Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.ich würde einmal an einem solchen Sünder die Strafe für alle vollziehen, Durch die Einkleidung Ihres letzten Buchs in "Briefe", gerade in Verzeihen Sie mein Ge--schreibe; leider mach' ich alle meine Briefe,20 Dank für den funkelnden und wärmenden Abend bei Ihnen; und Der Ihrige J. P. Fr. Richter 144. An Emanuel. [Bayreuth, 13. Febr. 1821]Mein guter Emanuel! Wie gern wär' ich gestern an Ihre leidende35 ich würde einmal an einem ſolchen Sünder die Strafe für alle vollziehen, Durch die Einkleidung Ihres letzten Buchs in „Briefe“, gerade in Verzeihen Sie mein Ge—ſchreibe; leider mach’ ich alle meine Briefe,20 Dank für den funkelnden und wärmenden Abend bei Ihnen; und Der Ihrige J. P. Fr. Richter 144. An Emanuel. [Bayreuth, 13. Febr. 1821]Mein guter Emanuel! Wie gern wär’ ich geſtern an Ihre leidende35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0100" n="94"/> ich würde einmal an einem ſolchen Sünder die Strafe für alle vollziehen,<lb/> an den ich noch Müllner im Morgenblatte ketten würde. Indeß ver-<lb/> ſäume ich durch Verſchieben nicht alles, ſondern wecke vielmehr ſpäter<lb/> die entſchlafne Unterſuchung wieder auf. Aber Sie brauchen auch nicht<lb/> ſtill zu ſitzen, ſondern Sie könnten recht gut aufſitzen und zwar nicht mich,<lb n="5"/> doch ſich vertheidigen mit Pfeilen, die Ihnen Apollo ſchon vorſtrecken<lb/> würde.</p><lb/> <p>Durch die Einkleidung Ihres letzten Buchs in „Briefe“, gerade in<lb/> ſolche wechſelnde und in <hi rendition="#g">ſolche</hi> überhaupt, haben Sie eine herrliche<lb/> Form über alles gefunden, was Sie nur ſagen wollen. Sie hat ſo viel<lb n="10"/> vom Biographiſchen und Dramatiſchen, daß man Ihnen mit Freuden<lb/> durch viele Bände folgen wird. Schon der Titel zieht an. Das Bio-<lb/> graphiſche beſteht auch darin, daß Sie Ihre — von mir meiſtens unter-<lb/> ſchriebnen — Gefühle bei Werken wie z. B. Ovids, der <hi rendition="#aq">Sevigné</hi> ꝛc. ꝛc.<lb/> ausſprechen. Wir ſollten nur mehre ſolche Geſchmackgeſtändniſſe von<lb n="15"/> bedeutenden Leſern haben, damit eine Menge durch die Jahrhunderte<lb/> überſchätzte Werke — wie <hi rendition="#aq">Gilblas, Scarron,</hi> der ſpätere Geßner, zum<lb/> Theil Klopſtock als Epiker und zum Theil Göthe’s Meiſter als Roman<lb/> — den nachgebeteten Glanz der erſten Erſcheinung verlöre.</p><lb/> <p>Verzeihen Sie mein Ge—ſchreibe; leider mach’ ich alle meine Briefe,<lb n="20"/> ſogar an Fürſten, ſchon auf dem Briefpapier.</p><lb/> <p>Dank für den funkelnden und wärmenden Abend bei Ihnen; und<lb/> noch einen ganz beſonderen Dank Ihrer liebenswürdigen Gattin,<lb/> welche leiblich und geiſtig ſo ſchön zu geben wußte und deren Augen und<lb/> Ohren an jenem Abende am wenigſten fehlen durften. — Wahrſcheinlich<lb n="25"/> werden Sie mir für meinen Dank wieder ganz beſonders danken; aber<lb/> ſchicken Sie mir ihn, ich meine Ihren Brief, ja nicht eher als <hi rendition="#g">nach</hi><lb/> der Leſung meines Kometen, weil mir jede Kritik, und vorzüglich Ihre,<lb/> gerade jetzo unter dem Schaffen des 3<hi rendition="#sup">ten</hi> Bändchens am hülfreichſten iſt,<lb/> es ſei zum Ermuntern oder zum Verbeſſern und zum Vermeiden.<lb n="30"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Der Ihrige<lb/> J. P. Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>144. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 13. Febr. 1821]</hi> </dateline><lb/> <p>Mein guter <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Wie gern wär’ ich geſtern an Ihre leidende<lb n="35"/> Bruſt geeilt, wenn ich es bei meiner Unkenntnis Ihrer Beſuche und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0100]
ich würde einmal an einem ſolchen Sünder die Strafe für alle vollziehen,
an den ich noch Müllner im Morgenblatte ketten würde. Indeß ver-
ſäume ich durch Verſchieben nicht alles, ſondern wecke vielmehr ſpäter
die entſchlafne Unterſuchung wieder auf. Aber Sie brauchen auch nicht
ſtill zu ſitzen, ſondern Sie könnten recht gut aufſitzen und zwar nicht mich, 5
doch ſich vertheidigen mit Pfeilen, die Ihnen Apollo ſchon vorſtrecken
würde.
Durch die Einkleidung Ihres letzten Buchs in „Briefe“, gerade in
ſolche wechſelnde und in ſolche überhaupt, haben Sie eine herrliche
Form über alles gefunden, was Sie nur ſagen wollen. Sie hat ſo viel 10
vom Biographiſchen und Dramatiſchen, daß man Ihnen mit Freuden
durch viele Bände folgen wird. Schon der Titel zieht an. Das Bio-
graphiſche beſteht auch darin, daß Sie Ihre — von mir meiſtens unter-
ſchriebnen — Gefühle bei Werken wie z. B. Ovids, der Sevigné ꝛc. ꝛc.
ausſprechen. Wir ſollten nur mehre ſolche Geſchmackgeſtändniſſe von 15
bedeutenden Leſern haben, damit eine Menge durch die Jahrhunderte
überſchätzte Werke — wie Gilblas, Scarron, der ſpätere Geßner, zum
Theil Klopſtock als Epiker und zum Theil Göthe’s Meiſter als Roman
— den nachgebeteten Glanz der erſten Erſcheinung verlöre.
Verzeihen Sie mein Ge—ſchreibe; leider mach’ ich alle meine Briefe, 20
ſogar an Fürſten, ſchon auf dem Briefpapier.
Dank für den funkelnden und wärmenden Abend bei Ihnen; und
noch einen ganz beſonderen Dank Ihrer liebenswürdigen Gattin,
welche leiblich und geiſtig ſo ſchön zu geben wußte und deren Augen und
Ohren an jenem Abende am wenigſten fehlen durften. — Wahrſcheinlich 25
werden Sie mir für meinen Dank wieder ganz beſonders danken; aber
ſchicken Sie mir ihn, ich meine Ihren Brief, ja nicht eher als nach
der Leſung meines Kometen, weil mir jede Kritik, und vorzüglich Ihre,
gerade jetzo unter dem Schaffen des 3ten Bändchens am hülfreichſten iſt,
es ſei zum Ermuntern oder zum Verbeſſern und zum Vermeiden. 30
Der Ihrige
J. P. Fr. Richter
144. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Febr. 1821]
Mein guter Emanuel! Wie gern wär’ ich geſtern an Ihre leidende 35
Bruſt geeilt, wenn ich es bei meiner Unkenntnis Ihrer Beſuche und
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(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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