Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

kommen und hat das ganze Haus erfreuet. Was macht Ihre
Wundertochter, die innen reicher ist als wir vielleicht denken? Meinen
Morgengruß an Ihre Gattin!

R.
550. An Otto.5

Guten Tag, mein lieber Otto! Vor der Hand konnt ich nichts
finden als das Gedruckte, wo der alte Hans v. W. aus einfältiger
Delikatesse alle Angaben der Handlung weggelassen, wie manche
Spielerinnen auch gethan. -- Mir grauset vor der künftigen Heer-10
rauchs Hitze.

551. An Friedrich Haug in Stuttgart.
[Kopie]

Mein guter freundlicher, aber doch stummer Haug! Denn ich
hoffte bisher jeden Posttag, Sie würden reden. Zwar hätt' ich viel-15
mehr -- wie ichs auch jetzo thue -- den Anfang machen müssen als
der Abreisende; aber hätt' ich Ihnen vom unbekannten Baireut
nur 1/8 so viel zu schreiben gehabt als Sie mir vom bekannten Stutt-
gart? -- Sogar auch mein schreibglücklicher Voß läßt mich dürsten
nach seiner Dinte -- preußisches Polizei-Plombieren der Papiere ...20
habe so viel genossen, mit dem Herz und mit dem Auge; und doch
ärger' ich mich, daß ich kaum die Hälfte seines Seelen- und Land-
schaften-Reichthums aufgedeckt gesehen. Aber die Schweizer Berge
ziehen mich schon gewiß wieder durch eueren Liebezirkel ... Kuef-
stein
soll sein Wort des Schreibens halten, das er, obwol zur Ge-25
sandtschaft gehörig, doch mir halten muß, da ich nichts bin als ein
bloßer Titularlegazionrath.

552. An Cotta.

Hier folgt was ich für Ihren Damenkalender, hochgeschätzter30
Herr Hofrath, zu geben vermocht. Für das Morgenblatt leg' ich
die Ankündigung meiner Antworten auf Grim's und anderer Gegner
Einwendungen wider meine Sammwörter-Fügungen bei. Das Pu-
blikum misdeutet sonst zu leicht das Verschieben der Widerlegung.

kommen und hat das ganze Haus erfreuet. Was macht Ihre
Wundertochter, die innen reicher iſt als wir vielleicht denken? Meinen
Morgengruß an Ihre Gattin!

R.
550. An Otto.5

Guten Tag, mein lieber Otto! Vor der Hand konnt ich nichts
finden als das Gedruckte, wo der alte Hans v. W. aus einfältiger
Delikateſſe alle Angaben der Handlung weggelaſſen, wie manche
Spielerinnen auch gethan. — Mir grauſet vor der künftigen Heer-10
rauchs Hitze.

551. An Friedrich Haug in Stuttgart.
[Kopie]

Mein guter freundlicher, aber doch ſtummer Haug! Denn ich
hoffte bisher jeden Poſttag, Sie würden reden. Zwar hätt’ ich viel-15
mehr — wie ichs auch jetzo thue — den Anfang machen müſſen als
der Abreiſende; aber hätt’ ich Ihnen vom unbekannten Baireut
nur ⅛ ſo viel zu ſchreiben gehabt als Sie mir vom bekannten Stutt-
gart? — Sogar auch mein ſchreibglücklicher Voß läßt mich dürſten
nach ſeiner Dinte — preußiſches Polizei-Plombieren der Papiere ...20
habe ſo viel genoſſen, mit dem Herz und mit dem Auge; und doch
ärger’ ich mich, daß ich kaum die Hälfte ſeines Seelen- und Land-
ſchaften-Reichthums aufgedeckt geſehen. Aber die Schweizer Berge
ziehen mich ſchon gewiß wieder durch eueren Liebezirkel ... Kuef-
stein
ſoll ſein Wort des Schreibens halten, das er, obwol zur Ge-25
ſandtſchaft gehörig, doch mir halten muß, da ich nichts bin als ein
bloßer Titularlegazionrath.

552. An Cotta.

Hier folgt was ich für Ihren Damenkalender, hochgeſchätzter30
Herr Hofrath, zu geben vermocht. Für das Morgenblatt leg’ ich
die Ankündigung meiner Antworten auf Grim’s und anderer Gegner
Einwendungen wider meine Sammwörter-Fügungen bei. Das Pu-
blikum misdeutet ſonſt zu leicht das Verſchieben der Widerlegung.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0294" n="286"/>
kommen und hat das ganze Haus erfreuet. Was macht Ihre<lb/>
Wundertochter, die innen reicher i&#x017F;t als wir vielleicht denken? Meinen<lb/>
Morgengruß an Ihre Gattin!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>550. An <hi rendition="#g">Otto.</hi><lb n="5"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 27. Juli 1819]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Tag, mein lieber Otto! Vor der Hand konnt ich nichts<lb/>
finden als das Gedruckte, wo der alte Hans v. <hi rendition="#aq">W.</hi> aus einfältiger<lb/>
Delikate&#x017F;&#x017F;e alle Angaben der Handlung weggela&#x017F;&#x017F;en, wie manche<lb/>
Spielerinnen auch gethan. &#x2014; Mir grau&#x017F;et vor der künftigen Heer-<lb n="10"/>
rauchs Hitze.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>551. An <hi rendition="#g">Friedrich Haug in Stuttgart.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 29. Juli 1819]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mein guter freundlicher, aber doch &#x017F;tummer Haug! Denn ich<lb/>
hoffte bisher jeden Po&#x017F;ttag, Sie würden reden. Zwar hätt&#x2019; ich viel-<lb n="15"/>
mehr &#x2014; wie ichs auch jetzo thue &#x2014; den Anfang machen mü&#x017F;&#x017F;en als<lb/>
der Abrei&#x017F;ende; aber hätt&#x2019; ich Ihnen vom unbekannten Baireut<lb/>
nur &#x215B; &#x017F;o viel zu &#x017F;chreiben gehabt als Sie mir vom bekannten Stutt-<lb/>
gart? &#x2014; Sogar auch mein &#x017F;chreibglücklicher <hi rendition="#aq">Voß</hi> läßt mich dür&#x017F;ten<lb/>
nach &#x017F;einer Dinte &#x2014; preußi&#x017F;ches Polizei-Plombieren der Papiere ...<lb n="20"/>
habe &#x017F;o viel geno&#x017F;&#x017F;en, mit dem Herz und mit dem Auge; und doch<lb/>
ärger&#x2019; ich mich, daß ich kaum die Hälfte &#x017F;eines Seelen- und Land-<lb/>
&#x017F;chaften-Reichthums aufgedeckt ge&#x017F;ehen. Aber die Schweizer Berge<lb/>
ziehen mich &#x017F;chon gewiß wieder durch eueren Liebezirkel ... <hi rendition="#aq">Kuef-<lb/>
stein</hi> &#x017F;oll &#x017F;ein Wort des Schreibens halten, das er, obwol zur Ge-<lb n="25"/>
&#x017F;andt&#x017F;chaft gehörig, doch mir halten muß, da ich nichts bin als ein<lb/>
bloßer Titularlegazionrath.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>552. An <hi rendition="#g">Cotta.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 30<hi rendition="#sup">ten</hi> Jul. 1819</hi> </dateline><lb/>
        <p>Hier folgt was ich für Ihren Damenkalender, hochge&#x017F;chätzter<lb n="30"/>
Herr Hofrath, zu geben vermocht. Für das Morgenblatt leg&#x2019; ich<lb/>
die Ankündigung meiner Antworten auf <hi rendition="#aq">Grim&#x2019;s</hi> und anderer Gegner<lb/>
Einwendungen wider meine Sammwörter-Fügungen bei. Das Pu-<lb/>
blikum misdeutet &#x017F;on&#x017F;t zu leicht das Ver&#x017F;chieben der Widerlegung.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0294] kommen und hat das ganze Haus erfreuet. Was macht Ihre Wundertochter, die innen reicher iſt als wir vielleicht denken? Meinen Morgengruß an Ihre Gattin! R. 550. An Otto. 5 [Bayreuth, 27. Juli 1819] Guten Tag, mein lieber Otto! Vor der Hand konnt ich nichts finden als das Gedruckte, wo der alte Hans v. W. aus einfältiger Delikateſſe alle Angaben der Handlung weggelaſſen, wie manche Spielerinnen auch gethan. — Mir grauſet vor der künftigen Heer- 10 rauchs Hitze. 551. An Friedrich Haug in Stuttgart. [Bayreuth, 29. Juli 1819] Mein guter freundlicher, aber doch ſtummer Haug! Denn ich hoffte bisher jeden Poſttag, Sie würden reden. Zwar hätt’ ich viel- 15 mehr — wie ichs auch jetzo thue — den Anfang machen müſſen als der Abreiſende; aber hätt’ ich Ihnen vom unbekannten Baireut nur ⅛ ſo viel zu ſchreiben gehabt als Sie mir vom bekannten Stutt- gart? — Sogar auch mein ſchreibglücklicher Voß läßt mich dürſten nach ſeiner Dinte — preußiſches Polizei-Plombieren der Papiere ... 20 habe ſo viel genoſſen, mit dem Herz und mit dem Auge; und doch ärger’ ich mich, daß ich kaum die Hälfte ſeines Seelen- und Land- ſchaften-Reichthums aufgedeckt geſehen. Aber die Schweizer Berge ziehen mich ſchon gewiß wieder durch eueren Liebezirkel ... Kuef- stein ſoll ſein Wort des Schreibens halten, das er, obwol zur Ge- 25 ſandtſchaft gehörig, doch mir halten muß, da ich nichts bin als ein bloßer Titularlegazionrath. 552. An Cotta. Baireut d. 30ten Jul. 1819 Hier folgt was ich für Ihren Damenkalender, hochgeſchätzter 30 Herr Hofrath, zu geben vermocht. Für das Morgenblatt leg’ ich die Ankündigung meiner Antworten auf Grim’s und anderer Gegner Einwendungen wider meine Sammwörter-Fügungen bei. Das Pu- blikum misdeutet ſonſt zu leicht das Verſchieben der Widerlegung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/294
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/294>, abgerufen am 25.11.2024.