sagt er, in der Eile schreiben, oder auch in der Eile richtig schreiben. Verdrießlich ist er auch über deine phantastische theologische Melan- cholie, wie ers nennt, und über den Einfluß, den der schwärmerische Feuerbach auf dich hat, der früher ein sehr unsittliches Leben geführt hat. -- Nicht zu Pfingsten sondern Ende Aprils, oder im Mai.5
164. An Emanuel.
[Bayreuth, 31. März 1821]
Guten Morgen, mein Emanuel! Hier send' ich die schon einige Tage fertigen Buch-Titulaturen, die ich immer selber bringen wollte, sogar gestern. Von Otto weiß ich leider gar nichts, da er mich seine Briefe an10 Sie nicht so wie ich ihn meine alle, lesen läßt. Kornfeld hat den Aufsatz über mich ins Wiener Konversazionsblatt gemacht. -- Hab' ich nur erst ein Paar Manuskripte weniger im Hause: so schreib' ich Otto; nur hab' ich leider so viel ihm zu schreiben, daß man kaum anzufangen wagt.
165. An Gräfin Schönburg (in Thurnau?).15
[Kopie][Bayreuth, 31. März 1821]
Es ist ein prophetisches und metaphorisches Zeichen, daß Sie gerade heute das Licht dieser närrischen Welt erblickten, gerade vor dem ersten April, in den uns das Leben schickt. Die schönste und erfüllteste Vor- bedeutung, daß Ihr Auge immer hell sehen und so wenig getäuscht würde20 als es selber täuscht. Es bleibe immer so hell und klar, und das einzige, was dasselbe zuweilen, wie ich wünsche, verdunkle, sei eine -- Freuden- thräne.
166. An die Göbhardtische Buchhandlung in Bamberg.
[Kopie][Bayreuth, 3. April 1821]25
Hier folgt Ihrem Wunsche zufolge das Trauerspiel des Herrn Korn- feld. Mein Urtheil darüber wird er Ihnen mitgetheilt haben. Es wäre sehr zu wünschen, daß der eben so hülfbedürftige als hoffnungvolle Jüngling durch den Druck seines Werkchens, für welches er die Mühe einer gänzlichen Umarbeitung in ein anderes Versmaß übernommen,30 belohnt und ermuntert würde. Im Falle Sie es nicht annehmen, senden Sie es an H. Rosenthal in Pesth zurück.
Ihr ergebener Jean Paul Friedrich Richter
ſagt er, in der Eile ſchreiben, oder auch in der Eile richtig ſchreiben. Verdrießlich iſt er auch über deine phantaſtiſche theologiſche Melan- cholie, wie ers nennt, und über den Einfluß, den der ſchwärmeriſche Feuerbach auf dich hat, der früher ein ſehr unſittliches Leben geführt hat. — Nicht zu Pfingſten ſondern Ende Aprils, oder im Mai.5
164. An Emanuel.
[Bayreuth, 31. März 1821]
Guten Morgen, mein Emanuel! Hier ſend’ ich die ſchon einige Tage fertigen Buch-Titulaturen, die ich immer ſelber bringen wollte, ſogar geſtern. Von Otto weiß ich leider gar nichts, da er mich ſeine Briefe an10 Sie nicht ſo wie ich ihn meine alle, leſen läßt. Kornfeld hat den Aufſatz über mich ins Wiener Konverſazionsblatt gemacht. — Hab’ ich nur erſt ein Paar Manuſkripte weniger im Hauſe: ſo ſchreib’ ich Otto; nur hab’ ich leider ſo viel ihm zu ſchreiben, daß man kaum anzufangen wagt.
165. An Gräfin Schönburg (in Thurnau?).15
[Kopie][Bayreuth, 31. März 1821]
Es iſt ein prophetiſches und metaphoriſches Zeichen, daß Sie gerade heute das Licht dieſer närriſchen Welt erblickten, gerade vor dem erſten April, in den uns das Leben ſchickt. Die ſchönſte und erfüllteſte Vor- bedeutung, daß Ihr Auge immer hell ſehen und ſo wenig getäuſcht würde20 als es ſelber täuſcht. Es bleibe immer ſo hell und klar, und das einzige, was daſſelbe zuweilen, wie ich wünſche, verdunkle, ſei eine — Freuden- thräne.
166. An die Göbhardtiſche Buchhandlung in Bamberg.
[Kopie][Bayreuth, 3. April 1821]25
Hier folgt Ihrem Wunſche zufolge das Trauerſpiel des Herrn Korn- feld. Mein Urtheil darüber wird er Ihnen mitgetheilt haben. Es wäre ſehr zu wünſchen, daß der eben ſo hülfbedürftige als hoffnungvolle Jüngling durch den Druck ſeines Werkchens, für welches er die Mühe einer gänzlichen Umarbeitung in ein anderes Versmaß übernommen,30 belohnt und ermuntert würde. Im Falle Sie es nicht annehmen, ſenden Sie es an H. Roſenthal in Peſth zurück.
Ihr ergebener Jean Paul Friedrich Richter
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ſagt er, in der Eile ſchreiben, oder auch in der Eile richtig ſchreiben.
Verdrießlich iſt er auch über deine phantaſtiſche theologiſche Melan-
cholie, wie ers nennt, und über den Einfluß, den der ſchwärmeriſche
Feuerbach auf dich hat, der früher ein ſehr unſittliches Leben geführt
hat. — Nicht zu Pfingſten ſondern Ende Aprils, oder im Mai. 5
164. An Emanuel.
[Bayreuth, 31. März 1821]
Guten Morgen, mein Emanuel! Hier ſend’ ich die ſchon einige Tage
fertigen Buch-Titulaturen, die ich immer ſelber bringen wollte, ſogar
geſtern. Von Otto weiß ich leider gar nichts, da er mich ſeine Briefe an 10
Sie nicht ſo wie ich ihn meine alle, leſen läßt. Kornfeld hat den Aufſatz
über mich ins Wiener Konverſazionsblatt gemacht. — Hab’ ich nur erſt
ein Paar Manuſkripte weniger im Hauſe: ſo ſchreib’ ich Otto; nur hab’
ich leider ſo viel ihm zu ſchreiben, daß man kaum anzufangen wagt.
165. An Gräfin Schönburg (in Thurnau?). 15
[Bayreuth, 31. März 1821]
Es iſt ein prophetiſches und metaphoriſches Zeichen, daß Sie gerade
heute das Licht dieſer närriſchen Welt erblickten, gerade vor dem erſten
April, in den uns das Leben ſchickt. Die ſchönſte und erfüllteſte Vor-
bedeutung, daß Ihr Auge immer hell ſehen und ſo wenig getäuſcht würde 20
als es ſelber täuſcht. Es bleibe immer ſo hell und klar, und das einzige,
was daſſelbe zuweilen, wie ich wünſche, verdunkle, ſei eine — Freuden-
thräne.
166. An die Göbhardtiſche Buchhandlung in Bamberg.
[Bayreuth, 3. April 1821] 25
Hier folgt Ihrem Wunſche zufolge das Trauerſpiel des Herrn Korn-
feld. Mein Urtheil darüber wird er Ihnen mitgetheilt haben. Es wäre
ſehr zu wünſchen, daß der eben ſo hülfbedürftige als hoffnungvolle
Jüngling durch den Druck ſeines Werkchens, für welches er die Mühe
einer gänzlichen Umarbeitung in ein anderes Versmaß übernommen, 30
belohnt und ermuntert würde. Im Falle Sie es nicht annehmen, ſenden
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Jean Paul Friedrich Richter
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/113>, abgerufen am 22.07.2024.
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