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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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607. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Ich danke Ihnen recht sehr für
die 25 fl., die hier zurück folgen. Wären Sie doch gekommen! Sie
sind ja der einzige im freundschaftlichen Baireut, der noch meine5
Einsamkeit erleuchtet. In der Harmonie such' ich ja nur Buch-
staben -- und die warten schon.

608. An Max Richter in München.

Mein guter Max! Hier send' ich dir eine gekaufte Anweisung auf10
25 fl. Schicke deine ganze Rechnung nebst der Anzeige des Geld-
restes. Du selber sagtest mir hier, für 12 kr. bekomme man ein gutes
Mittagessen; nimm also 15 kr. und leide keinen Hunger. Bei
Halsübel frage sogleich den Arzt, da du mich nicht hast und da der
Croup so leicht im Hinterhalte sein kann. -- Die versprochne Uhr15
wird dir Regemann mitbringen. -- Die Mutter ging in einem
schönen Wagen nach Chemnitz und in einem eignen nach Dresden,
wo sie 5 Tage froh unter neuen und alten Bekanntschaften zubrachte
-- z. B. bei Elisa v. der Recke, an die ich sie empfohlen -- und kam
den 6ten in Berlin an. -- Emma kocht und wirthschaftet unerwartet20
gut und ich vermisse nichts. -- Deinen zu freimüthigen Brief an
Wagner sende mir unversiegelt zum Entscheiden über die Abgabe.
-- Schreibe mir, wie du deine Abende und Sonntage zubringst. --

Deine Handschrift quälte mich bei der Durchsicht des Abgeschrieb-
nen ungemein. Was helfen scharfe*) Züge, sobald es falsche25
sind? Deine ß und st sehen wie s oder f aus; also schreibst du aslo;
nuch statt euch -- b wie l, z. B. Knale statt Knabe; die th wie ch.
Daher konnt' ich in deinem letzten Briefe nomina propria nicht
lesen, weil man sie nicht wie andre Wörter errathen kann. Ich bitte
dich, schreibe dir als dein Selbst-Schreibemeister jeden getadelten30
Buchstaben zu wiederholter Nachschreibung vor. Du wirst dich
dann einst nicht über mein Klagen beklagen. Warum konnten
meine 50 opera und 50 Jahre und so viele Exzerpten meine Hand-

*) Du suchst sie ohne Noth und schneidest daher die Feder so oft.
607. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Ich danke Ihnen recht ſehr für
die 25 fl., die hier zurück folgen. Wären Sie doch gekommen! Sie
ſind ja der einzige im freundſchaftlichen Baireut, der noch meine5
Einſamkeit erleuchtet. In der Harmonie ſuch’ ich ja nur Buch-
ſtaben — und die warten ſchon.

608. An Max Richter in München.

Mein guter Max! Hier ſend’ ich dir eine gekaufte Anweiſung auf10
25 fl. Schicke deine ganze Rechnung nebſt der Anzeige des Geld-
reſtes. Du ſelber ſagteſt mir hier, für 12 kr. bekomme man ein gutes
Mittageſſen; nimm alſo 15 kr. und leide keinen Hunger. Bei
Halsübel frage ſogleich den Arzt, da du mich nicht haſt und da der
Croup ſo leicht im Hinterhalte ſein kann. — Die verſprochne Uhr15
wird dir Regemann mitbringen. — Die Mutter ging in einem
ſchönen Wagen nach Chemnitz und in einem eignen nach Dresden,
wo ſie 5 Tage froh unter neuen und alten Bekanntſchaften zubrachte
— z. B. bei Eliſa v. der Recke, an die ich ſie empfohlen — und kam
den 6ten in Berlin an. — Emma kocht und wirthſchaftet unerwartet20
gut und ich vermiſſe nichts. — Deinen zu freimüthigen Brief an
Wagner ſende mir unverſiegelt zum Entſcheiden über die Abgabe.
— Schreibe mir, wie du deine Abende und Sonntage zubringſt. —

Deine Handſchrift quälte mich bei der Durchſicht des Abgeſchrieb-
nen ungemein. Was helfen ſcharfe*) Züge, ſobald es falſche25
ſind? Deine ß und ſt ſehen wie ſ oder f aus; alſo ſchreibſt du aſlo;
nuch ſtatt euch — b wie l, z. B. Knale ſtatt Knabe; die th wie ch.
Daher konnt’ ich in deinem letzten Briefe nomina propria nicht
leſen, weil man ſie nicht wie andre Wörter errathen kann. Ich bitte
dich, ſchreibe dir als dein Selbſt-Schreibemeiſter jeden getadelten30
Buchſtaben zu wiederholter Nachſchreibung vor. Du wirſt dich
dann einſt nicht über mein Klagen beklagen. Warum konnten
meine 50 opera und 50 Jahre und ſo viele Exzerpten meine Hand-

*) Du ſuchſt ſie ohne Noth und ſchneideſt daher die Feder ſo oft.
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[322/0334] 607. An Emanuel. [Bayreuth, 14. Dez. 1819] Guten Morgen, mein Emanuel! Ich danke Ihnen recht ſehr für die 25 fl., die hier zurück folgen. Wären Sie doch gekommen! Sie ſind ja der einzige im freundſchaftlichen Baireut, der noch meine 5 Einſamkeit erleuchtet. In der Harmonie ſuch’ ich ja nur Buch- ſtaben — und die warten ſchon. 608. An Max Richter in München. Baireut d. 17. Dez. 〈Freitag〉 1819 Mein guter Max! Hier ſend’ ich dir eine gekaufte Anweiſung auf 10 25 fl. Schicke deine ganze Rechnung nebſt der Anzeige des Geld- reſtes. Du ſelber ſagteſt mir hier, für 12 kr. bekomme man ein gutes Mittageſſen; nimm alſo 15 kr. und leide keinen Hunger. Bei Halsübel frage ſogleich den Arzt, da du mich nicht haſt und da der Croup ſo leicht im Hinterhalte ſein kann. — Die verſprochne Uhr 15 wird dir Regemann mitbringen. — Die Mutter ging in einem ſchönen Wagen nach Chemnitz und in einem eignen nach Dresden, wo ſie 5 Tage froh unter neuen und alten Bekanntſchaften zubrachte — z. B. bei Eliſa v. der Recke, an die ich ſie empfohlen — und kam den 6ten in Berlin an. — Emma kocht und wirthſchaftet unerwartet 20 gut und ich vermiſſe nichts. — Deinen zu freimüthigen Brief an Wagner ſende mir unverſiegelt zum Entſcheiden über die Abgabe. — Schreibe mir, wie du deine Abende und Sonntage zubringſt. — Deine Handſchrift quälte mich bei der Durchſicht des Abgeſchrieb- nen ungemein. Was helfen ſcharfe *) Züge, ſobald es falſche 25 ſind? Deine ß und ſt ſehen wie ſ oder f aus; alſo ſchreibſt du aſlo; nuch ſtatt euch — b wie l, z. B. Knale ſtatt Knabe; die th wie ch. Daher konnt’ ich in deinem letzten Briefe nomina propria nicht leſen, weil man ſie nicht wie andre Wörter errathen kann. Ich bitte dich, ſchreibe dir als dein Selbſt-Schreibemeiſter jeden getadelten 30 Buchſtaben zu wiederholter Nachſchreibung vor. Du wirſt dich dann einſt nicht über mein Klagen beklagen. Warum konnten meine 50 opera und 50 Jahre und ſo viele Exzerpten meine Hand- *) Du ſuchſt ſie ohne Noth und ſchneideſt daher die Feder ſo oft.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/334>, abgerufen am 24.11.2024.