einem Büchlein von 3 Bestandtheilen, Scherz-Geschichten, Betrach- tungen und Phantasien. Soll ich nun dasselbe -- dieß ist die Frage, die Sie als Buchhändler zu entscheiden haben -- als drittes der Herbstblumine oder als ein eignes privatisierendes mit einem Titel geben, der seine politische Richtung ausspricht? Ich folge Ihnen.5
Ihr lieblicher vorsiebenwöchentlicher Neujahrwunsch ist freilich nicht in der Zeit einzuholen -- vielleicht nicht einmal in der Zahl, wenn Sie mir in diesem Jahre wieder schreiben -- aber doch in der Wärme, mit welcher ich meine Wünsche für das Wol eines für die Literatur und mich gleich wichtigen Mannes und Freundes thue.10 Es geh' Ihnen gut in der gelehrten Republik und in der landständi- schen Monarchie!
J. P. F. Richter
Ein Exemplar des abgedruckten Aufsatzes bitt' ich für mich dem Morgenblatte für die hiesige Harmonie beizulegen.15
116. An Emanuel.
[Bayreuth, 5. Dez. 1815]
Guten Morgen, Emanuel! Glückwunsch, Glückwunsch zum ge- bornen Knaben! Ich that einen Freudensprung. Sagen Sie es Enzel und ihr. Gott sei Dank, der auch Sie unter dem Winter-20 schnee der Geschäfte eine Blume finden ließ.
117. An König Friedrich Wilhelm III. von Preußen.
[Kopie][Bayreuth, 5. Dez. 1815]
Eure K[önigliche] M[ajestät] haben mir auf meine allerunter- thänigste Bitte, für meine seit einigen Jahrzehnden fortdauernden25 literarischen Anstrengungen, deren Ziel und zuweilen deren Lohn höhere sittliche Bildung war, zuerst im Jahre 1801 d. 12ten Mai eine Anwartschaft auf eine Präbende allergnädigst zu ertheilen, und dann im Jahr 1805 den 18ten März solche auf meine erneuerte Bitte zu bestätigen geruht.30
Der Verfluß von 14 Jahren -- die vermehrten Bedürfnisse durch verfallenen Buchhandel und ertragne Kriege -- das ununterbrochene Ausarbeiten ästhetischer und wissenschaftlicher Werke -- und die befestigten Hoffnungen und die Huld E[urer] K[öniglichen]
einem Büchlein von 3 Beſtandtheilen, Scherz-Geſchichten, Betrach- tungen und Phantaſien. Soll ich nun daſſelbe — dieß iſt die Frage, die Sie als Buchhändler zu entſcheiden haben — als drittes der Herbſtblumine oder als ein eignes privatiſierendes mit einem Titel geben, der ſeine politiſche Richtung ausſpricht? Ich folge Ihnen.5
Ihr lieblicher vorſiebenwöchentlicher Neujahrwunſch iſt freilich nicht in der Zeit einzuholen — vielleicht nicht einmal in der Zahl, wenn Sie mir in dieſem Jahre wieder ſchreiben — aber doch in der Wärme, mit welcher ich meine Wünſche für das Wol eines für die Literatur und mich gleich wichtigen Mannes und Freundes thue.10 Es geh’ Ihnen gut in der gelehrten Republik und in der landſtändi- ſchen Monarchie!
J. P. F. Richter
Ein Exemplar des abgedruckten Aufſatzes bitt’ ich für mich dem Morgenblatte für die hieſige Harmonie beizulegen.15
116. An Emanuel.
[Bayreuth, 5. Dez. 1815]
Guten Morgen, Emanuel! Glückwunſch, Glückwunſch zum ge- bornen Knaben! Ich that einen Freudenſprung. Sagen Sie es Enzel und ihr. Gott ſei Dank, der auch Sie unter dem Winter-20 ſchnee der Geſchäfte eine Blume finden ließ.
117. An König Friedrich Wilhelm III. von Preußen.
[Kopie][Bayreuth, 5. Dez. 1815]
Eure K[önigliche] M[ajeſtät] haben mir auf meine allerunter- thänigſte Bitte, für meine ſeit einigen Jahrzehnden fortdauernden25 literariſchen Anſtrengungen, deren Ziel und zuweilen deren Lohn höhere ſittliche Bildung war, zuerſt im Jahre 1801 d. 12ten Mai eine Anwartſchaft auf eine Präbende allergnädigſt zu ertheilen, und dann im Jahr 1805 den 18ten März ſolche auf meine erneuerte Bitte zu beſtätigen geruht.30
Der Verfluß von 14 Jahren — die vermehrten Bedürfniſſe durch verfallenen Buchhandel und ertragne Kriege — das ununterbrochene Ausarbeiten äſthetiſcher und wiſſenſchaftlicher Werke — und die befeſtigten Hoffnungen und die Huld E[urer] K[öniglichen]
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einem Büchlein von 3 Beſtandtheilen, Scherz-Geſchichten, Betrach-
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die Sie als Buchhändler zu entſcheiden haben — als drittes der
Herbſtblumine oder als ein eignes privatiſierendes mit einem Titel
geben, der ſeine politiſche Richtung ausſpricht? Ich folge Ihnen. 5
Ihr lieblicher vorſiebenwöchentlicher Neujahrwunſch iſt freilich
nicht in der Zeit einzuholen — vielleicht nicht einmal in der Zahl,
wenn Sie mir in dieſem Jahre wieder ſchreiben — aber doch in der
Wärme, mit welcher ich meine Wünſche für das Wol eines für die
Literatur und mich gleich wichtigen Mannes und Freundes thue. 10
Es geh’ Ihnen gut in der gelehrten Republik und in der landſtändi-
ſchen Monarchie!
J. P. F. Richter
Ein Exemplar des abgedruckten Aufſatzes bitt’ ich für mich dem
Morgenblatte für die hieſige Harmonie beizulegen. 15
116. An Emanuel.
[Bayreuth, 5. Dez. 1815]
Guten Morgen, Emanuel! Glückwunſch, Glückwunſch zum ge-
bornen Knaben! Ich that einen Freudenſprung. Sagen Sie es
Enzel und ihr. Gott ſei Dank, der auch Sie unter dem Winter- 20
ſchnee der Geſchäfte eine Blume finden ließ.
117. An König Friedrich Wilhelm III. von Preußen.
[Bayreuth, 5. Dez. 1815]
Eure K[önigliche] M[ajeſtät] haben mir auf meine allerunter-
thänigſte Bitte, für meine ſeit einigen Jahrzehnden fortdauernden 25
literariſchen Anſtrengungen, deren Ziel und zuweilen deren Lohn
höhere ſittliche Bildung war, zuerſt im Jahre 1801 d. 12ten Mai
eine Anwartſchaft auf eine Präbende allergnädigſt zu ertheilen, und
dann im Jahr 1805 den 18ten März ſolche auf meine erneuerte
Bitte zu beſtätigen geruht. 30
Der Verfluß von 14 Jahren — die vermehrten Bedürfniſſe durch
verfallenen Buchhandel und ertragne Kriege — das ununterbrochene
Ausarbeiten äſthetiſcher und wiſſenſchaftlicher Werke — und die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/47>, abgerufen am 16.07.2024.
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