Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.jestät der König haben mir im Jahr 1801 eine Anwartschaft auf Mit tiefer Ehrfurcht u.s.w. 25120. An Emanuel. [Bayreuth, 6. Dez. 1815]Guten Morgen, mein Alter! Hätt' ich Sie doch gestern gesehen! 121. An Otto. [Bayreuth, Dez. 1815?]Guten Morgen, Alter! Ich habe dir nichts zu schicken als zum35 jeſtät der König haben mir im Jahr 1801 eine Anwartſchaft auf Mit tiefer Ehrfurcht u.ſ.w. 25120. An Emanuel. [Bayreuth, 6. Dez. 1815]Guten Morgen, mein Alter! Hätt’ ich Sie doch geſtern geſehen! 121. An Otto. [Bayreuth, Dez. 1815?]Guten Morgen, Alter! Ich habe dir nichts zu ſchicken als zum35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0049" n="44"/> jeſtät der König haben mir im Jahr 1801 eine Anwartſchaft auf<lb/> eine Präbende allergnädigſt zu ertheilen, und ſolche im Jahre 1805<lb/> auf meine erneuerte Bitte zu beſtätigen geruht, wie beiliegende<lb/> Abſchriften bezeugen. Heute wagt’ ich es, vor S[ein]e Königliche<lb/> Majeſtät mit der wiederholten Bittſchrift zu treten. Während des<lb n="5"/> Abfluſſes der 14 Jahre haben weder Verfall des Buchhandels noch<lb/> Druck der Kriege mich im Baue wiſſenſchaftlicher und äſthetiſcher<lb/> Werke unterbrochen: eine Hoffnung, welche unter ſo ſchwierigen<lb/> Verhältniſſen 14 Jahre alt geworden, darf ſich vielleicht ohne Vor-<lb/> wurf zu großer Jugend dem großen Staatsmann nahen, welcher<lb n="10"/> zugleich der Gönner und der Günſtling der Muſen in ſo ſchönem<lb/> Grade iſt. Wenn es nicht zu großes Vertrauen auf die verzeihende<lb/> Geduld Ihrer D[urchlaucht] iſt, ſo füg’ ich noch hinzu, daß ich die<lb/> einzige fremde Unterſtützung meines blos ſchreibenden Lebens, eine<lb/> Penſion von 1000 fl. aus der Zivilliſte des Fürſt-Primas, ſeit deſſen<lb n="15"/> Thronentſagung verloren habe; und daß deren Erſatz noch auf die<lb/> Entſcheidung der hohen Verbündeten wartet, welche zugleich für<lb/> Gerechtigkeit und Wiſſenſchaft geſtritten. Mög’ es die überflie-<lb/> ßende Güte eines warmen, auf politiſchen Höhen ſeltnen Herzens<lb/> verzeihen, daß ich von meiner kleinen Angelegenheit zu einem ganz<lb n="20"/> Europa angehörenden Staatsmanne geſprochen, deſſen, verdunkelte<lb/> Zeiten durchblickender Geiſt zuerſt den Ariadnens Faden ſpann und<lb/> reichte, an welchem man den europäiſchen Minotaurus beſiegte,<lb/> und der jetzo die Ableitungkette europäiſcher Gewitter wurde! —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Mit tiefer Ehrfurcht u.ſ.w.</hi> </salute> <lb n="25"/> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>120. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 6. Dez. 1815]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen, mein Alter! Hätt’ ich Sie doch geſtern geſehen!<lb/> Nichts erquickt unter der Muſik — beſonders der erhabenen Orgel —<lb/> ſo ſehr als der Blick in ein Freundes Geſicht. — Iſt Otto’s Geburttag<lb n="30"/> am 9<hi rendition="#sup">ten</hi> oder 10<hi rendition="#sup">ten</hi>? — Woher haben Sie Ihre herrliche Dinte?<lb/> Ich ſollte denken, von mir.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>121. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Dez. 1815?]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen, Alter! Ich habe dir nichts zu ſchicken als zum<lb n="35"/> flüchtigen Anſehen des neulichen Zitats aus dem vortrefflichen Aufſatz<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0049]
jeſtät der König haben mir im Jahr 1801 eine Anwartſchaft auf
eine Präbende allergnädigſt zu ertheilen, und ſolche im Jahre 1805
auf meine erneuerte Bitte zu beſtätigen geruht, wie beiliegende
Abſchriften bezeugen. Heute wagt’ ich es, vor S[ein]e Königliche
Majeſtät mit der wiederholten Bittſchrift zu treten. Während des 5
Abfluſſes der 14 Jahre haben weder Verfall des Buchhandels noch
Druck der Kriege mich im Baue wiſſenſchaftlicher und äſthetiſcher
Werke unterbrochen: eine Hoffnung, welche unter ſo ſchwierigen
Verhältniſſen 14 Jahre alt geworden, darf ſich vielleicht ohne Vor-
wurf zu großer Jugend dem großen Staatsmann nahen, welcher 10
zugleich der Gönner und der Günſtling der Muſen in ſo ſchönem
Grade iſt. Wenn es nicht zu großes Vertrauen auf die verzeihende
Geduld Ihrer D[urchlaucht] iſt, ſo füg’ ich noch hinzu, daß ich die
einzige fremde Unterſtützung meines blos ſchreibenden Lebens, eine
Penſion von 1000 fl. aus der Zivilliſte des Fürſt-Primas, ſeit deſſen 15
Thronentſagung verloren habe; und daß deren Erſatz noch auf die
Entſcheidung der hohen Verbündeten wartet, welche zugleich für
Gerechtigkeit und Wiſſenſchaft geſtritten. Mög’ es die überflie-
ßende Güte eines warmen, auf politiſchen Höhen ſeltnen Herzens
verzeihen, daß ich von meiner kleinen Angelegenheit zu einem ganz 20
Europa angehörenden Staatsmanne geſprochen, deſſen, verdunkelte
Zeiten durchblickender Geiſt zuerſt den Ariadnens Faden ſpann und
reichte, an welchem man den europäiſchen Minotaurus beſiegte,
und der jetzo die Ableitungkette europäiſcher Gewitter wurde! —
Mit tiefer Ehrfurcht u.ſ.w. 25
120. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Dez. 1815]
Guten Morgen, mein Alter! Hätt’ ich Sie doch geſtern geſehen!
Nichts erquickt unter der Muſik — beſonders der erhabenen Orgel —
ſo ſehr als der Blick in ein Freundes Geſicht. — Iſt Otto’s Geburttag 30
am 9ten oder 10ten? — Woher haben Sie Ihre herrliche Dinte?
Ich ſollte denken, von mir.
121. An Otto.
[Bayreuth, Dez. 1815?]
Guten Morgen, Alter! Ich habe dir nichts zu ſchicken als zum 35
flüchtigen Anſehen des neulichen Zitats aus dem vortrefflichen Aufſatz
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |