noch nicht geſchrieben, ich welkender Hund!

[Adr.] Herrn Otto dahier im Feldgarten.

*266. An Carl Friedrich Kunz in Bamberg.30

Meine Frau liefert Ihnen hier endlich, gar zu nachſichtiger und gar
zu ſtummer Freund, das Bücher- und Schuldenkäſtchen auf ihrer Durch-
fahrt zurück. Sie ſind mir viel ſchuldig, nämlich 1) für das Jahr 1820

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[159/0166] Himmel (da ich nur noch 2 Kinder habe) obwol mit dem ſchmerzlichen Gefühl der Entbehrung an. Aber zu Ihrem Edelmuth, ohne welchen Ihr ärztlicher Kunſtgeiſt ſich nicht ſo glänzend entwickelt hätte, faſſ’ ich die Hoffnung, daß Sie mir meine Tochter ſo bald zurückgeben werden als Sie entſcheiden können, daß Sie die leichtere Fortſetzung Ihrer Kur- 5 weiſe fremden Händen überlaſſen dürfen. Sie als Wunder thäter gegen den vornehmen Wunderprediger, der durch Worte ohne Stahl und Eiſen — das an der Stirne etwa ausgenommen — und durch Kopf- verrückung Knochenverrückung gerade beugen wollte und der verſprach, wo Sie hielten, und dann Ihre Saat zu ſeiner Ernte machte. 10 264. An Emanuel. [Bayreuth, 23. März 1822. Sonnabend] Guten Morgen, mein Alter und Neuer! Ich habe meinen Tag froh und Abends allein verlebt und am Morgen einen himmliſchen Mund voll Liebe geſehen, der mir noch immer vorlächelt; — Ida hat ihn. — 15 Der Brief von Sophie D[apping] iſt mir mit allen ſeinen Schmerzen recht lieb; und ſo lieb wie der von Voß, dem ich leider in dieſem Jahre noch nicht geſchrieben. Schicken Sie alles an Otto, dem ich nun auch dicke alte Brieffelleiſen nachliefern will; denn er war an meinem Geburt- tag ſo alt-gut. — Am Dienſtag fängt mein langes Entbehren an. 20 265. An Otto. [Bayreuth, Ende März 1822] Guten Abend, mein lieber Otto! Blos um dir doch etwas aus meinem Brief-Flötz auszuſuchen — Altes und Beſſeres bekommſt du nächſtens — hab’ ich ſo ſündlich mit dem Zurückſchicken deiner Briefe gezögert. Einige 25 neuere ſchicke mir früher zurück als ich bei dir gethan, falls ich etwa ihnen antworten ſollte. Denn ſogar meinem guten Voß hab’ ich in dieſem Jahre noch nicht geſchrieben, ich welkender Hund! [Adr.] Herrn Otto dahier im Feldgarten. *266. An Carl Friedrich Kunz in Bamberg. 30 [Bayreuth, 25. März 1822] Meine Frau liefert Ihnen hier endlich, gar zu nachſichtiger und gar zu ſtummer Freund, das Bücher- und Schuldenkäſtchen auf ihrer Durch- fahrt zurück. Sie ſind mir viel ſchuldig, nämlich 1) für das Jahr 1820

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/166>, abgerufen am 28.11.2024.