über den Adel. -- Abends kommt das Leibregiment des Königs zurück und bleibt bis Dienstags.
122. An Emanuel.
[Bayreuth, 8. Dez. 1815]5
Guten Morgen, Alter! Ihr schöner Brief war sehr nothwendig; wenn er nur eben so verständlich gewesen ist! -- Doppelte Ehelosig- keit macht, wegen der weiblichen Hoffnungen, jede Freundschaft recht schwer. Lesen Sie doch in meiner zweiten Herbstblumine den Aufsatz über die Briefe der Lespinasse. -- Dank für die recht brave Sulamith.10
123. An Graf Thürheim in München.
[Kopie][Bayreuth, 8. Dez. 1815]
Das Leben ist kurz -- die Zeit eines Staatsmannes ist noch kürzer -- Bittschriften sollten daher am kürzesten -- und meine soll die allerkürzeste sein. Im September trug ich S[einer] K[öniglichen] M[ajestät] die Bitte um die Pension von 1000 fl. vor, welche ich15 aus der Zivilliste des Großherzogs von Frankfurt und Aschaffenburg 1808 bis 1813 als die einzige fürstliche Unterstützung eines blos von der Feder und für die Feder lebenden Lebens empfangen habe. Darf ein Landeskind eine Pension hoffen, welche aus einer ausländischen eine inländische durch Aschaffenburgs Szepter-Wechsel wird?20 Ew. E[xzellenz] bitt' ich um nichts als um recht starke Partei- lichkeit oder um geistigen Nepotismus; denn Sie können keinen größern zeigen als wenn Sie die am meisten befördern, welche die nächsten Anverwandten Ihres Geistes sind, die Musen. Möge der eben so gelehrte als wolwollende Staatsmann meine Bitte ver-25 zeihen und unterstützen und diesen Briefbogen zu den vielen Druck- bogen gesellen, die Er mit so vieler Nachricht gelesen! u.s.w.
124. An Graf Montgelas in München.
[Kopie][Bayreuth, 8. Dez. 1815]30
Wenn Ew. [Exzellenz] meine erste Bitte verziehen haben: so werden Sie auch deren Wiederholung vergeben. Vielleicht hab' ich mir zu große Hoffnungen schuld zu geben, aber von diesen ist niemand so sehr Ursache als Ew. [Exzellenz] selbst, da Sie als Mäzen einer
über den Adel. — Abends kommt das Leibregiment des Königs zurück und bleibt bis Dienſtags.
122. An Emanuel.
[Bayreuth, 8. Dez. 1815]5
Guten Morgen, Alter! Ihr ſchöner Brief war ſehr nothwendig; wenn er nur eben ſo verſtändlich geweſen iſt! — Doppelte Eheloſig- keit macht, wegen der weiblichen Hoffnungen, jede Freundſchaft recht ſchwer. Leſen Sie doch in meiner zweiten Herbſtblumine den Aufſatz über die Briefe der Lespinasse. — Dank für die recht brave Sulamith.10
123. An Graf Thürheim in München.
[Kopie][Bayreuth, 8. Dez. 1815]
Das Leben iſt kurz — die Zeit eines Staatsmannes iſt noch kürzer — Bittſchriften ſollten daher am kürzeſten — und meine ſoll die allerkürzeſte ſein. Im September trug ich S[einer] K[öniglichen] M[ajeſtät] die Bitte um die Penſion von 1000 fl. vor, welche ich15 aus der Zivilliſte des Großherzogs von Frankfurt und Aſchaffenburg 1808 bis 1813 als die einzige fürſtliche Unterſtützung eines blos von der Feder und für die Feder lebenden Lebens empfangen habe. Darf ein Landeskind eine Penſion hoffen, welche aus einer ausländiſchen eine inländiſche durch Aſchaffenburgs Szepter-Wechſel wird?20 Ew. E[xzellenz] bitt’ ich um nichts als um recht ſtarke Partei- lichkeit oder um geiſtigen Nepotiſmus; denn Sie können keinen größern zeigen als wenn Sie die am meiſten befördern, welche die nächſten Anverwandten Ihres Geiſtes ſind, die Muſen. Möge der eben ſo gelehrte als wolwollende Staatsmann meine Bitte ver-25 zeihen und unterſtützen und dieſen Briefbogen zu den vielen Druck- bogen geſellen, die Er mit ſo vieler Nachricht geleſen! u.ſ.w.
124. An Graf Montgelas in München.
[Kopie][Bayreuth, 8. Dez. 1815]30
Wenn Ew. [Exzellenz] meine erſte Bitte verziehen haben: ſo werden Sie auch deren Wiederholung vergeben. Vielleicht hab’ ich mir zu große Hoffnungen ſchuld zu geben, aber von dieſen iſt niemand ſo ſehr Urſache als Ew. [Exzellenz] ſelbſt, da Sie als Mäzen einer
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über den Adel. — Abends kommt das Leibregiment des Königs
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122. An Emanuel.
[Bayreuth, 8. Dez. 1815] 5
Guten Morgen, Alter! Ihr ſchöner Brief war ſehr nothwendig;
wenn er nur eben ſo verſtändlich geweſen iſt! — Doppelte Eheloſig-
keit macht, wegen der weiblichen Hoffnungen, jede Freundſchaft recht
ſchwer. Leſen Sie doch in meiner zweiten Herbſtblumine den Aufſatz
über die Briefe der Lespinasse. — Dank für die recht brave Sulamith. 10
123. An Graf Thürheim in München.
[Bayreuth, 8. Dez. 1815]
Das Leben iſt kurz — die Zeit eines Staatsmannes iſt noch kürzer
— Bittſchriften ſollten daher am kürzeſten — und meine ſoll die
allerkürzeſte ſein. Im September trug ich S[einer] K[öniglichen]
M[ajeſtät] die Bitte um die Penſion von 1000 fl. vor, welche ich 15
aus der Zivilliſte des Großherzogs von Frankfurt und Aſchaffenburg
1808 bis 1813 als die einzige fürſtliche Unterſtützung eines blos von
der Feder und für die Feder lebenden Lebens empfangen habe. Darf
ein Landeskind eine Penſion hoffen, welche aus einer ausländiſchen
eine inländiſche durch Aſchaffenburgs Szepter-Wechſel wird? 20
Ew. E[xzellenz] bitt’ ich um nichts als um recht ſtarke Partei-
lichkeit oder um geiſtigen Nepotiſmus; denn Sie können keinen
größern zeigen als wenn Sie die am meiſten befördern, welche die
nächſten Anverwandten Ihres Geiſtes ſind, die Muſen. Möge der
eben ſo gelehrte als wolwollende Staatsmann meine Bitte ver- 25
zeihen und unterſtützen und dieſen Briefbogen zu den vielen Druck-
bogen geſellen, die Er mit ſo vieler Nachricht geleſen! u.ſ.w.
124. An Graf Montgelas in München.
[Bayreuth, 8. Dez. 1815] 30
Wenn Ew. [Exzellenz] meine erſte Bitte verziehen haben: ſo
werden Sie auch deren Wiederholung vergeben. Vielleicht hab’ ich
mir zu große Hoffnungen ſchuld zu geben, aber von dieſen iſt niemand
ſo ſehr Urſache als Ew. [Exzellenz] ſelbſt, da Sie als Mäzen einer
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/50>, abgerufen am 17.02.2025.
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