Mein guter Gottlieb! Hier folgt der vortreffliche Hermes No V zurück. Ich bitte dich, wenn du ihn durchgelesen und zurückgegeben, mir wieder eine Nummer -- VI, VII, VIII etc. oder die neueste zu ver-5 schaffen. Lies aber nicht zu lange daran, damit ich bald etwas Neues bekomme. -- Die größte Gefälligkeit in diesem Mord- und Raubjahre kannst du mir durch das letzte alte Bier erweisen. Nur muß ich vorher Probe trinken, da ich sogar meinen Wein aus Frankfurt und Bremen erst kommen lasse, wenn ich vorher Probe-Bouteillen verschrieben. --10 Um wenigstens deinem Gaumen zu danken -- deinem guten Willen dankt das Herz -- will ich für dich etwas im Geschmacke unserer Eltern backen lassen. Ich grüße die Deinigen, und besonders zwei so liebliche Physiognomien darunter.
Richter15
232. An Richard Groote in Frankfurt a. M.
[Kopie][Bayreuth, 7. Dez. 1821]
... Ihr starker Sauterne hat mich freilich den Graves-Weinen zu sehr entwöhnt; und Reinheit ohne Stärke genügt mir nicht mehr. Wohin wird mich vollends Ihr Barsac steigern? In jedem Falle werd' ich20 künftig immer die Kosten von Probeflaschen nicht scheuen, um für mein eigensinniges Nervensystem die zuträglichste Wässerung zu wählen. -- ... die beiden letzten Wochen des Dezembers erlauben ungeachtet einiger größerer Kälte doch noch Weinversendung, wenigstens Ihre; aber von Jenner an bis zum Frühling kann man sogar Wasser versenden ohne25 Gefahr des -- Fasses, was Sie einigen Weinhändlern, zumal mit deutschen Weinen, zum Trost prophezeien können.
233. An Professor Gabler in Bayreuth.
Baireut d. 19 Dez. 1821
Ich übersende Ihnen hier außer meinem Glückwunsch -- der aber30 mehr dem Gymnasium als Ihnen gehört -- mit meinem Danke für die so angenehme Einladung noch Ihre "Festprobe", weil doch morgen blos mehr Zeit als Ort zum Sprechen darüber wäre. Die kleinen Striche bedeuten kleine Anstöße an einzelnen Worten, z. B. die Wiederholung
10 Jean Paul Briefe. VIII.
231. An Gottlieb Richter in Bayreuth.
[Bayreuth, Dez. 1821?]
Mein guter Gottlieb! Hier folgt der vortreffliche Hermes No V zurück. Ich bitte dich, wenn du ihn durchgeleſen und zurückgegeben, mir wieder eine Nummer — VI, VII, VIII etc. oder die neueſte zu ver-5 ſchaffen. Lies aber nicht zu lange daran, damit ich bald etwas Neues bekomme. — Die größte Gefälligkeit in dieſem Mord- und Raubjahre kannſt du mir durch das letzte alte Bier erweiſen. Nur muß ich vorher Probe trinken, da ich ſogar meinen Wein aus Frankfurt und Bremen erſt kommen laſſe, wenn ich vorher Probe-Bouteillen verſchrieben. —10 Um wenigſtens deinem Gaumen zu danken — deinem guten Willen dankt das Herz — will ich für dich etwas im Geſchmacke unſerer Eltern backen laſſen. Ich grüße die Deinigen, und beſonders zwei ſo liebliche Phyſiognomien darunter.
Richter15
232. An Richard Groote in Frankfurt a. M.
[Kopie][Bayreuth, 7. Dez. 1821]
... Ihr ſtarker Sauterne hat mich freilich den Graves-Weinen zu ſehr entwöhnt; und Reinheit ohne Stärke genügt mir nicht mehr. Wohin wird mich vollends Ihr Barsac ſteigern? In jedem Falle werd’ ich20 künftig immer die Koſten von Probeflaſchen nicht ſcheuen, um für mein eigenſinniges Nervenſyſtem die zuträglichſte Wäſſerung zu wählen. — ... die beiden letzten Wochen des Dezembers erlauben ungeachtet einiger größerer Kälte doch noch Weinverſendung, wenigſtens Ihre; aber von Jenner an bis zum Frühling kann man ſogar Waſſer verſenden ohne25 Gefahr des — Faſſes, was Sie einigen Weinhändlern, zumal mit deutſchen Weinen, zum Troſt prophezeien können.
233. An Profeſſor Gabler in Bayreuth.
Baireut d. 19 Dez. 1821
Ich überſende Ihnen hier außer meinem Glückwunſch — der aber30 mehr dem Gymnaſium als Ihnen gehört — mit meinem Danke für die ſo angenehme Einladung noch Ihre „Feſtprobe“, weil doch morgen blos mehr Zeit als Ort zum Sprechen darüber wäre. Die kleinen Striche bedeuten kleine Anſtöße an einzelnen Worten, z. B. die Wiederholung
10 Jean Paul Briefe. VIII.
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[145/0152]
231. An Gottlieb Richter in Bayreuth.
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Mein guter Gottlieb! Hier folgt der vortreffliche Hermes No V
zurück. Ich bitte dich, wenn du ihn durchgeleſen und zurückgegeben, mir
wieder eine Nummer — VI, VII, VIII etc. oder die neueſte zu ver- 5
ſchaffen. Lies aber nicht zu lange daran, damit ich bald etwas Neues
bekomme. — Die größte Gefälligkeit in dieſem Mord- und Raubjahre
kannſt du mir durch das letzte alte Bier erweiſen. Nur muß ich vorher
Probe trinken, da ich ſogar meinen Wein aus Frankfurt und Bremen
erſt kommen laſſe, wenn ich vorher Probe-Bouteillen verſchrieben. — 10
Um wenigſtens deinem Gaumen zu danken — deinem guten Willen
dankt das Herz — will ich für dich etwas im Geſchmacke unſerer Eltern
backen laſſen. Ich grüße die Deinigen, und beſonders zwei ſo liebliche
Phyſiognomien darunter.
Richter 15
232. An Richard Groote in Frankfurt a. M.
[Bayreuth, 7. Dez. 1821]
... Ihr ſtarker Sauterne hat mich freilich den Graves-Weinen zu
ſehr entwöhnt; und Reinheit ohne Stärke genügt mir nicht mehr. Wohin
wird mich vollends Ihr Barsac ſteigern? In jedem Falle werd’ ich 20
künftig immer die Koſten von Probeflaſchen nicht ſcheuen, um für mein
eigenſinniges Nervenſyſtem die zuträglichſte Wäſſerung zu wählen. —
... die beiden letzten Wochen des Dezembers erlauben ungeachtet einiger
größerer Kälte doch noch Weinverſendung, wenigſtens Ihre; aber von
Jenner an bis zum Frühling kann man ſogar Waſſer verſenden ohne 25
Gefahr des — Faſſes, was Sie einigen Weinhändlern, zumal mit
deutſchen Weinen, zum Troſt prophezeien können.
233. An Profeſſor Gabler in Bayreuth.
Baireut d. 19 Dez. 1821
Ich überſende Ihnen hier außer meinem Glückwunſch — der aber 30
mehr dem Gymnaſium als Ihnen gehört — mit meinem Danke für die
ſo angenehme Einladung noch Ihre „Feſtprobe“, weil doch morgen blos
mehr Zeit als Ort zum Sprechen darüber wäre. Die kleinen Striche
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10 Jean Paul Briefe. VIII.
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/152>, abgerufen am 16.02.2025.
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