Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

@Dieß setzt' ich mir gestern Abend vor in Ihr
Stammbuch zu schreiben, als mich Ihr
Musterspiel und Musterdichten in der schwä-
bischen Bäuerin ins halbe Schwaben --
nämlich ins ganze weibliche verliebt machte.5


Jean Paul Fr. Richter
61. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Ich schicke dir hier einen schönen Abend
in diesem Buche, eines der besten seit langer Zeit trotz seinem Über-10
schwange. Leset es schnell durch, damit ich vom Grafen Münster
den zweiten Theil kann abholen lassen. Seit gestern hatten ich und
C[aroline] es durch. -- Für meine Anweisung hab ich schon Münch,
freilich mit einem Verlust von 1/2 pc.

62. An Otto.15

Guten Morgen, Alter! Dieser Band wird dich noch mehr hin-
reißen. Wenn ich ihn nur Sonntags wieder habe -- und da kaum.
-- Diskurse könnten wir jetzo halten von hier bis Berneck. Könnten
wir denn nicht wenigstens einige abthun in meiner Stube -- z. B.20
heute abends?

63. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter! Hier kommt unser alter Thieriot zurück
bis aufs kleinste Läppchen. -- Er mag sich und andere mit seinem25
Stile quälen wie er will: er erfreuet doch. Von seiner Naturdich-
terin versteht sichs ohnehin, die gerade so leicht findet als er schwer
sucht.

64. An Emanuel.
30

Guten Morgen, Emanuel! 10,000 mal besser ist dieses Ebenbild
als das vorige Unebenbild. Ihr ganzer Ernst ist zwar nicht darin,

@Dieß ſetzt’ ich mir geſtern Abend vor in Ihr
Stammbuch zu ſchreiben, als mich Ihr
Muſterſpiel und Muſterdichten in der ſchwä-
biſchen Bäuerin ins halbe Schwaben
nämlich ins ganze weibliche verliebt machte.5


Jean Paul Fr. Richter
61. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Ich ſchicke dir hier einen ſchönen Abend
in dieſem Buche, eines der beſten ſeit langer Zeit trotz ſeinem Über-10
ſchwange. Leſet es ſchnell durch, damit ich vom Grafen Münſter
den zweiten Theil kann abholen laſſen. Seit geſtern hatten ich und
C[aroline] es durch. — Für meine Anweiſung hab ich ſchon Münch,
freilich mit einem Verluſt von ½ pc.

62. An Otto.15

Guten Morgen, Alter! Dieſer Band wird dich noch mehr hin-
reißen. Wenn ich ihn nur Sonntags wieder habe — und da kaum.
— Diſkurſe könnten wir jetzo halten von hier bis Berneck. Könnten
wir denn nicht wenigſtens einige abthun in meiner Stube — z. B.20
heute abends?

63. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter! Hier kommt unſer alter Thieriot zurück
bis aufs kleinſte Läppchen. — Er mag ſich und andere mit ſeinem25
Stile quälen wie er will: er erfreuet doch. Von ſeiner Naturdich-
terin verſteht ſichs ohnehin, die gerade ſo leicht findet als er ſchwer
ſucht.

64. An Emanuel.
30

Guten Morgen, Emanuel! 10,000 mal beſſer iſt dieſes Ebenbild
als das vorige Unebenbild. Ihr ganzer Ernſt iſt zwar nicht darin,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <pb facs="#f0029" n="24"/>
        <p> <hi rendition="#right #sameLine">@Dieß &#x017F;etzt&#x2019; ich mir ge&#x017F;tern Abend vor in Ihr<lb/>
Stammbuch zu &#x017F;chreiben, als mich Ihr<lb/>
Mu&#x017F;ter&#x017F;piel und Mu&#x017F;terdichten in der &#x017F;chwä-<lb/>
bi&#x017F;chen Bäuerin ins <hi rendition="#g">halbe Schwaben</hi> &#x2014;<lb/>
nämlich ins <hi rendition="#g">ganze weibliche</hi> verliebt machte.<lb n="5"/>
</hi> </p>
        <closer>
          <dateline> <hi rendition="#left"><hi rendition="#aq">Baireuth</hi><lb/>
d. 30<hi rendition="#sup">ten</hi> Mai<lb/>
1815</hi> </dateline><lb/>
          <salute> <hi rendition="#right">Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>61. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Juni 1815?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Ich &#x017F;chicke dir hier einen &#x017F;chönen Abend<lb/>
in die&#x017F;em Buche, eines der be&#x017F;ten &#x017F;eit langer Zeit trotz &#x017F;einem Über-<lb n="10"/>
&#x017F;chwange. Le&#x017F;et es &#x017F;chnell durch, damit ich vom Grafen Mün&#x017F;ter<lb/>
den zweiten Theil kann abholen la&#x017F;&#x017F;en. Seit ge&#x017F;tern hatten ich und<lb/><hi rendition="#aq">C[aroline]</hi> es durch. &#x2014; Für meine Anwei&#x017F;ung hab ich &#x017F;chon <hi rendition="#aq">Münch,</hi><lb/>
freilich mit einem Verlu&#x017F;t von ½ <hi rendition="#aq">pc.</hi></p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>62. An <hi rendition="#g">Otto.</hi><lb n="15"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Juni 1815?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Die&#x017F;er Band wird dich noch mehr hin-<lb/>
reißen. Wenn ich ihn nur Sonntags wieder habe &#x2014; und da kaum.<lb/>
&#x2014; Di&#x017F;kur&#x017F;e könnten wir jetzo halten von hier bis Berneck. Könnten<lb/>
wir denn nicht wenig&#x017F;tens einige abthun in meiner Stube &#x2014; z. B.<lb n="20"/>
heute abends?</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>63. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Juni 1815]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Hier kommt un&#x017F;er alter <hi rendition="#aq">Thieriot</hi> zurück<lb/>
bis aufs klein&#x017F;te Läppchen. &#x2014; Er mag &#x017F;ich und andere mit &#x017F;einem<lb n="25"/>
Stile quälen wie er will: er erfreuet doch. Von &#x017F;einer Naturdich-<lb/>
terin ver&#x017F;teht &#x017F;ichs ohnehin, die gerade &#x017F;o leicht findet als er &#x017F;chwer<lb/>
&#x017F;ucht.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>64. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 18. Juni 1815]</hi> </dateline>
        <lb n="30"/>
        <p>Guten Morgen, Emanuel! 10,000 mal be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t die&#x017F;es Ebenbild<lb/>
als das vorige Unebenbild. Ihr ganzer Ern&#x017F;t i&#x017F;t zwar nicht darin,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0029] @Dieß ſetzt’ ich mir geſtern Abend vor in Ihr Stammbuch zu ſchreiben, als mich Ihr Muſterſpiel und Muſterdichten in der ſchwä- biſchen Bäuerin ins halbe Schwaben — nämlich ins ganze weibliche verliebt machte. 5 Baireuth d. 30ten Mai 1815 Jean Paul Fr. Richter 61. An Otto. [Bayreuth, Juni 1815?] Guten Morgen, Alter! Ich ſchicke dir hier einen ſchönen Abend in dieſem Buche, eines der beſten ſeit langer Zeit trotz ſeinem Über- 10 ſchwange. Leſet es ſchnell durch, damit ich vom Grafen Münſter den zweiten Theil kann abholen laſſen. Seit geſtern hatten ich und C[aroline] es durch. — Für meine Anweiſung hab ich ſchon Münch, freilich mit einem Verluſt von ½ pc. 62. An Otto. 15 [Bayreuth, Juni 1815?] Guten Morgen, Alter! Dieſer Band wird dich noch mehr hin- reißen. Wenn ich ihn nur Sonntags wieder habe — und da kaum. — Diſkurſe könnten wir jetzo halten von hier bis Berneck. Könnten wir denn nicht wenigſtens einige abthun in meiner Stube — z. B. 20 heute abends? 63. An Emanuel. [Bayreuth, Juni 1815] Guten Morgen, Alter! Hier kommt unſer alter Thieriot zurück bis aufs kleinſte Läppchen. — Er mag ſich und andere mit ſeinem 25 Stile quälen wie er will: er erfreuet doch. Von ſeiner Naturdich- terin verſteht ſichs ohnehin, die gerade ſo leicht findet als er ſchwer ſucht. 64. An Emanuel. [Bayreuth, 18. Juni 1815] 30 Guten Morgen, Emanuel! 10,000 mal beſſer iſt dieſes Ebenbild als das vorige Unebenbild. Ihr ganzer Ernſt iſt zwar nicht darin,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/29
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/29>, abgerufen am 25.11.2024.