Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

mir das Gegebne von den kleinen Fürsten? -- Können die verbün-
deten Mächte Versprechungen des Primas blos für die Wissenschaft,
zu den gemeinen Pensionen rechnen? -- Die Nachwelt wird meinen
Namen am leichtesten lesen in meinen Werken. -- Sollten die Alliier-
ten verschieden von England bleiben? -- Es gibt Punkte, die nicht5
der Kameralgeist entscheidet, weil er eben öfter Kameralkörper ist.

10. An Emanuel.

Guten Morgen, Freund! Käm' auch meine Bitte zu spät: so thu
ich sie doch der bittenden Kinder wegen, die gern auf Ihrem Schlit-10
ten so lange bis zum Rollwenzel hin sitzen möchten. Um 31/2 Uhr
wär' ich rasiert und bereit.

11. An Göschen in Leipzig.
[Kopie]

Das Bändchen gäbe 16 Bogen nach Goethe's Druck; zu 4 Ld'or15
1500 Auflage. -- Die Wintermonate werden trotz aller typogra-
phischen und metallnen Hebebäume zu heben schwer und sauer wer-
den, da es so wenig witzige Erzähler und so viele Erzähler-Bühnen
gibt. -- Jedes Jahr mach' ich mir ein Paar gute -- Feinde, welche
für ihre Taschenbücher etwas haben wollen und nicht bekommen.20

12. An Emanuel.

Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! -- Ich nehme also
Ihre Güte an und sitze um 31/4 Uhr auf dem Schlitten und dann in
Meiersberg. -- Wie schön ist Ihr Gedanke "menschliches Jehova"!25

Hier kehrt endlich der lang verreisete Don Quixote zurück. Er hat
auf Reisen nicht an Gewand gewonnen; aber bedenken Sie, daß er
vorher auch in weiblichen Händen war, die keinen Einband schonen
als den ihres Körpers. -- Haben Sie nicht Novalis Werke und von
Tieck etwas anders als den Sternbald? Ich bäte darum.30

13. An Cotta in Wien.

Ich habe, lieber alter Freund, den 30 Dez. einen langen Brief
an Sie nach Wien geschrieben. Ihr Schweigen droht fast dessen

mir das Gegebne von den kleinen Fürſten? — Können die verbün-
deten Mächte Verſprechungen des Primas blos für die Wiſſenſchaft,
zu den gemeinen Penſionen rechnen? — Die Nachwelt wird meinen
Namen am leichteſten leſen in meinen Werken. — Sollten die Alliier-
ten verſchieden von England bleiben? — Es gibt Punkte, die nicht5
der Kameralgeiſt entſcheidet, weil er eben öfter Kameralkörper iſt.

10. An Emanuel.

Guten Morgen, Freund! Käm’ auch meine Bitte zu ſpät: ſo thu
ich ſie doch der bittenden Kinder wegen, die gern auf Ihrem Schlit-10
ten ſo lange bis zum Rollwenzel hin ſitzen möchten. Um 3½ Uhr
wär’ ich raſiert und bereit.

11. An Göſchen in Leipzig.
[Kopie]

Das Bändchen gäbe 16 Bogen nach Goethe’s Druck; zu 4 Ld’or15
1500 Auflage. — Die Wintermonate werden trotz aller typogra-
phiſchen und metallnen Hebebäume zu heben ſchwer und ſauer wer-
den, da es ſo wenig witzige Erzähler und ſo viele Erzähler-Bühnen
gibt. — Jedes Jahr mach’ ich mir ein Paar gute — Feinde, welche
für ihre Taſchenbücher etwas haben wollen und nicht bekommen.20

12. An Emanuel.

Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! — Ich nehme alſo
Ihre Güte an und ſitze um 3¼ Uhr auf dem Schlitten und dann in
Meiersberg. — Wie ſchön iſt Ihr Gedanke „menſchliches Jehova“!25

Hier kehrt endlich der lang verreiſete Don Quixote zurück. Er hat
auf Reiſen nicht an Gewand gewonnen; aber bedenken Sie, daß er
vorher auch in weiblichen Händen war, die keinen Einband ſchonen
als den ihres Körpers. — Haben Sie nicht Novalis Werke und von
Tieck etwas anders als den Sternbald? Ich bäte darum.30

13. An Cotta in Wien.

Ich habe, lieber alter Freund, den 30 Dez. einen langen Brief
an Sie nach Wien geſchrieben. Ihr Schweigen droht faſt deſſen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0009" n="4"/>
mir das Gegebne von den kleinen Für&#x017F;ten? &#x2014; Können die verbün-<lb/>
deten Mächte Ver&#x017F;prechungen des Primas blos für die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft,<lb/>
zu den gemeinen Pen&#x017F;ionen rechnen? &#x2014; Die Nachwelt wird meinen<lb/>
Namen am leichte&#x017F;ten le&#x017F;en in meinen Werken. &#x2014; Sollten die Alliier-<lb/>
ten ver&#x017F;chieden von England bleiben? &#x2014; Es gibt Punkte, die nicht<lb n="5"/>
der Kameralgei&#x017F;t ent&#x017F;cheidet, weil er eben öfter Kameralkörper i&#x017F;t.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>10. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 22. Jan. 1815. Sonntag]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Freund! Käm&#x2019; auch meine Bitte zu &#x017F;pät: &#x017F;o thu<lb/>
ich &#x017F;ie doch der bittenden Kinder wegen, die gern auf Ihrem Schlit-<lb n="10"/>
ten &#x017F;o lange bis zum <hi rendition="#aq">Rollwenzel</hi> hin &#x017F;itzen möchten. Um 3½ Uhr<lb/>
wär&#x2019; ich ra&#x017F;iert und bereit.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>11. An <hi rendition="#g">&#x017F;chen in Leipzig.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 22. Jan. 1815]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Das Bändchen gäbe 16 Bogen nach Goethe&#x2019;s Druck; zu 4 <hi rendition="#aq">Ld&#x2019;or</hi><lb n="15"/>
1500 Auflage. &#x2014; Die Wintermonate werden trotz aller typogra-<lb/>
phi&#x017F;chen und metallnen Hebebäume zu heben &#x017F;chwer und &#x017F;auer wer-<lb/>
den, da es &#x017F;o wenig witzige Erzähler und &#x017F;o viele Erzähler-Bühnen<lb/>
gibt. &#x2014; Jedes Jahr mach&#x2019; ich mir ein Paar gute &#x2014; Feinde, welche<lb/>
für ihre Ta&#x017F;chenbücher etwas haben wollen und nicht bekommen.<lb n="20"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>12. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 23. Jan. 1815]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein geliebter <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> &#x2014; Ich nehme al&#x017F;o<lb/>
Ihre Güte an und &#x017F;itze um 3¼ Uhr auf dem Schlitten und dann in<lb/><hi rendition="#aq">Meiersberg.</hi> &#x2014; Wie &#x017F;chön i&#x017F;t Ihr Gedanke &#x201E;men&#x017F;chliches Jehova&#x201C;!<lb n="25"/>
</p>
        <p>Hier kehrt endlich der lang verrei&#x017F;ete Don Quixote zurück. Er hat<lb/>
auf Rei&#x017F;en nicht an Gewand gewonnen; aber bedenken Sie, daß er<lb/>
vorher auch in weiblichen Händen war, die keinen Einband &#x017F;chonen<lb/>
als den ihres Körpers. &#x2014; Haben Sie nicht Novalis Werke und von<lb/>
Tieck etwas anders als den Sternbald? Ich bäte darum.<lb n="30"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>13. An <hi rendition="#g">Cotta in Wien.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireuth</hi> d. 25. Jenn. 1815</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ich habe, lieber alter Freund, den 30 Dez. einen langen Brief<lb/>
an Sie nach Wien ge&#x017F;chrieben. Ihr Schweigen droht fa&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;en<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0009] mir das Gegebne von den kleinen Fürſten? — Können die verbün- deten Mächte Verſprechungen des Primas blos für die Wiſſenſchaft, zu den gemeinen Penſionen rechnen? — Die Nachwelt wird meinen Namen am leichteſten leſen in meinen Werken. — Sollten die Alliier- ten verſchieden von England bleiben? — Es gibt Punkte, die nicht 5 der Kameralgeiſt entſcheidet, weil er eben öfter Kameralkörper iſt. 10. An Emanuel. [Bayreuth, 22. Jan. 1815. Sonntag] Guten Morgen, Freund! Käm’ auch meine Bitte zu ſpät: ſo thu ich ſie doch der bittenden Kinder wegen, die gern auf Ihrem Schlit- 10 ten ſo lange bis zum Rollwenzel hin ſitzen möchten. Um 3½ Uhr wär’ ich raſiert und bereit. 11. An Göſchen in Leipzig. [Bayreuth, 22. Jan. 1815] Das Bändchen gäbe 16 Bogen nach Goethe’s Druck; zu 4 Ld’or 15 1500 Auflage. — Die Wintermonate werden trotz aller typogra- phiſchen und metallnen Hebebäume zu heben ſchwer und ſauer wer- den, da es ſo wenig witzige Erzähler und ſo viele Erzähler-Bühnen gibt. — Jedes Jahr mach’ ich mir ein Paar gute — Feinde, welche für ihre Taſchenbücher etwas haben wollen und nicht bekommen. 20 12. An Emanuel. [Bayreuth, 23. Jan. 1815] Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! — Ich nehme alſo Ihre Güte an und ſitze um 3¼ Uhr auf dem Schlitten und dann in Meiersberg. — Wie ſchön iſt Ihr Gedanke „menſchliches Jehova“! 25 Hier kehrt endlich der lang verreiſete Don Quixote zurück. Er hat auf Reiſen nicht an Gewand gewonnen; aber bedenken Sie, daß er vorher auch in weiblichen Händen war, die keinen Einband ſchonen als den ihres Körpers. — Haben Sie nicht Novalis Werke und von Tieck etwas anders als den Sternbald? Ich bäte darum. 30 13. An Cotta in Wien. Baireuth d. 25. Jenn. 1815 Ich habe, lieber alter Freund, den 30 Dez. einen langen Brief an Sie nach Wien geſchrieben. Ihr Schweigen droht faſt deſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/9
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/9>, abgerufen am 23.11.2024.