Eltern wünsch' ich Glück zur Reise, das ohnehin schon der äußere Himmel zu geben anfängt. -- Und so lebe recht froh, Lieber! Schreibe aber bald!
Dein J. P. F. Richter
5
457. An Wenner in Frankfurt a. M.
[Kopie][Bayreuth, 7. Sept. 1818]
Den 13ten Jul. schrieb ich Ihnen, daß ich den 22 Jun. geschrieben, und heute meld' [ich] wieder das Schreiben vom 13 Jul., in welchem 6 fl. für ein Loos etc. Da Ihr Schweigen doch möglicher Weise10 von einer Reise konnte veranlaßt werden, auf welche Ihnen das kleine Paquet nicht nachgezogen wäre; und da [ich] dadurch die mehren 1000 fl. einbüßen könnte, die ich etwa in der Lotterie ge- wänne: so mach' ich diese Anzeige, um durch ein zweites Schreiben Ihres Verreisens versichert zu sein.15
Aber Scherz und Lotterie bei Seite! Ich wünschte wol einmal ein Antwörtchen von Ihnen.
458. An Franz Xaver Reichel in Wien.
[Kopie][Bayreuth, 9. Sept. 1818]
Ihren Brief hab' ich mit reinmenschlicher Freude über Ihre Liebe20 und über Ihre Ansichten und Kräfte gelesen; -- und nur deßhalb beantwort' ich ihn, denn sonst lassen mich die Menge von Briefen und die Armuth an Zeit gewöhnlich schweigen.
Sie scheinen meinen ästhetischen Wirkkreis mit meinem politischen konzentrisch zu finden. Aber dieses ist auch bei dem besten Willen25 nicht der Fall, ich habe noch wenig für andere durch andere thun können; und mußt' es immer selber thun.
Aber auch sogar wenn Sie sich mit Ihrem (fast unbestimmt aus- gedrückten) Wunsche einer Anstellung an einen Geschäftmann von wirklichem Einflusse gewandt hätten: so würde er doch nicht ihn haben30 erfüllen können, bei dem Überflusse inländischer Mitbewerber und bei den übrigen Schwierigkeiten, welche durch die Entfernung und durch die Unbekanntschaft entstehen. Unbegreiflich ist, wie Talente,
Eltern wünſch’ ich Glück zur Reiſe, das ohnehin ſchon der äußere Himmel zu geben anfängt. — Und ſo lebe recht froh, Lieber! Schreibe aber bald!
Dein J. P. F. Richter
5
457. An Wenner in Frankfurt a. M.
[Kopie][Bayreuth, 7. Sept. 1818]
Den 13ten Jul. ſchrieb ich Ihnen, daß ich den 22 Jun. geſchrieben, und heute meld’ [ich] wieder das Schreiben vom 13 Jul., in welchem 6 fl. für ein Loos ꝛc. Da Ihr Schweigen doch möglicher Weiſe10 von einer Reiſe konnte veranlaßt werden, auf welche Ihnen das kleine Paquet nicht nachgezogen wäre; und da [ich] dadurch die mehren 1000 fl. einbüßen könnte, die ich etwa in der Lotterie ge- wänne: ſo mach’ ich dieſe Anzeige, um durch ein zweites Schreiben Ihres Verreiſens verſichert zu ſein.15
Aber Scherz und Lotterie bei Seite! Ich wünſchte wol einmal ein Antwörtchen von Ihnen.
458. An Franz Xaver Reichel in Wien.
[Kopie][Bayreuth, 9. Sept. 1818]
Ihren Brief hab’ ich mit reinmenſchlicher Freude über Ihre Liebe20 und über Ihre Anſichten und Kräfte geleſen; — und nur deßhalb beantwort’ ich ihn, denn ſonſt laſſen mich die Menge von Briefen und die Armuth an Zeit gewöhnlich ſchweigen.
Sie ſcheinen meinen äſthetiſchen Wirkkreis mit meinem politiſchen konzentriſch zu finden. Aber dieſes iſt auch bei dem beſten Willen25 nicht der Fall, ich habe noch wenig für andere durch andere thun können; und mußt’ es immer ſelber thun.
Aber auch ſogar wenn Sie ſich mit Ihrem (faſt unbeſtimmt aus- gedrückten) Wunſche einer Anſtellung an einen Geſchäftmann von wirklichem Einfluſſe gewandt hätten: ſo würde er doch nicht ihn haben30 erfüllen können, bei dem Überfluſſe inländiſcher Mitbewerber und bei den übrigen Schwierigkeiten, welche durch die Entfernung und durch die Unbekanntſchaft entſtehen. Unbegreiflich iſt, wie Talente,
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Eltern wünſch’ ich Glück zur Reiſe, das ohnehin ſchon der äußere
Himmel zu geben anfängt. — Und ſo lebe recht froh, Lieber!
Schreibe aber bald!
Dein
J. P. F. Richter 5
457. An Wenner in Frankfurt a. M.
[Bayreuth, 7. Sept. 1818]
Den 13ten Jul. ſchrieb ich Ihnen, daß ich den 22 Jun. geſchrieben,
und heute meld’ [ich] wieder das Schreiben vom 13 Jul., in welchem
6 fl. für ein Loos ꝛc. Da Ihr Schweigen doch möglicher Weiſe 10
von einer Reiſe konnte veranlaßt werden, auf welche Ihnen das
kleine Paquet nicht nachgezogen wäre; und da [ich] dadurch die
mehren 1000 fl. einbüßen könnte, die ich etwa in der Lotterie ge-
wänne: ſo mach’ ich dieſe Anzeige, um durch ein zweites Schreiben
Ihres Verreiſens verſichert zu ſein. 15
Aber Scherz und Lotterie bei Seite! Ich wünſchte wol einmal
ein Antwörtchen von Ihnen.
458. An Franz Xaver Reichel in Wien.
[Bayreuth, 9. Sept. 1818]
Ihren Brief hab’ ich mit reinmenſchlicher Freude über Ihre Liebe 20
und über Ihre Anſichten und Kräfte geleſen; — und nur deßhalb
beantwort’ ich ihn, denn ſonſt laſſen mich die Menge von Briefen
und die Armuth an Zeit gewöhnlich ſchweigen.
Sie ſcheinen meinen äſthetiſchen Wirkkreis mit meinem politiſchen
konzentriſch zu finden. Aber dieſes iſt auch bei dem beſten Willen 25
nicht der Fall, ich habe noch wenig für andere durch andere thun
können; und mußt’ es immer ſelber thun.
Aber auch ſogar wenn Sie ſich mit Ihrem (faſt unbeſtimmt aus-
gedrückten) Wunſche einer Anſtellung an einen Geſchäftmann von
wirklichem Einfluſſe gewandt hätten: ſo würde er doch nicht ihn haben 30
erfüllen können, bei dem Überfluſſe inländiſcher Mitbewerber und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/237>, abgerufen am 16.07.2024.
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