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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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Ganz irrig schreibst du mein Verzögern der Autobiographie einer Ab-
neigung vor einer unangenehmen Vergangenheit zu; umgekehrt liegt
mir auch meine dürftigste in einer magischen Jugendbeleuchtung; nur
mein Abscheu vor Erzählen, meine Gleichgültigkeit gegen mein Ich als
solches und mein Eifer, Neues zu schaffen, hindern mich an der zu leichten5
Bearbeitung eines schon fertigen Stoffs. --[Schluß fehlt]

209. An Otto.

Guten Morgen, lieber Otto! Ich sollte eine lächerliche Geschichte
meiner Reiseschwankungen geben. Jetzo (weil am Donnerstag schönes10
Wetter eintritt) will ich entweder nach Weimar oder nach Bamberg
(im schlimmsten Fall). Ich bitte dich daher, mir zu sagen, wie weit (nach
der Zeit) es von Koburg nach Saalfeld und von da nach Weimar ist
und wie die Wege sind. Ferner, wie weit und elend (in Weg und Gegend)
es von Hof über Schleitz nach Plauen ist.15

R.
210. An Emanuel.

Mein guter Emanuel! Sie verdienen die Freude der Nachricht am
ersten, daß Max seit einer Stunde magnetisch schläft und noch jetzo20
fort. Gute Nacht an Sie alle! Sagen Sie es Morgen auch Otto. Eine
Viertelstunde Schlaf hielt Walther schon für wichtig.

*211. An C. Fr. Kunz in Bamberg.

Sie haben mir bisher immer mehre Gefälligkeiten bewiesen als ich25
Ihnen erwiedern konnte. Jetzo bitte ich Sie um eine, die durch die
Schnelligkeit eine größte wird, ob ich gleich nichts verlange als einen
Wiedereintritt in Ihre Lesebibliothek. Meine angegriffene Seele hat
jetzo diesen Herbst und Winter hindurch einige warme Sonnenblicke
durch erheiternde Bücher vonnöthen; denn mein einziger achtzehn-30
jähriger Sohn, mit dem schönsten frömmsten Herzen und reichsten Geist,
der mich aus Heidelberg zu besuchen kam, ist diese Woche am Nerven-
fieber verschieden; und so ist nun mein ganzes Leben kalt verfinstert auf
immer!

Ganz irrig ſchreibſt du mein Verzögern der Autobiographie einer Ab-
neigung vor einer unangenehmen Vergangenheit zu; umgekehrt liegt
mir auch meine dürftigſte in einer magiſchen Jugendbeleuchtung; nur
mein Abſcheu vor Erzählen, meine Gleichgültigkeit gegen mein Ich als
ſolches und mein Eifer, Neues zu ſchaffen, hindern mich an der zu leichten5
Bearbeitung eines ſchon fertigen Stoffs. —[Schluß fehlt]

209. An Otto.

Guten Morgen, lieber Otto! Ich ſollte eine lächerliche Geſchichte
meiner Reiſeſchwankungen geben. Jetzo (weil am Donnerſtag ſchönes10
Wetter eintritt) will ich entweder nach Weimar oder nach Bamberg
(im ſchlimmſten Fall). Ich bitte dich daher, mir zu ſagen, wie weit (nach
der Zeit) es von Koburg nach Saalfeld und von da nach Weimar iſt
und wie die Wege ſind. Ferner, wie weit und elend (in Weg und Gegend)
es von Hof über Schleitz nach Plauen iſt.15

R.
210. An Emanuel.

Mein guter Emanuel! Sie verdienen die Freude der Nachricht am
erſten, daß Max ſeit einer Stunde magnetiſch ſchläft und noch jetzo20
fort. Gute Nacht an Sie alle! Sagen Sie es Morgen auch Otto. Eine
Viertelſtunde Schlaf hielt Walther ſchon für wichtig.

*211. An C. Fr. Kunz in Bamberg.

Sie haben mir bisher immer mehre Gefälligkeiten bewieſen als ich25
Ihnen erwiedern konnte. Jetzo bitte ich Sie um eine, die durch die
Schnelligkeit eine größte wird, ob ich gleich nichts verlange als einen
Wiedereintritt in Ihre Leſebibliothek. Meine angegriffene Seele hat
jetzo dieſen Herbſt und Winter hindurch einige warme Sonnenblicke
durch erheiternde Bücher vonnöthen; denn mein einziger achtzehn-30
jähriger Sohn, mit dem ſchönſten frömmſten Herzen und reichſten Geiſt,
der mich aus Heidelberg zu beſuchen kam, iſt dieſe Woche am Nerven-
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[135/0142] Ganz irrig ſchreibſt du mein Verzögern der Autobiographie einer Ab- neigung vor einer unangenehmen Vergangenheit zu; umgekehrt liegt mir auch meine dürftigſte in einer magiſchen Jugendbeleuchtung; nur mein Abſcheu vor Erzählen, meine Gleichgültigkeit gegen mein Ich als ſolches und mein Eifer, Neues zu ſchaffen, hindern mich an der zu leichten 5 Bearbeitung eines ſchon fertigen Stoffs. — 209. An Otto. [Bayreuth, Sept. 1821] Guten Morgen, lieber Otto! Ich ſollte eine lächerliche Geſchichte meiner Reiſeſchwankungen geben. Jetzo (weil am Donnerſtag ſchönes 10 Wetter eintritt) will ich entweder nach Weimar oder nach Bamberg (im ſchlimmſten Fall). Ich bitte dich daher, mir zu ſagen, wie weit (nach der Zeit) es von Koburg nach Saalfeld und von da nach Weimar iſt und wie die Wege ſind. Ferner, wie weit und elend (in Weg und Gegend) es von Hof über Schleitz nach Plauen iſt. 15 R. 210. An Emanuel. [Bayreuth, 24. Sept. 1821] Mein guter Emanuel! Sie verdienen die Freude der Nachricht am erſten, daß Max ſeit einer Stunde magnetiſch ſchläft und noch jetzo 20 fort. Gute Nacht an Sie alle! Sagen Sie es Morgen auch Otto. Eine Viertelſtunde Schlaf hielt Walther ſchon für wichtig. *211. An C. Fr. Kunz in Bamberg. [Bayreuth, 28. Sept. 1821. Freitag] Sie haben mir bisher immer mehre Gefälligkeiten bewieſen als ich 25 Ihnen erwiedern konnte. Jetzo bitte ich Sie um eine, die durch die Schnelligkeit eine größte wird, ob ich gleich nichts verlange als einen Wiedereintritt in Ihre Leſebibliothek. Meine angegriffene Seele hat jetzo dieſen Herbſt und Winter hindurch einige warme Sonnenblicke durch erheiternde Bücher vonnöthen; denn mein einziger achtzehn- 30 jähriger Sohn, mit dem ſchönſten frömmſten Herzen und reichſten Geiſt, der mich aus Heidelberg zu beſuchen kam, iſt dieſe Woche am Nerven- fieber verſchieden; und ſo iſt nun mein ganzes Leben kalt verfinſtert auf immer!

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/142>, abgerufen am 25.11.2024.