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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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Müllner und Hoffmann bewiesen. -- Ich belohne deine reichen Briefe
sehr schlecht mit so dürftigen; aber das Alter regiert in mir, das immer
mehr sprechen und weniger schreiben will. Meine Neuigkeiten vergess'
ich. -- Übrigens hab' ich jetzo hier auch nicht Einen gelehrten Freund.
Du kannst Gott nicht genug danken für das Leben deines Vaters. --5
Bleibe deines so heiter als es liebend ist! Und grüße die Deinigen und
Schwarz und Thiedemann und Paulus und Dapping. -- Ach ich hätte
nicht so viele Namen herschreiben sollen: mein armes Sehnen kommt
wieder und der Winter stellt sich mit Eisbergen davor.

208. An Max Richter in Heidelberg.10

Mein geliebter Max! Wie oft wurde meine Reise gehindert, wie so
viele Freudenbeschlüsse gerade in diesem Jahre, wo immer ein Wein
nach dem andern mir schädlicher*) war! Voß wird dir in seinem Briefe15
die Hindernisse zu lesen geben. Übrigens bin ich eben jetzo wie der
h[eilige] Franziskus mit fünf Wundenmalen, nämlich 5 Blutbeulen,
aber doch symmetrisch besetzt. -- Noch schwank' ich aber, ob ich nach
Bamberg -- zum Bücherlesen --, oder, (viel wahrscheinlicher) nach
Weimar gehe zum Göthesprechen. (Beiläufig! ihr habt alle Göthen20
über mich im Divan misverstanden; lies z. B. nur dieses vor vielen
Jahren geschriebne Blättchen; auch weiß ichs sonst.) Zum Ersatze aber,
mein theuerer Sohn, nach dessen Wort und Anblick ich mich so schmerz-
lich und so vergeblich gesehnt, reise du am Eden-Rheine und berausche
dich an seinen Ufern, schon ohne die Trauben. Grüße mir, solltest du bis25
nach Mainz kommen, den edeln Mann Jung und den vollherzigen
Präsident Jakobi sammt der Frau und den theuern Thieriot. -- Dem
zurückkeh renden Kapp gib ja ganze Stöße Briefe mit und schreibe sie
voraus, besonders die bestimmtesten Rechnungen deines Haushaltes.
Durchaus aber melde mir vorher, welche Kollegien du hören willst, damit30
nicht immer mein Rath nach deiner That ankomme. -- Von der
Frau v. Ende mögest du dich ja auf ihrer Rückreise von Schlangenbad
nicht versäumen lassen! -- Eben besuchte mich hier in Schwabachers
Garten der zurückgekehrte Otto und wir waren froh zusammen. --

*) Für den Winter will ich mich vorher schon durch Proben sicher stellen.35

Müllner und Hoffmann bewieſen. — Ich belohne deine reichen Briefe
ſehr ſchlecht mit ſo dürftigen; aber das Alter regiert in mir, das immer
mehr ſprechen und weniger ſchreiben will. Meine Neuigkeiten vergeſſ’
ich. — Übrigens hab’ ich jetzo hier auch nicht Einen gelehrten Freund.
Du kannſt Gott nicht genug danken für das Leben deines Vaters. —5
Bleibe deines ſo heiter als es liebend iſt! Und grüße die Deinigen und
Schwarz und Thiedemann und Paulus und Dapping. — Ach ich hätte
nicht ſo viele Namen herſchreiben ſollen: mein armes Sehnen kommt
wieder und der Winter ſtellt ſich mit Eisbergen davor.

208. An Max Richter in Heidelberg.10

Mein geliebter Max! Wie oft wurde meine Reiſe gehindert, wie ſo
viele Freudenbeſchlüſſe gerade in dieſem Jahre, wo immer ein Wein
nach dem andern mir ſchädlicher*) war! Voß wird dir in ſeinem Briefe15
die Hinderniſſe zu leſen geben. Übrigens bin ich eben jetzo wie der
h[eilige] Franziſkus mit fünf Wundenmalen, nämlich 5 Blutbeulen,
aber doch ſymmetriſch beſetzt. — Noch ſchwank’ ich aber, ob ich nach
Bamberg — zum Bücherleſen —, oder, (viel wahrſcheinlicher) nach
Weimar gehe zum Götheſprechen. (Beiläufig! ihr habt alle Göthen20
über mich im Divan misverſtanden; lies z. B. nur dieſes vor vielen
Jahren geſchriebne Blättchen; auch weiß ichs ſonſt.) Zum Erſatze aber,
mein theuerer Sohn, nach deſſen Wort und Anblick ich mich ſo ſchmerz-
lich und ſo vergeblich geſehnt, reiſe du am Eden-Rheine und berauſche
dich an ſeinen Ufern, ſchon ohne die Trauben. Grüße mir, ſollteſt du bis25
nach Mainz kommen, den edeln Mann Jung und den vollherzigen
Präſident Jakobi ſammt der Frau und den theuern Thieriot. — Dem
zurückkeh renden Kapp gib ja ganze Stöße Briefe mit und ſchreibe ſie
voraus, beſonders die beſtimmteſten Rechnungen deines Haushaltes.
Durchaus aber melde mir vorher, welche Kollegien du hören willſt, damit30
nicht immer mein Rath nach deiner That ankomme. — Von der
Frau v. Ende mögeſt du dich ja auf ihrer Rückreiſe von Schlangenbad
nicht verſäumen laſſen! — Eben beſuchte mich hier in Schwabachers
Garten der zurückgekehrte Otto und wir waren froh zuſammen. —

*) Für den Winter will ich mich vorher ſchon durch Proben ſicher ſtellen.35
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[134/0141] Müllner und Hoffmann bewieſen. — Ich belohne deine reichen Briefe ſehr ſchlecht mit ſo dürftigen; aber das Alter regiert in mir, das immer mehr ſprechen und weniger ſchreiben will. Meine Neuigkeiten vergeſſ’ ich. — Übrigens hab’ ich jetzo hier auch nicht Einen gelehrten Freund. Du kannſt Gott nicht genug danken für das Leben deines Vaters. — 5 Bleibe deines ſo heiter als es liebend iſt! Und grüße die Deinigen und Schwarz und Thiedemann und Paulus und Dapping. — Ach ich hätte nicht ſo viele Namen herſchreiben ſollen: mein armes Sehnen kommt wieder und der Winter ſtellt ſich mit Eisbergen davor. 208. An Max Richter in Heidelberg. 10 Eilig, da ich zugleich an Voß geſchrieben. Baireut d. 4. Sept. 1821 Mein geliebter Max! Wie oft wurde meine Reiſe gehindert, wie ſo viele Freudenbeſchlüſſe gerade in dieſem Jahre, wo immer ein Wein nach dem andern mir ſchädlicher *) war! Voß wird dir in ſeinem Briefe 15 die Hinderniſſe zu leſen geben. Übrigens bin ich eben jetzo wie der h[eilige] Franziſkus mit fünf Wundenmalen, nämlich 5 Blutbeulen, aber doch ſymmetriſch beſetzt. — Noch ſchwank’ ich aber, ob ich nach Bamberg — zum Bücherleſen —, oder, (viel wahrſcheinlicher) nach Weimar gehe zum Götheſprechen. (Beiläufig! ihr habt alle Göthen 20 über mich im Divan misverſtanden; lies z. B. nur dieſes vor vielen Jahren geſchriebne Blättchen; auch weiß ichs ſonſt.) Zum Erſatze aber, mein theuerer Sohn, nach deſſen Wort und Anblick ich mich ſo ſchmerz- lich und ſo vergeblich geſehnt, reiſe du am Eden-Rheine und berauſche dich an ſeinen Ufern, ſchon ohne die Trauben. Grüße mir, ſollteſt du bis 25 nach Mainz kommen, den edeln Mann Jung und den vollherzigen Präſident Jakobi ſammt der Frau und den theuern Thieriot. — Dem zurückkeh renden Kapp gib ja ganze Stöße Briefe mit und ſchreibe ſie voraus, beſonders die beſtimmteſten Rechnungen deines Haushaltes. Durchaus aber melde mir vorher, welche Kollegien du hören willſt, damit 30 nicht immer mein Rath nach deiner That ankomme. — Von der Frau v. Ende mögeſt du dich ja auf ihrer Rückreiſe von Schlangenbad nicht verſäumen laſſen! — Eben beſuchte mich hier in Schwabachers Garten der zurückgekehrte Otto und wir waren froh zuſammen. — *) Für den Winter will ich mich vorher ſchon durch Proben ſicher ſtellen. 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/141>, abgerufen am 22.11.2024.