Meine Seele ist so sehr in deine philosophische eingewurzelt, daß der Wind eigner und fremder Meinungen sie nur beugen, nicht auswurzeln kann.5
447. An Major von Egloffstein in Rollenberg.
[Kopie][Bayreuth, 31. Juli 1818]
Ihr Britte, der sich besser als andere Engländer erinnert, daß wir und sie nicht zwar Wand- und Thürnachbarn, aber Blutverwandte sind.
448. An Otto.10
[Bayreuth, Ende Juli oder Anfang Aug. 1818]
Guten Abend, Alter! Du mußt mir doch das Nicht-Schweigen verstatten. Ich erwarte, da ich den 17ten Jul. an Reimer geschrieben, jeden Posttag die 1000 fl., die er mir noch schuldet; und dann könnt' ich dir leicht die 150 fl. geben. Bedarfst du aber für dich selber,15 nicht für einen andern Geld: so könnt' ichs vorher etwa zu 50 fl. treiben. Schlafe wol!
449. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 31. Jul. 1818
Mein guter Heinrich! Ich will doch wenigstens einen Schreib-20 anfang machen. Deine zwei Briefe hab' ich erhalten. Meinen -- sammt einem an Schelver und einem Emma's Briefchen -- wirst du auch bekommen haben. Ich genieße Heidelberg weit mehr auf deinem Briefpapier als auf seinem Stadtpflaster. -- Über die Sphärenmusik kann ich dir nur aus dem Gedächtnis -- weil mir die25 Stellen darüber in meinen Exzerpten nicht in die Hände fallen wollen -- das was du auch selber weißt sagen, daß man früher die Kreise, welche durch die Gestirne um die Erde beschrieben werden, für wol- tönend gehalten, und daß man nur aus ihrer Unaufhörlichkeit unser taubes Ohr dagegen hergeleitet, und daß man später, als man den30 Gestirnen Geister gegeben, diesen die Wollaute zugeschrieben. --
Deinen Shakespeare kann ich Vorrede und Noten wegen gar nicht erwarten und selber die beste Übersetzung steht mir dagegen zurück.
446. An Friedrich Heinrich Jacobi in München.
[Kopie][Bayreuth, 30. Juli 1818]
Meine Seele iſt ſo ſehr in deine philoſophiſche eingewurzelt, daß der Wind eigner und fremder Meinungen ſie nur beugen, nicht auswurzeln kann.5
447. An Major von Egloffſtein in Rollenberg.
[Kopie][Bayreuth, 31. Juli 1818]
Ihr Britte, der ſich beſſer als andere Engländer erinnert, daß wir und ſie nicht zwar Wand- und Thürnachbarn, aber Blutverwandte ſind.
448. An Otto.10
[Bayreuth, Ende Juli oder Anfang Aug. 1818]
Guten Abend, Alter! Du mußt mir doch das Nicht-Schweigen verſtatten. Ich erwarte, da ich den 17ten Jul. an Reimer geſchrieben, jeden Poſttag die 1000 fl., die er mir noch ſchuldet; und dann könnt’ ich dir leicht die 150 fl. geben. Bedarfſt du aber für dich ſelber,15 nicht für einen andern Geld: ſo könnt’ ichs vorher etwa zu 50 fl. treiben. Schlafe wol!
449. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 31. Jul. 1818
Mein guter Heinrich! Ich will doch wenigſtens einen Schreib-20 anfang machen. Deine zwei Briefe hab’ ich erhalten. Meinen — ſammt einem an Schelver und einem Emma’s Briefchen — wirſt du auch bekommen haben. Ich genieße Heidelberg weit mehr auf deinem Briefpapier als auf ſeinem Stadtpflaſter. — Über die Sphärenmuſik kann ich dir nur aus dem Gedächtnis — weil mir die25 Stellen darüber in meinen Exzerpten nicht in die Hände fallen wollen — das was du auch ſelber weißt ſagen, daß man früher die Kreiſe, welche durch die Geſtirne um die Erde beſchrieben werden, für wol- tönend gehalten, und daß man nur aus ihrer Unaufhörlichkeit unſer taubes Ohr dagegen hergeleitet, und daß man ſpäter, als man den30 Geſtirnen Geiſter gegeben, dieſen die Wollaute zugeſchrieben. —
Deinen Shakeſpeare kann ich Vorrede und Noten wegen gar nicht erwarten und ſelber die beſte Überſetzung ſteht mir dagegen zurück.
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[222/0229]
446. An Friedrich Heinrich Jacobi in München.
[Bayreuth, 30. Juli 1818]
Meine Seele iſt ſo ſehr in deine philoſophiſche eingewurzelt, daß
der Wind eigner und fremder Meinungen ſie nur beugen, nicht
auswurzeln kann. 5
447. An Major von Egloffſtein in Rollenberg.
[Bayreuth, 31. Juli 1818]
Ihr Britte, der ſich beſſer als andere Engländer erinnert, daß wir
und ſie nicht zwar Wand- und Thürnachbarn, aber Blutverwandte ſind.
448. An Otto. 10
[Bayreuth, Ende Juli oder Anfang Aug. 1818]
Guten Abend, Alter! Du mußt mir doch das Nicht-Schweigen
verſtatten. Ich erwarte, da ich den 17ten Jul. an Reimer geſchrieben,
jeden Poſttag die 1000 fl., die er mir noch ſchuldet; und dann könnt’
ich dir leicht die 150 fl. geben. Bedarfſt du aber für dich ſelber, 15
nicht für einen andern Geld: ſo könnt’ ichs vorher etwa zu 50 fl.
treiben. Schlafe wol!
449. An Heinrich Voß in Heidelberg.
Baireut d. 31. Jul. 1818
Mein guter Heinrich! Ich will doch wenigſtens einen Schreib- 20
anfang machen. Deine zwei Briefe hab’ ich erhalten. Meinen —
ſammt einem an Schelver und einem Emma’s Briefchen — wirſt
du auch bekommen haben. Ich genieße Heidelberg weit mehr auf
deinem Briefpapier als auf ſeinem Stadtpflaſter. — Über die
Sphärenmuſik kann ich dir nur aus dem Gedächtnis — weil mir die 25
Stellen darüber in meinen Exzerpten nicht in die Hände fallen wollen
— das was du auch ſelber weißt ſagen, daß man früher die Kreiſe,
welche durch die Geſtirne um die Erde beſchrieben werden, für wol-
tönend gehalten, und daß man nur aus ihrer Unaufhörlichkeit unſer
taubes Ohr dagegen hergeleitet, und daß man ſpäter, als man den 30
Geſtirnen Geiſter gegeben, dieſen die Wollaute zugeſchrieben. —
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erwarten und ſelber die beſte Überſetzung ſteht mir dagegen zurück.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
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Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/229>, abgerufen am 16.02.2025.
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