Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

Begnügsamkeit mit Baireut -- deren ich nicht fähig wäre --
wenigstens auf einige Wochen vergäßest und geradezu -- reisetest.
Machen ließe sichs, wenn du nur wolltest, und verdient, mein Alter,
hättest du es längst. Ahme mich nach.

Der andere Wunsch aber ist, daß du am Geburt- d. h. am Ent-5
schließtage mir folgen wolltest, wenn ich dir rathe, unter dem --
eben heute abends ausgearbeiteten -- Titel:
"Gesammelte Streit-Opposizions- Blätter gegen neueste Irr-
"thümer Ansichten in Geschichte, Handel und Politik; von
"Christianus und Georgius. Erste oder historische Lieferung" --
10
deine Werkchen sammeln möchtest.

Himmel! es ginge -- deine Aufsätze sind so zerstreuet und so
wenigen namentlich bekannt (z. B. mir) -- und Reimer, Enslin,
Winter, Bertuch etc.etc. wären gewiß behülflich.

Was die Liebe gerathen und gewünscht, wird auch die Liebe15
vergeben, sogar ohne zu erfüllen. Dein Tag werde schön und der
Nachtrab von 364 Tagen gleichfalls.

Dein
Freund Richter
483. An Emanuel.20

Mein guter Emanuel, guten Morgen! Wird doch alles Gute
so theuer in der Welt erkauft, wenn man es nicht blos selber ist,
sondern es auch haben will. -- Auch meinen Körper stechen [!] der
Winter mit seinen Frostinsekten. Meine Emma soll nachher fragen,25
was denn eigentlich Ihrer lieben Frau fehlt.

484. An Johann Andreas Uthe in Dresden.
[Unter einem Brief Karolinens vom 16. Dez. 1818]
Nachschrift!

Geliebter und hochgeschätzter Herr Schwager! Sie haben mir30
und meiner Frau ein schönes Christgeschenk durch Ihre Nachricht
und durch den nähern Antheil gemacht, den Sie mich an dem Neu-
geliebten durch das Weiterleihen meines Taufnamens nehmen lassen.
Hier haben Ihnen der Himmel und die herzlich geliebte Minna das

Begnügſamkeit mit Baireut — deren ich nicht fähig wäre —
wenigſtens auf einige Wochen vergäßeſt und geradezu — reiſeteſt.
Machen ließe ſichs, wenn du nur wollteſt, und verdient, mein Alter,
hätteſt du es längſt. Ahme mich nach.

Der andere Wunſch aber iſt, daß du am Geburt- d. h. am Ent-5
ſchließtage mir folgen wollteſt, wenn ich dir rathe, unter dem —
eben heute abends ausgearbeiteten — Titel:
„Geſammelte Streit-〈Oppoſizions-〉 Blätter gegen neueſte Irr-
„thümer 〈Anſichten〉 in Geſchichte, Handel und Politik; von
„Chriſtianus und Georgius. Erſte oder hiſtoriſche Lieferung“ —
10
deine Werkchen ſammeln möchteſt.

Himmel! es ginge — deine Aufſätze ſind ſo zerſtreuet und ſo
wenigen namentlich bekannt (z. B. mir) — und Reimer, Enslin,
Winter, Bertuch ꝛc.ꝛc. wären gewiß behülflich.

Was die Liebe gerathen und gewünſcht, wird auch die Liebe15
vergeben, ſogar ohne zu erfüllen. Dein Tag werde ſchön und der
Nachtrab von 364 Tagen gleichfalls.

Dein
Freund Richter
483. An Emanuel.20

Mein guter Emanuel, guten Morgen! Wird doch alles Gute
ſo theuer in der Welt erkauft, wenn man es nicht blos ſelber iſt,
ſondern es auch haben will. — Auch meinen Körper ſtechen [!] der
Winter mit ſeinen Froſtinſekten. Meine Emma ſoll nachher fragen,25
was denn eigentlich Ihrer lieben Frau fehlt.

484. An Johann Andreas Uthe in Dresden.
[Unter einem Brief Karolinens vom 16. Dez. 1818]
Nachſchrift!

Geliebter und hochgeſchätzter Herr Schwager! Sie haben mir30
und meiner Frau ein ſchönes Chriſtgeſchenk durch Ihre Nachricht
und durch den nähern Antheil gemacht, den Sie mich an dem Neu-
geliebten durch das Weiterleihen meines Taufnamens nehmen laſſen.
Hier haben Ihnen der Himmel und die herzlich geliebte Minna das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0249" n="242"/>
Begnüg&#x017F;amkeit mit Baireut &#x2014; deren ich nicht fähig wäre &#x2014;<lb/>
wenig&#x017F;tens auf einige Wochen vergäße&#x017F;t und geradezu &#x2014; rei&#x017F;ete&#x017F;t.<lb/>
Machen ließe &#x017F;ichs, wenn du nur wollte&#x017F;t, und verdient, mein Alter,<lb/>
hätte&#x017F;t du es läng&#x017F;t. Ahme mich nach.</p><lb/>
        <p>Der andere Wun&#x017F;ch aber i&#x017F;t, daß du am Geburt- d. h. am Ent-<lb n="5"/>
&#x017F;chließtage mir folgen wollte&#x017F;t, wenn ich dir rathe, unter dem &#x2014;<lb/>
eben heute abends ausgearbeiteten &#x2014; Titel:<lb/><hi rendition="#et">&#x201E;Ge&#x017F;ammelte Streit-&#x2329;Oppo&#x017F;izions-&#x232A; Blätter gegen neue&#x017F;te Irr-<lb/>
&#x201E;thümer &#x2329;An&#x017F;ichten&#x232A; in Ge&#x017F;chichte, Handel und Politik; von<lb/>
&#x201E;Chri&#x017F;tianus und Georgius. Er&#x017F;te oder hi&#x017F;tori&#x017F;che Lieferung&#x201C; &#x2014;</hi><lb n="10"/>
deine Werkchen &#x017F;ammeln möchte&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Himmel! es ginge &#x2014; deine Auf&#x017F;ätze &#x017F;ind &#x017F;o zer&#x017F;treuet und &#x017F;o<lb/>
wenigen namentlich bekannt (z. B. mir) &#x2014; und Reimer, Enslin,<lb/>
Winter, Bertuch &#xA75B;c.&#xA75B;c. wären gewiß behülflich.</p><lb/>
        <p>Was die Liebe gerathen und gewün&#x017F;cht, wird auch die Liebe<lb n="15"/>
vergeben, &#x017F;ogar ohne zu erfüllen. Dein Tag werde &#x017F;chön und der<lb/>
Nachtrab von 364 Tagen gleichfalls.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Dein<lb/>
Freund Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>483. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><lb n="20"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 15. Dez. 1818]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mein guter Emanuel, guten Morgen! Wird doch alles Gute<lb/>
&#x017F;o theuer in der Welt erkauft, wenn man es nicht blos &#x017F;elber i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;ondern es auch haben will. &#x2014; Auch meinen Körper &#x017F;techen [!] der<lb/>
Winter mit &#x017F;einen Fro&#x017F;tin&#x017F;ekten. Meine Emma &#x017F;oll nachher fragen,<lb n="25"/>
was denn eigentlich Ihrer lieben Frau fehlt.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>484. An <hi rendition="#g">Johann Andreas Uthe in Dresden.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial"> <hi rendition="#c">[Unter einem Brief Karolinens vom 16. Dez. 1818]<lb/>
Nach&#x017F;chrift!</hi> </note><lb/>
        <p>Geliebter und hochge&#x017F;chätzter Herr Schwager! Sie haben mir<lb n="30"/>
und meiner Frau ein &#x017F;chönes Chri&#x017F;tge&#x017F;chenk durch Ihre Nachricht<lb/>
und durch den nähern Antheil gemacht, den Sie mich an dem Neu-<lb/>
geliebten durch das Weiterleihen meines Taufnamens nehmen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Hier haben Ihnen der Himmel und die herzlich geliebte <hi rendition="#aq">Minna</hi> das<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0249] Begnügſamkeit mit Baireut — deren ich nicht fähig wäre — wenigſtens auf einige Wochen vergäßeſt und geradezu — reiſeteſt. Machen ließe ſichs, wenn du nur wollteſt, und verdient, mein Alter, hätteſt du es längſt. Ahme mich nach. Der andere Wunſch aber iſt, daß du am Geburt- d. h. am Ent- 5 ſchließtage mir folgen wollteſt, wenn ich dir rathe, unter dem — eben heute abends ausgearbeiteten — Titel: „Geſammelte Streit-〈Oppoſizions-〉 Blätter gegen neueſte Irr- „thümer 〈Anſichten〉 in Geſchichte, Handel und Politik; von „Chriſtianus und Georgius. Erſte oder hiſtoriſche Lieferung“ — 10 deine Werkchen ſammeln möchteſt. Himmel! es ginge — deine Aufſätze ſind ſo zerſtreuet und ſo wenigen namentlich bekannt (z. B. mir) — und Reimer, Enslin, Winter, Bertuch ꝛc.ꝛc. wären gewiß behülflich. Was die Liebe gerathen und gewünſcht, wird auch die Liebe 15 vergeben, ſogar ohne zu erfüllen. Dein Tag werde ſchön und der Nachtrab von 364 Tagen gleichfalls. Dein Freund Richter 483. An Emanuel. 20 [Bayreuth, 15. Dez. 1818] Mein guter Emanuel, guten Morgen! Wird doch alles Gute ſo theuer in der Welt erkauft, wenn man es nicht blos ſelber iſt, ſondern es auch haben will. — Auch meinen Körper ſtechen [!] der Winter mit ſeinen Froſtinſekten. Meine Emma ſoll nachher fragen, 25 was denn eigentlich Ihrer lieben Frau fehlt. 484. An Johann Andreas Uthe in Dresden. Geliebter und hochgeſchätzter Herr Schwager! Sie haben mir 30 und meiner Frau ein ſchönes Chriſtgeſchenk durch Ihre Nachricht und durch den nähern Antheil gemacht, den Sie mich an dem Neu- geliebten durch das Weiterleihen meines Taufnamens nehmen laſſen. Hier haben Ihnen der Himmel und die herzlich geliebte Minna das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/249
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/249>, abgerufen am 22.11.2024.